Omans Wüste wird zum Mars
Forschung. Österreicher simulieren Mission zum Roten Planeten, um Technik und Abläufe zu testen
Das Österreichische Weltraumforum (ÖWF) wird im Februar zum insgesamt zwölften Mal eine simulierte Mars-Mission durchführen. AMADEE-18, so der Name der Mission, soll dazu beitragen, Ausrüstung und Arbeitsabläufe für ein echtes Raumfahrtprojekt zum roten Nachbarplaneten zu testen. In einer möglichst Mars-ähnlichen Umgebung führen sogenannte Analog-Astronauten in Raumanzügen Experimente durch. Rover und Sensoren erkunden das Terrain und neue Software analysiert die dabei gewonnenen Daten. Überwacht wird das Ganze von einem Mission Support Center in weiter Ferne – inklusive einer Kommunikationsverzögerung von zehn Minuten, wie sie auch zwischen Erde und Mars auftreten würde.
Ortswechsel am Mars
Während das Mission Support Center auch bei der zwölften AMADEE-Mission in Innsbruck errichtet wird, bewegen sich die Analog-Astronauten diesmal in der Wüstenregion Dhofar im Oman. 2013 wurde der Mars in Marokko simuliert, 2015 auf einem Gletscher in Tirol. „Auch am Mars ist jeder Ort anders“, erklärt Reinhard Tlustos den Beweggrund für den Ortswechsel. Tlustos ist einer von mehreren „Flight Directors“, die vom Mission Support Center in Innsbruck den Überblick über die gesamte Operation bewahren sollen. An AMADEE-18 werden Teilnehmer aus 25 Ländern beteiligt sein. Neben Experimenten zu technischen Entwicklungen werden auch Studien zu den menschlichen Faktoren durchgeführt, die mit einer langen Raumfahrtmission in die Tiefen des Alls verbunden sind.
Hilfe aus der Ferne
„Es heißt absichtlich Mission Support Center, nicht Mission Control, weil wir von der 'Erde' aus bei vielen Aufgaben bloß unterstützen können, während das Außenteam bestimmte Entscheidungen autonom treffen muss“, meint Tlustos. Das Außenteam besteht aus fünf Analog-Astronauten. Sie werden meist in „Aouda“-Raumanzügen durch die Wüste stapfen. Unterstützt werden sie von einer zehnköpfigen Crew. Wie bei einer echten Raumfahrtmission wird es einen dichten Zeitplan mit vielfältigen Auf- gaben für die Astronauten geben.
In der ersten Februarwoche werden im Oman Vorbereitungen für die Mission getroffen. Mehrere Container mit Ausrüstungsgegenstän- den und Zelten wurden bereits im Vorfeld in den Oman verschifft. Am 8. Februar folgt der „Landing Day“, der Tag der fiktiven Marslandung. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Simulation der Raumfahrtmission. Forscher aus aller Welt sind dann auf die Durchführung ihrer jeweiligen Experimente durch die Analog-Astronauten vor Ort gespannt.
Experimente
Die italienische Raumfahrtagentur (ASI) hat etwa ein auf blasbares Treibhaus zur Pflanzenzucht entwickelt, das im Rahmen von AMADEE-18 getestet wird. Die TU Graz testet ihren autonomen Mars-Rover „Husky“. Die University of Western Ontario in Kanada untersucht die Effizienz des Teamworks. Die israelische Ben Gurion University testet die Kommunikation zwischen Astronauten-Teams. Im Rahmen eines Junior Researcher Program machen auch Schüler bei AMADEE-18 mit.
Die Teilnehmer der Mission sind zur Gänze Freiwillige, die eine Leidenschaft für die Weltraumforschung verbindet. Einige der Mitwirkenden arbeiten im Raumfahrtbereich, u.a. bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA. Für die simulierte MarsMission opfern sie wie Tlustos ihren Urlaub. Die Kosten der Raumfahrtmission in den Oman – ein mittlerer sechsstelliger Betrag – werden durch Industriekooperationen und Sponsoren abgedeckt.