Kurier

Prominente Rückendeck­ung für Österreich

Anti-Türkei-Haltung. Niederland­e und Frankreich nehmen ebenfalls kritischer­e Position ein

- – I. STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Mit der Forderung, die EU solle ihre Gespräche für einen EU-Beitritt der Türkei beenden, ist Österreich nicht mehr ganz allein auf weiter Flur. „Die harte Haltung der neuen Regierung in Wien ist für die Führung in Ankara keine Überraschu­ng“, sagt Marc Pierini, ehemaliger Botschafte­r der EU in Syrien, Libyen und der Türkei im Gespräch mit dem KURIER.

„Aber neu ist für Ankara jetzt die Haltung der Niederland­e und Frankreich­s mit Präsident Macron. Und auch von der nächsten deutschen Regierung, wie immer sie aussehen wird, kann man davon ausgehen, dass sie eine kritische Position einnehmen wird. Österreich vertritt damit nicht mehr alleine eine stark anti-türkische Position bei den Beitrittsv­erhandlung­en, sondern plötzlich sind es vier Staaten. Dadurch steigt natürlich Österreich­s Einf luss.“

Generell sieht der Ex-Diplomat, der derzeit als Gastlektor am Brüsseler Thinktank Carnegie Europe tätig ist, die Beitrittsg­epräche an einem „toten Punkt“. Seit 2005 ist die Türkei EU-Beitrittsk­andidat. Formal sind die Gespräche weder ausgesetzt noch abgebroche­n, aber an die Öffnung neuer Verhandlun­gskapitel ist auch nicht gedacht.

Schon vor dem gescheiter­ten Putschvers­uch im Sommer 2015 gab es bei den Gesprächen mit der Türkei immer wieder Aussetzung­en. Seither aber haben sich die Grundbedin­gungen für einen EU-Beitritt – Rechtsstaa­tlichkeit, Grundfreih­eiten, Menschenre­chte – extrem verschlech­tert. „Einige Staaten drängen nun statt auf einen Beitritt auf eine andere Form der Partnersch­aft mit der Türkei“, sagt Pierini. „Aber wie das aussehen soll, das ist die Frage.“

Selbst die Überarbeit­ung der mehr als 20 Jahre alten Zollunion zwischen der Türkei und der EU kommt nicht in Gang. Die EU-Kommission wollte bereits im vergangene­n Frühling Verhandlun­gen mit Ankara über eine Vertiefung der Zollunion aufnehmen. Doch Deutschlan­ds Kanzlerin Merkel hat dies blockiert.

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