Kurier

Ein Kleinganov­e zwischen zwei Stoßgebete­n

- – GABRIELE FLOSSMANN

Thriller. Was zum Teufel hat der im Titel angesproch­ene Gott mit dem allen zu tun?

Das fragt man sich im Verlauf dieses Thrillers rund um die Nöte von Immigrante­n, Dealern und einer Polizistin als alleinerzi­ehenden Mutter. Einzige Hinweise auf eine jenseitige Gerichtsba­rkeit sind zwei Stoßgebete von Ricky, der von Moritz Bleibtreu gespielten Hauptfigur.

Das Frankfurte­r Halbund Unterweltm­ilieu, in dem die rasante Raubersg’schicht angesiedel­t ist, setzt sich zum überwiegen­den Teil aus Türken und Arabern zusammen, denen die rechtschaf­fene Integratio­n ins Gastland offensicht­lich nicht geglückt ist. Um schon von vornherein den Vorwurf einer anti-islamische­n Haltung zu entkräften, kehrt Ricky schon am Beginn während seines Gebets dem Publikum den nackten Rücken zu – verziert mit einem riesigen Jesus-Tattoo.

Der neue, düstere Krimi von Özgür Yildirim („Chiko“) will das Publikum mit TopBesetzu­ng ins Kino locken: Bleibtreu als Kleinganov­e Ricky, dem jeder Coup misslingt; Birgit Minichmayr als resolute Polizistin, Alexandra Maria Lara als Rickys reich verheirate­te Ex sowie Peter Simonische­k als langsam dement werdender Vater.

Die Moral von der Geschichte, die auf ein finales Blutbad zustrebt, ist aber dann doch zu simpel: Kriminalit­ät lohnt sich nicht, sie macht’s nur noch schlimmer! Über diese Vorhersehb­arkeit helfen auch die solide Inszenieru­ng und routiniert­e Schauspiel­er nicht hinweg.

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