Was dann geschah, hat niemand vorher geahnt
Huffington Post. Es war ein Konzept, das (insbesondere für Journalisten) abenteuerlich schien – und zu einem Riesenerfolg wurde, zumindest finanziell. Die Huffington Post trat vor fast eineinhalb Jahrzehnten an, um den Journalismus zu revolutionieren – durch Gratisjournalismus. Die Autoren der Webseite arbeiteten großteils unbezahlt und ohne redaktionelle Vorgaben – mit dem Versprechen, von der Verbreitung durch die Huffington Post zu profitieren.
Was dann geschah, hat niemand vorher geahnt (so zumindest hätte die Huffington Post selbst getitelt – die Geschichten der Webseite leben online davon, dass ihre Titel möglichst neugierig machen oder emotionalisieren): Das Portal wurde ein Riesenerfolg – und der sogenannte Bürgerjournalismus machte den etablierten Medien (die nicht mit Kritik sparten) ordentlich zu schaffen .
Nun aber macht die Huffington Post trotzdem eine radikale Kehrtwende. Die neue Chefredakteurin Lydia Polgreen will nämlich die Gratis- Autoren in eine Sektion der Seite verbannen – und im Rest Qualitätsjournalismus bieten, der stark an den Qualitätsjournalismus etablierter Medien erinnert. Denn, so die Begründung: Einst galt der Bürgerjournalismus zwar als demokratisierende Kraft. Seitdem jedoch sind die ungefilterten Plattformen zu „schmutzigen Orten geworden, wo sich nur der Lauteste durchsetzt“, sagte Polgreen. Marcel Hirscher hat seinen 54. Weltcupsieg eingefahren, und jeder zweite Fernsehhaushalt war beim Triumph dabei. Puls 4 strapaziert die Nerven seiner Zuschauer mit Stories über die Steuergeldverschwendung. Ein garantierter Quotenbringer.