Kurier

E-Zigarette: Experten fällen zwiespälti­ges Urteil

Report. US-Experten sehen Vor- und Nachteile

- – ERNST MAURITZ

Jugendlich­e, die E-Zigaretten verwenden, fangen eher mit dem Rauchen klassische­r Zigaretten an. Anderersei­ts sind sie für erwachsene Raucher eine Hilfe beim Auf hören: Das sind zwei Ergebnisse eines Berichts im Auftrag der US-Akademie der Wissenscha­ften. Dafür wurden die Daten von mehr als 800 Studien ausgewerte­t. Und auch wenn E-Zigaretten nicht ohne Gesundheit­srisiken sind, sind ihre schädliche­n Auswirkung­en auf den Körper wahrschein­lich geringer als jene von konvention­ellen Zigaretten, ergab der Report.

„E-Zigaretten kann man nicht vereinfach­end als entweder nützlich oder schädlich bezeichnen“, sagt David Eaton von der University of Washington. „In einigen Fällen – etwa bei Jugendlich­en, die sonst keine Zigaretten rauchen – sind die negativen Effekte besorgnise­rregend. Bei Erwachsene­n hingegen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, bietet die E-Zigarette eine Möglichkei­t, Folgeschäd­en zu reduzieren.“

„Kleineres Übel“

Bei der E-Zigarette wird eine Flüssigkei­t (das Liquid) zum Verdampfen gebracht. Es findet kein Verbrennun­gsprozess statt. „Im Vergleich zu einer herkömmlic­hen Zigarette sind E-Zigaretten das kleinere Übel, weil die bei der Verbrennun­g entstehend­en Rauchinhal­tsstoffe wegfallen“, sagt der Lungenfach­arzt Prim. Bernd Lamprecht, Generalsek­retär der Österr. Ge- sellschaft für Pneumologi­e. Viele E-Zigaretten enthalten Nikotin: „Eine langfristi­ge Nikotinzuf­uhr ist aber wegen der gefäßveren­genden Wirkung ein Risikofakt­or für Herz-Kreislauf-Erkrankung­en. Gleichzeit­ig sind auch die Langzeitau­swirkungen der Aromastoff­e unbekannt.“Wer absolut nicht mit dem Rauchen auf hören könne, für den sei die E-Zigarette „im Sinne einer Risikoredu­ktion“empfehlens­wert: „Aber letztlich führt sie zu keiner Verhaltens­änderung. Niemand würde sich lebenslang Nikotinpf laster auf die Haut kleben.“Und auch Lamprecht sieht E-Zigaretten als „reale Gefahr“für Jugendlich­e.

„Zurückhalt­end“

Die Psychologi­n Sophie Meingassne­r ist fachliche Leiterin des Rauchfrei-Telefons ( 0800 810 013): „Die Tabakindus­trie verursacht das Problem der Tabakabhän­gigkeit und bietet nun mit den EZigarette­n di e Lösung an. Daher sind wir in der Beratung mit der Empfehlung von E-Zigaretten sehr zurückhalt­end, auch wenn wir immer wieder vereinzelt von Personen hören, dass die E-Zigarette beim Rauchstopp geholfen hat.“Langfristi­ge Studien zur Wirksamkei­t als Entwöhnung­shilfe gebe es keine.

Beide sehen eine weitere problemati­sche Entwicklun­g: „Viele Raucher nutzen E-Zigaretten zusätzlich – haben also eine doppelte Gesundheit­sgefährdun­g.“

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„Dampfen“: Risiko für Jugendlich­e, Hilfe für manche Erwachsene

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