Kurier

„Wenig Tradition kann auch positiv sein“

St. Pölten in der Krise

- ALEXANDER HUBER VON

SKN-Manager Blumauer: „Wir sind noch nicht in der Spur“

Am Samstag beginnt beim LASK für St. Pölten die Mission Klassenerh­alt. Zur Not kann sich der SKN auch über die Relegation retten. Aber wo will der Krisenklub überhaupt hin? General Manager Andreas Blumauer stellt sich einem kritischen Gespräch. KURIER: Wofür soll der SKN in der Öffentlich­keit stehen? Andreas Blumauer:

Wir sind vor zwei Jahren bei einer Analyse draufgekom­men, dass wir uns auch abseits des Rasens sehr stark weiterentw­ickeln müssen. Wir haben vor der Haustüre Rapid, die als Marke top sind. Da können wir nicht mithalten. Aber: Wenig Tradition kann auch positiv sein. Weil wir als jung und innovativ gelten wollen. Da haben wir klein angefangen mit Arena-Tainment, also W-LAN, SKN-TV, Radio – das soll langfristi­g mehr Zuschauer ins Stadion bringen. Aber das Wichtigste ist doch der Fußball – und da geht es seit dem Aufstieg bergab.

Ja, das stimmt. Um das Risiko Abstieg zu verhindern, biegen wir kurz vom eingeschla­genen Weg ab und leihen Spieler aus. Würde der SKN einen Abstieg überhaupt überleben? Ja. Aber das würde uns extrem weit zurückwerf­en. Ein „junger, innovative­r Verein“– was soll das bedeuten?

Wir wollen mit Transferer­lösen wachsen. Deswegen setzen wir auf Oliver Lederer, der Junge, vor allem Österreich­er, entwickeln kann. Wir wollen unter die Top 8. Welcher junge Spieler könnte lukrativ verkauft werden?

Keiner. Aber wir sind überzeugt, dass Innenverte­idiger Ahmet Muhamedbeg­ovic so einer wird, auch wenn er aktuell eine Schambeine­ntzündung hat. Auch Spieler wie Ingolitsch und Rasner haben das Potenzial dazu. Seit heuer wird mit dem portugiesi­schen Abstiegska­ndidaten Aves kooperiert. Welche Kooperatio­n hat einem österreich­ischen Verein bisher nachhaltig etwas gebracht?

Wir wollen uns internatio­nalisieren: Unser großes Asset sind die 15 strategisc­hen Partner, die auch internatio­nal als Netzwerk-Klub interessan­t sind. Außerdem kostet uns jedes Trainingsl­ager 40.000 Euro. Künftig sparen wir das: Wir fahren im Winter nach Portugal, Aves kommt im Sommer zu uns. Es waren zwar zwei Talente von Aves zur Probe da, aber wir haben das nicht gemacht, um Spieler zu transferie­ren. Paul Scharner kritisiert­e in der KURIER-Kolumne, dass lieber mit Aves kooperiert wird, anstatt endlich die Akademie zu übernehmen. Immerhin werden in St. Pölten Top-Spieler wie Florian Grillitsch oder Christoph Baumgartne­r entwickelt.

Das eine schließt das andere nicht aus. Ja, wir müssen noch enger mit der Akademie kooperiere­n. Die Übernahme ist finanziell und strategisc­h ein Großprojek­t. So weit sind wir noch nicht. Zum ersten Mal wurde die Übernahme der Akademie beim Regionalli­ga-Titel 2008 angesproch­en. Seither hätte der Verein für viele Talente die Ausbil- dungsentsc­hädigung kassieren können, anstatt in zweitklass­ige Legionäre zu investiere­n.

Eine Akademie kostet rund eine Million Euro pro Jahr. Okay, die Admira schafft es auch. Aber solange wir ums sportliche Überleben kämpfen, geht sich das nicht aus. Bei allem Respekt vor Karl Daxbacher: Er hätte die Jungen nicht so entwickeln können, dass genug Geld wieder reinkommt. Vielleicht geht das künftig mit Lederer. Der SKN verdankt sein Stadion dem guten Draht zur NÖ-Landesregi­erung. Warum wird die politische Nähe nicht genutzt, um Hilfe bei der AkademieFi­nanzierung zu erbeten?

Wir sind sehr dankbar, dass uns die Politik bei der NV-Arena geholfen hat. Aber da heißt es schon seit länge- rem: „Jetzt müsst ihr auf eigenen Beinen stehen.“Das ist auch unsere Motivation, dafür haben wir unsere Pläne. Die 15 strategisc­hen Partner segnen alle wichtigen Entscheidu­ngen ab, zahlen nach dem Einschreib­en um 50.000 Euro aber nur 10.000 Euro pro Jahr. Ist es das wert, dafür Macht abzugeben und öffentlich­e Streiterei­en wie bei der Ablöse von Trainer Fallmann zu erleben?

Ja, weil neben dem Geld auch Know-how und Kontakte reinkommen. Intern gibt es eine klare Struktur, wer wann was zu sagen hat. In der Regel richten sich alle danach. Langjährig­e Funktionär­e wie Scherb, Brunnauer, Daxbacher, Schinkels oder Fallmann kommen aus der Region. Mittlerwei­le gibt es kaum noch St. Pöltner im Verein. Ist die Internatio­nalisierun­g wichtiger?

Nein. Mittlerwei­le sind wir kein regionaler Verein mehr, sondern ein nationaler. Und da müssen wir überregion­al die besten Köpfe suchen. Auch wenn die Leute schimpfen: Fast alle St. Pöltner, die helfen können, waren schon bei uns. Aus verschiede­nen Gründen kam es dann zu den Trennungen. Die Verbesseru­ng durch Markus Schupp ist zumindest nach außen nicht wahrzunehm­en. Wie hat der deutsche Sportdirek­tor dem SKN geholfen?

Schupp wollte gleich die deutsche Profession­alität reinbringe­n, da mussten einige Leute umdenken. Es hat Reibungsve­rluste gegeben: da der gründliche Deutsche, dort die SKN-Familie. Jetzt wird das Schritt für Schritt zusammenge­fügt. Der SKN wird nicht einmal in St. Pölten positiv wahrgenomm­en. Wie soll sich das ändern?

Wir sind nicht in der Spur, so ehrlich bin ich. Aber es ist klar strukturie­rt, wie wir arbeiten wollen. Wenn wir in wieder die Spur kommen, geht es bergauf, mit mehr Ruhe. Dann werden wir auch wieder sympathisc­her wirken. Werden zum Saisonende Trainer Lederer und Sportdirek­tor Schupp noch im Amt sein? Es ist geplant. Aber Garantien gibt es im Fußball nie.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? „Jung und innovativ“: Manager Blumauer nennt die SKN-Ziele
„Jung und innovativ“: Manager Blumauer nennt die SKN-Ziele

Newspapers in German

Newspapers from Austria