Der liebe Gott und Georg
Serien. Juergen Maurer spielt doppelt auf: In den ORF -Vorstadtweibern und im ZDF in „Spuren des Bösen“(20.15).
In der neuen, turbulenten Folge der „Vorstadtweiber“(20.15, ORFeins) gibt Maria (Gerti Drassl) die Losung der Musketiere für die FrauenRiege aus: „Einer für alle, alle für einen“. Was ehrlicherweise eigentlich „alle auf einen“heißen sollte – und Marias Noch-Angetrauten betrifft.
„Was Georg da nun widerfährt, das grenzt an Maximalbestrafung“, sagt Juergen Maurer mit einem Schmunzeln über seine Rollenfigur. Georg will plötzlich seine Frau unbedingt halten – allerdings mit untauglichen Mitteln und Sprüchen. „Du bist nichts ohne mich“, ruft er et- wa Maria einmal wütend nach und ahnt dabei noch nicht, wie sehr er mit dieser Einschätzung daneben liegt.
„Er nimmt immer noch die Vorstellung einer Familie für sich in Anspruch samt der ganzen patriarchalischen Konnotation. Der Wunsch nach Scheidung ist für ihn fast schon undenkbar geworden, obwohl das nach jedem vernünftigen menschlichen Ermessen längst überfällig ist“, erklärt Maurer. In Georgs „hochlabilem, hochgefährdetem Lebenskonstrukt“, in dem auch seine sexuelle Ambivalenz eine wesentliche Rolle spielt, wird verdrängt. „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“Doch die Realität holt ihn ein, und das amüsiert.
Bullen
Härte ganz anderer Art gibt es zeitgleich in „Spuren des Bösen: Wut“(20.15, ZDF), einer neuen Folge der von Martin Ambrosch geschriebenen und von Andreas Pro- chaska inszenierten ThrillerReihe mit Heino Ferch als Psychiater und Berater der Wiener Polizei: Broch wird von Dienststellenleiter Gerhard Mesek (Maurer) zu einem besonderen Tatort gerufen. Der Polizist Reiser (Tobias Moretti) hat, wie es scheint, seinen Sohn und einen Polizisten ermordet. Auch „Gott“spielt mit.
Maurers Mesek ist immer wieder mal dabei. „In der gedachten Biografie ist er ein solider, pragmatischer Ermittler“. Als Maurer das Buch zur neuen Folge bekam, „hat es mich total gerissen“, schwärmt der 50-Jährige. „Im Grunde musste ich dann nur noch darauf achten, diese Figur nicht vorab im Spiel zu desavouieren und das auch aus der perfiden Lust heraus, dem Zuseher ein Erlebnis zu gönnen, das man selbst beim Lesen des Drehbuchs hatte.“Weshalb hier nicht näher auf den Inhalt eingegangen wird.
Die „Spuren des Bösen“Reihe ist eine Co-Produktion von ZDF und ORF. Eine ORFAusstrahlung sei wegen des zeitgleichen „ ORFeins- Quotengiganten ,Vorstadtweiber’ weder sinnvoll noch klug. Die Erfahrung zeigt, dass fiktionale Programme, die direkt gegen ,Vorstadtweiber’ programmiert sind, für das heimische TV-Publikum am Montagabend wenig Attraktivität aufweisen“, so der ORF. Man wird „Wut“aber noch 2018 (nach-)spielen. Weitere Folgen von co-produzierten Reihen – „Die Toten vom Bodensee“bzw. „Die Toten von Salzburg“– wurden und werden vor dem ZDF im ORF gezeigt, wird erklärt.
Maurer hat dafür sowieso keine Zeit. Er dreht ab Montag in Hamburg eine Siegfried-Lenz-Verfilmung, ein Stoff jenseits des „Gebrauchsfernsehens“. „So ein breites Rollen-Spektrum zu haben, macht mich glücklich.“