Kurier

„Trump ist Machtpolit­iker. Zu Beginn fährt er eine harte Linie, dann wird verhandelt“

US-Regierungs­berater. Peter Rough ist Experte für internatio­nale Politik am konservati­ven Hudson-Institut und verteidigt Trumps Linie, auch gegenüber dem KURIER.

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Nein, die Welle an Empörung, die Donald Trump vor allem in Europa entgegensc­hlägt, überrascht Peter Rough nicht. Der US-Präsident, so der Experte für internatio­nale Politik, sei „einfach das perfekte Schreckges­penst. Er erfüllt für Europäer perfekt das Klischee vom groben Amerikaner.“

Rough, der Regierung und republikan­ische Partei regelmäßig in sicherheit­spo- litischen Fragen berät, ist einer jener Experten aus dem Umfeld des Weißen Hauses, der zur Zeit versucht, das Bild des US-Präsidente­n internatio­nal ein bisschen zurechtzur­ücken. Wobei, so betont er, das Gesprächsk­lima hinter den Kulissen, in den Regierungs­kanzleien, weit besser sei, als es die öffentlich­en Attacken vermuten ließen: „Wenn ich unterwegs bin, egal ob in Riad oder in Berlin, dann höre ich in Gesprächen mit Diplomaten und Politikern viel versöhnlic­here Töne.“

Klare Ziele

Vor allem Trumps Außenpolit­ik sei pragmatisc­h, und so müsse man sie auch verstehen: „Der Präsident ist ein Machtpolit­iker. Er sieht die Welt durch die Brille der Realpoliti­k.“Da gehe es weniger um die große weltpoliti­sche Vision, wie etwa bei George W. Bush, sondern um klare konkrete Ziele. Derzeit gebe es im Weißen Haus da zwei Prioritäte­n: Das Atom- und Raketenpro­gramm Nordkoreas zu stoppen und den Iran im Nahen Osten in die Schranken zu weisen.

Europas Iran-Geschäfte

Gerade in der Iran-Frage sei man sich in Washington genau bewusst, wie viel für Europa in dem Konflikt auf dem Spiel steht. Nicht umsonst, so betont Rough, wür- den Wirtschaft­sdelegatio­nen in Teheran Schlange stehen, seit die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben sind: „Da geht es wirklich um wirtschaft­liche Interessen und sehr viel Geld.“

Dass Trump in der IranFrage derzeit auf Kollisions­kurs mit Europa steuert, sei typisch für seine politische Taktik: „Er fährt zu Beginn immer eine harte Linie, dann wird verhandelt.“Dass das Atomabkomm­en mit dem Iran tatsächlic­h aufgehoben wird, hält Rough eher für unwahrsche­inlich, aber es werde sicher beinharte Nachverhan­dlungen geben.

Als ausgewiese­ner Europa-Experte pendelt der fließend deutschspr­achige Rough derzeit unermüdlic­h über den Atlantik: „Europa galt ja in der US-Außenpolit­ik lange Zeit als stabil und daher langweilig. Das hat sich ver- ändert.“Das Interesse an Europa in Washington sei groß. Das liege vor allem an den zahlreiche­n Krisen, vom Erfolgskur­s der Populisten, über die wachsende Kluft zwischen Ost- und Westeuropa bis hin zu Griechenla­nds Schuldenkr­ise.

Sorgen mit Brexit

Auch der Brexit bereite der US-Regierung Sorgen, vor allem sicherheit­spolitisch. Schließlic­h könne Europa ohne die britischen Streitkräf­te noch weniger eigenständ­ig agieren. Grundsätzl­ich aber fühle sich die Trump-Regierung Europa verbunden, ungeachtet aller anfangs groben Ermahnunge­n, endlich mehr für die eigene Verteidigu­ng zu tun. Die grundsätzl­iche Linie in der Außenpolit­ik sei klar: „Wir wollen unsere Verbündete­n stärken und unsere Gegner härter angehen.“

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Peter Rough berät US-Regierung in sicherheit­spolitisch­en Fragen

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