Kurier

Polen startet Initiative gegen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2

Energie. Laut Premier Mateusz Morawiecki gefährdet das Projekt die Unabhängig­keit der Ukraine.

- AUS WARSCHAU

Die Nord Stream 2 ist eine zusätzlich­e Pipeline von den russischen Gaslagern in die EU. Sie soll ab 2019 von der russischen Küste durch die Ostsee bis ins deutsche Greifswald reichen. Der Bau der Pipeline, die die OMV mitfinanzi­ert, ist umstritten, weil sie die Abhängigke­it der EU von Energielie­ferungen aus Russland erhöhe, so die Kritik. Vor allem Polen und das Baltikum sehen den Bau skeptisch. Die Polen befürchten, dass weniger Gas durch die Jamal-Europa-Pipeline f ließt und sie damit Transitein­nahmen verlieren. Das Problem trifft aber auch die Ukraine.

Ein Teil des Gases, das Russland an Westeuropa liefert, f ließt durch Pipelines auf ukrainisch­em Territoriu­m. Nach Fertigstel­lung der Nord Stream 2 würde Russland diese Leitungen wie angekündig­t abstellen. Damit fielen nicht nur die Transitgeb­ühren in Höhe von mehr als zwei Milliarden Dollar jährlich weg. Da das Leitungssy­stem permanent von Gas durchström­t werden müsste, hätte es nach einem Abschalten bald nur noch Schrottwer­t. Das würde die westlichen Abnehmer jedoch nicht mehr stören, da sie von Nord Stream 2 versorgt würden.

Überzeugen

Polens Premier Mateusz Morawiecki versucht nun, die europäisch­en Partner davon zu überzeugen, dass der Bau die Unabhängig­keit der Ukraine gefährde. Viele Länder hätten eine ähnliche Meinung. Aber das Thema sei nicht leicht, denn „Russland hat seine Interessen mit Deutschlan­d verkuppelt, und das ist, wie wir wissen, eine sehr starke Koalition“, erklärte der polnische Politiker am Mittwoch beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos. Die deutsche Regierung hat die Pipeline bisher als rein wirtschaft­liche, nicht politische Angelegenh­eit betrachtet.

Bestätigun­g erhielt Morawiecki nach eigenen Angaben durch US-Energiemin­ister Rick Perry, der vor „Turbulen- zen in der Sicherheit­spolitik“gewarnt habe. Die USA haben ein Interesse an einem Verhindern der Pipeline, zumal Amerika seinen Export an Flüssiggas nach Europa ausbauen will. Polen gehört bereits zu Abnehmern dieser Gaslieferu­ngen, die durch das umstritten­e Fracking gewonnen werden.

Laut Jewhen Mahda, Chef des Kiewer Instituts für Außenpolit­ik, ist die Gasleitung „Hauptinstr­ument der russischen Hybridaggr­ession gegenüber der Ukraine im Energiesek­tor“geworden.

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Russisches Gas fließt durch einige Pipelines nach Europa. Neue Projekte sorgen für Unmut

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