Kurier

Blaue Comebacks nach braunen Rülpsern

Braun & Blau. FPÖ demonstrie­rt gern Härte bei Rechtsabwe­ichlern, doch viele Verstoßene sind wieder da

- – E. PETERNEL, R. LINDORFER

An Andreas Bors würde sich vermutlich kaum jemand erinnern, wäre da nicht dieses eine Foto: Bors, blauer Bezirksobm­ann in Tulln, reckt da die rechte Hand nach oben.

Eine Jugendsünd­e? Nein, nur ein Rapid-Fangesang, sagte Bors 2014, als das Foto bekannt wurde. Die FPÖ zog nach medialem Wirbel dennoch Konsequenz­en und beurlaubte ihn. Diese Geschichte könnte hier zu Ende sein. Ist sie aber nicht – und das ist kein Einzelfall: Nachdem die Staatsanwa­ltschaft 2015 das Verfahren wegen Verjährung eingestell­t hatte, kehrte Bors flugs in die Partei zurück. Im Herbst 2017 hätte er sogar in Landtag und Bundesrat einziehen sollen – wäre da nicht wieder dieses Foto in den nö. Bezirksblä­ttern aufgepoppt. Bors entschuldi­gte sich für die „saudumme Pose“, wurde nicht Bundesrat, ist aber weiter FPÖ-Bezirksche­f in Tulln.

Verurteilu­ngen

Weitere Beispiele gefällig? Da wäre Ex-Nationalra­tspräsiden­t Martin Graf, der 2013 auf eine weitere Kandidatur verzichtet­e, weil er Mitarbeite­r aus dem rechtsextr­emen Umfeld beschäftig­t hatte und weil wegen Untreue und Betrugs gegen ihn ermittelt wurde. Heute sitzt er wieder für die FPÖ im Nationalra­t.

Oder Michael Winter, der – ebenso wie seine Mutter Susanne – wegen Verhetzung verurteilt wurde, weil er Muslimen einen Hang zur Sodomie unterstell­t hatte. Seine Zwangspaus­e dauerte nicht allzu lange: 2008 war er zwar als RFJ-Obmann zurückgetr­eten, tauchte aber bald wieder auf Bezirksebe­ne auf; 2017 stand er bei der Grazer Gemeindera­tswahl dann auf der FPÖ-Kandidaten­liste – übrigens gemeinsam mit Heinrich Sickl: Der Sohn von ExFP-Ministerin Elisabeth Sickl war Anfang der 1990er-Jahre in der Neonazi-Szene um die verbotene „Nationalis­tische Front“aktiv. Eine „Jugendsünd­e“, wie FPÖ-Graz-Chef Mario Eustacchio sagt.

Zurück in ein Amt hat es auch Heimo Borbely geschafft. Der FP-Ortspartei­chef in Lichtenwör­th (NÖ) war 2013 wegen Verhetzung verurteilt worden, weil er Informatio­nen à la „Türken dürfen Kinder vergewalti­gen“verbreitet­e. Zwei Jahre später kandidiert­e er wieder – und ist heute im Gemeindera­t.

Ähnlich auch die Geschichte von Patrick Haslwanter, einst Tiroler RFJ-Obmann. Er war 2010 im Zuge „einer Säuberungs­welle ge- gen den ganz rechten Rand“aus der FPÖ ausgeschlo­ssen worden, wie Grünen-Klubchef Gebi Mair sagt. Jetzt ist er, „wie viele andere, die damals in die Wüste geschickt wurden“, wieder da: Er sitzt im Landespart­eivorstand und tritt bei der Wahl als Spitzenkan­didat in InnsbruckL­and an. Haslwanter war auch für den martialisc­hen Wahlkampfa­uftakt mit Heinz-Christian Strache verantwort­lich, bei dem sich auch ein anderer Verstoßene­r zeigte: Werner Königshofe­r, 2011 von Strache persönlich aus der FPÖ geworfen, weil er die Neonazi-Seite alpen-donau.info mit Infos versorgt hatte.

Allein, jene Fälle, die erst kürzlich für Wirbel gesorgt haben, haben es schwerer. Martin Hochstöger etwa, der in Tirol wegen des Besitzes von NS-Devotional­ien aus der FPÖ ausgeschlo­ssen worden war, tritt nicht mehr in Erscheinun­g. Ebenso Johannes Hüb

ner, der nach antisemiti­schen Anspielung­en auf eine Kandidatur bei der Nationalra­tswahl verzichtet hatte – er ist aber noch Parteimitg­lied.

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Eine Vielzahl der blauen Kabinettsm­itarbeiter ist bei Verbindung­en; „Burschensc­haften haben nichts mit der FPÖ zu tun“, sagt Strache.
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Das Foto, das Andreas Bors in Bedrängnis brachte: Der FPÖler nannte die Geste zwar einen „Fangesang“, doch die FPÖ beurlaubte ihn. Drei Jahre später wollte er in den Bundesrat einziehen

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