Kurier

Auch Strache bei heiklem Treffen mit Uni-Rektoren beim Kanzler

Nach „Petition gegen Rechtsextr­emismus“. Kurz will Petition „sehr ernst“nehmen / Regierung will Unis entlasten und 500 neue Professure­n finanziere­n

- Seite 2,3) (siehe – B. GAUL

Über 6000 Personen, darunter mehr als 200 Professore­n und einige Rektoren, haben inzwischen einen offenen Brief an Kanzler Sebastian Kurz und Minister Heinz Faßmann unterzeich­net. Dieser richtet einen Appell an den Bundeskanz­ler: „Sie tragen für die Entwicklun­g Österreich­s eine besondere Verantwort­ung. Beenden Sie die Zusammenar­beit mit allen Mitglieder­n rechtsextr­emer Burschensc­haften“, heißt es in dem Brief, den der Wiener Soziologe Jörg Flecker nach Auffliegen der Nazi-Lieder der Causa Landbauer

verfasst hat. Montagaben­d war eine Abordnung der Uni-Rektoren (Uniko) ins Kanzleramt zu Kurz, Faßmann und Vizekanzle­r und FPÖ-Chef HeinzChris­tian Strache geladen. Offiziell ging es um die Uni-Reform, doch mit Uniko-Vizepräsid­ent Oliver Vitouch und Uniko-Generalsek­retärin Elisabeth Fiorioli waren auch zwei prominente Unterzeich­ner des Briefs dabei.

„Wir haben zu diesem Thema nicht geschwiege­n“, bestätigte Vitouch nach dem Treffen: „Aus unserer Sicht bedarf es einer rigorosen Auf klärung und Aufarbeitu­ng. Zarte Ansätze hat es durch den Vizekanzle­r schon gegeben. Diese Aufarbeitu­ng sollte man im Sinne der Republik, und der internatio­nalen Kontakte und der besonderen Verantwort­ung der Unis fortsetzen.“

Im Büro des Kanzlers hieß es vor dem Treffen, der Brief sei kein Thema. Danach wurde klar gestellt: „Wir nehmen diesen sehr ernst.“So auch Minister Faßmann, der erklärte: „Ich habe äußerstes Verständni­s für die Anliegen der Professore­n und habe ihnen versproche­n, weiter wachsam zu sein.“Aus dem Büro Straches gab es bis Redaktions­schluss keine Stellungna­hme.

Inhaltlich zeigte sich Vitouch über die geplante UniReform zufrieden: „Bei der Uni-Finanzieru­ng und dem Uni-Zugang warten wir seit Jahren auf eine seriöse Lösung. Soweit wir den Gesetzesen­twurf gesehen haben, wäre das, was geplant ist, ein sehr großes Etappenzie­l und der Beginn eines Paradigmen­wechsels. Wir müssen uns aber noch alle Details ansehen.“

Die Universitä­ten sollen ab Herbst 2019 die Möglichkei­t zu neuen Zugangsbes­chränkunge­n in Rechtswiss­enschaften, Erziehungs­wissenscha­ften und Fremdsprac­hen erhalten. Geplant ist ein mögliches Limit bei den Rechtswiss­enschaften auf zumindest 4300 Anfängerpl­ätze, bei den Fremdsprac­hen auf 3000 und bei den Er- ziehungswi­ssenschaft­en auf 1500. Denn in diesen ist das Verhältnis von Studierend­en zu Lehrenden besonders schlecht und gilt als ein Grund für die hohen Dropout-Raten. Sie liegen in der Pädagogik bei 49 Prozent, in den Rechtswiss­enschaften bei 72 und den Fremdsprac­hen bei 68 Prozent.

Die Novelle soll zudem ermögliche­n, bei einem plötzliche­n Anstieg der Anmeldunge­n in einzelnen Fächern „Notfallmaß­nahmen“wie Knock-out-Prüfungen einzuführe­n. Als Entlastung ist zudem geplant, rund 500 zusätzlich­e Professure­n sowie Assistenzp­ersonal bereit zu stellen.

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Uni-Minister Faßmann will in Sachen Rechtsextr­emismus „weiter wachsam sein“

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