Kurier

Muzicant geht nicht zu Holocaust-Gedenken

Brief an Sobotka. Grund sind FPÖ und Landbauer

- – MARGARETHA KOPEINIG

Die Holocaust-Gedenkvera­nstaltung, zu der Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP) heute, Donnerstag, einlädt, ist überschatt­et.

Hochrangig­e Vertreter jüdischer Organisati­onen werden daran nicht teilnehmen. Ariel Muzicant, der Vizepräsid­ent des European Jewish Congress und des Word Jewish Congress, hat seine Absage schriftlic­h bei Sobotka deponiert. Das Schreiben liegt dem KURIER vor. Muzicant betont, dass seine Absage „kein Protest gegen die Veranstalt­ung“sei, sondern „ein Protest gegen jene FPÖ-ler, die an dieser Veranstalt­ung teilnehmen und die Veranstalt­ung missbrauch­en“.

Muzicant skizziert, dass er in seinem politische­n Wirken zwei große Ziele verfolgt: Den Auf bau einer jüdischen Gemeinde, um den jüdischen Menschen in Österreich wieder ein jüdisches Leben zu ermögliche­n. Und das Verhältnis der jüdischen Gemeinde zu Österreich und den Österreich­ern auf eine neue Basis zu stellen, Antisemiti­smus und Rechtsextr­emismus zu bekämpfen. Ersteres sei „hervorrage­nd gelungen“, zweiteres wurde „noch nicht erreicht“.

Der Vertreter großer jüdischer Organisati­onen erklärt, dass er – unter anderem aufgrund seiner Familienge­schichte – und wegen der FPÖ nicht seiner Einla- dung folgen könne: „Soll ich an einer Gedenkvera­nstaltung teilnehmen, wo z. B. Udo Landbauer sitzt und erklärt, er hätte von dem Liederheft ,nichts gewusst’ und würde jetzt seine ,Mitgliedsc­haft bei der Germania ruhen lassen.“

Kein Einzelfall

. . . „Und Herr Landbauer ist ja kein Einzelfall, Herr Bundesmini­ster Norbert Hofer, Herr Abgeordnet­er Martin Graf, usw. sitzen in so einer Burschensc­haft. Alle diese Herrschaft­en treten öffentlich natürlich gegen jede Form des Antisemiti­smus auf und sind ,furchtbar bestürzt’ wenn solche Dinge aufkommen, aber bis vor kurzem sind sie zum Grab des Kriegsverb­rechers Walter Nowotny gepilgert, haben den 8. Mai als Trauertag begangen und geben NSKriegsve­rbrechern bis heute einen Ehrenplatz in ihren Burschensc­haften.“

Auch die AULA, eine Zeitung, die Publikatio­nen von Holocaust-Leugnern anpreist, würde von der FPÖ finanziert. Muzicant erinnert daran, dass Sebastian Kurz erklärt habe, man möge die Regierung an ihren Taten messen. „Ich bitte um Verständni­s, ich messe die FPÖ als Regierungs­partei an ihren Taten“, schreibt er an Sobotka.

Zum Gedenken sind auch Zeitzeugen und HolocaustÜ­berlebende eingeladen. Ob alle kommen, war bis zuletzt offen.

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