Germania am Abstellgleis
NAZILIEDERBUCH
Als Vorsitzender des Österreichischen Pennäler Rings (ÖPR) suspendierte Udo Guggenbichler die Burschenschaft Germania auch auf deren eigenen Wunsch hin und stellte klar: „Antisemitismus kann nicht toleriert werden.“Als weitere Konsequenz nach dem Fund der Liederbücher soll innerhalb des Vorstandes und bei der Generalversammlung des ÖPR in zwei Wochen über weitere „Sensibilisierungsarbeit“beraten werden.
Vorstellbar sei, dass – ähnlich der deutschen Burschenschaften – das klare Bekenntnis gegen Antisemitismus festgehalten wird. 1958 beschloß der Rechtsausschuss der Deutschen Burschenschaft: „Die Verbrechen, die das Dritte Reich an den Juden begangen hat, verpflichten jeden Deutschen, alles in seinen Kräften stehende zu tun, um zur Verständigung unter den Völkern beizutragen. Die Deutsche Burschenschaft bekräftigt daher ihren Willen, auch in Zukunft antisemitischen Tendenzen, wo immer sie auftreten, energisch entgegenzutreten.“ Indes geht die Suche nach den Verantwortlichen für die NS-verherrlichenden Liedtexte in dem Gesangsbuch der Germania zu Wiener Neustadt weiter. Wie die bisherigen Ermittlungen ergaben, sollen 1997 etwa 70 Stück des Buches gedruckt worden sein. 19 davon wurden bei der Hausdurchsuchung bei der Burschenschaft sichergestellt. In diesen Werken sind die menschenverachtenden Passagen alle geschwärzt. Die restlichen Werke dürften sich in Privatbesitz befinden, was nach dem NSVerbotsgesetz nicht strafbar ist – solange man niemanden mit der darin abgedruckten Ideologie überzeugen möchte. „Wir bedauern zutiefst, dass diese Lieder im Liederbuch abgedruckt wurden. Neben Studenten- und Volksliedern aus dem 19. Jahrhundert sind das Lieder von Hannes Wader, Reinhard Mey oder das Lied ,Wir sind die Moorsoldaten‘, das von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor komponiert wurde“, rechtfertigt sich die Germania.