Sie hat an das Gute geglaubt
Nachruf. Gertraude Portisch ist im 98. Lebensjahr verstorben. Ihre Bücher erzählen von einem vielfältigen Leben
Ein vielfältiges Leben: Die Autorin Traude Portisch, Frau von Hugo Portisch, starb 97-jährig.
Traudi Portisch hat Romane, Sachbücher und Gedichte geschrieben. Sie hat sich mit der Liebe, dem Leben und dem Tod beschäftigt. Angst vor dem Tod hat sie nicht, betonte sie in einem Gespräch mit dem KURIER vor wenigen Jahren.
Hugo Portisch erzählt in seinem Buch „Aufregend war es immer“, wie er Traudi kennengelernt hat, seine „Frau fürs Leben“. Ihr Vater Maximilian Reich kam 1938 als Jude ins Konzentrationslager, durfte dann aber mit seiner Frau nach England ausreisen, die Töchter Traudi und Henriette kamen nach. Als Sportreporter wollte er nach dem Krieg zurück nach Wien, gründete eine Sportzeitung, wo Hugo Portisch ihn kennenlernte. Die Familie Reich lud ihn zu einem Abendessen ein. Das zweite Mal trafen die beiden einander zufällig in der Straßenbahn, Traudi hatte noch eine Karte für den Musikverein, nach dem Konzert gingen sie essen. „ Ein Jahr später heirateten wir“, schreibt Portisch.
Die katholische Oma
Als Autorin blieb Traudi Portisch bei ihrem Mädchennamen Traudi Reich, arbeitete für die Presse, war Korrespon- dentin eines amerikanischen Reisemagazins und begann dann, Kinderbücher zu schreiben. Nach „Ich und du“kamen noch zwölf Kinder- und Jugendbücher, dann ein Roman. Ihre Erinnerungen an die Zeit in England hat sie in einem wunderbaren Buch zusammengefasst, das sich mit den Fragen des Glau- bens beschäftigt: „Der liebe Gott und die Großmama“. Der Vater war Jude, die Mutter Katholikin, sie musste sich verpflichten, die Kinder katholisch zu erziehen. Das übernahm die Großmutter, die ihr den Glauben sehr liebevoll beibringen wollte. Das war auch im Sinn der Eltern. „Ich kam vom Religions- unterricht, der Lehrer hat uns von der Hölle und den schrecklichen Dingen erzählt, die passieren würden, wenn wir sündigen. Meine Mutter hat gesagt, das ist alles Blödsinn, du machst dir deinen eigenen Himmel und die eigene Hölle“, so erzählte sie in dem KURIER-Gespräch. Die Zeit im englischen Bene- diktinerkloster, wo sie im Exil als Hilfslehrerin arbeitete, beschrieb sie später als „die reinste Hölle“, die ihr die dortigen Nonnen bereitet haben. Das Buch beschreibt die schwierige Reise der Traudi Portisch zum eigenen, angstfreien Glauben. „Ich glaube an das Gute“, das war ihre Überzeugung.
Mit Hugo Portisch hat sie zwei Bücher verfasst: „Pilze suchen – ein Vergnügen“und „Die Olive und wir“. In der Toskana haben die beiden ein Haus gefunden, das sie zuletzt mehr belastet hat. Hugo Portisch hat kürzlich in einem KURIER-Gespräch gesagt, dass sie bereit seien, zu verkaufen. In dem Buch erzählen die beiden, wie sie das Haus zufällig fanden und den Olivenhain betreuten.
Vor fünf Jahren mussten die Portischs einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sohn Edgar starb in Afrika an einer Tropenkrankheit. Traude Portisch hat über ihn ein Gedicht geschrieben: „Das Licht“. Mit ihrem Mann habe sie wenig über den Tod gesprochen, erzählte Traudi Portisch dem KURIER, nur: „Die Asche soll in der Toskana verstreut werden.“