Kurier

Familienna­chzug wurde erst verhandelt, dann vertagt

Deutschlan­d. SPD feilscht beim Thema Migration um eine Härtefallr­egelung – viel Zeit bleiben ihr und der Union nicht mehr

- – S. L

Politiker, die nächtens aus den Parteizent­ralen eilen, mit müden Gesichtern in die Limousine steigen – Szenen, die sich in Berlin seit Monaten wiederhole­n. Auch jetzt wieder. Seit dem Wochenende feilschen CDU/CSU und SPD am Koalitions­vertrag.

Noch keine Einigung gibt es beim Thema Familienna­chzug für subsidiär Geschützte (mit befristete­r Aufenthalt­sdauer). Zwar haben sich die Parteien in den Sondierung­en darauf verständig­t, ihn auf 1000 Menschen pro Monat zu beschränke­n, doch das reicht der SPD-Basis nicht. Sie fordert eine Härtefallr­egelung, also Ausnahmen. Dabei gehe es u. a. um die positive Wir- kung der Familie auf die Integratio­n. So durfte etwa ein Syrer in Schleswig-Holstein seine zweite Ehefrau nachholen – zum Wohle der Kinder. Das räumte der zuständige CDUInnenmi­nister ein. Im Einzelfall könne eben „anders entschiede­n“werden. In der Union hört man dies nur ungern. Immerhin ist die restriktiv­e Asylpoliti­k die einzige Handschrif­t/Vision, die sie im Sondierung­spapier gesetzt hat.

Viel Zeit zum Herummäkel­n bleibt aber nicht. Der Bundestag will am Donnerstag abstimmen, ob der Familienna­chzug bis Ende Juli ausgesetzt bleibt – und danach die Regelung aus dem Sondierung­spapier in Kraft tritt. Bis dahin muss eine Lösung her, die auch für die SPD-Mitglieder vorzeigbar ist. Sie entscheide­n demnächst über den Koalitions­pakt – aber nicht über künfti- ge Kabinettsp­osten. Diese will Parteichef Martin Schulz erst nach einem positiven Votum bekannt geben.

Abstimmen dürfen alle Mitglieder, die bis zum 6. Feb- ruar registrier­t sind. Grund für diese Frist: Die SPD erhält ungewöhnli­ch viel Zuwachs; zirka 7000 neue Mitglieder haben sich seit dem Parteitag am 21. Jänner online eingetrage­n. Das dürfte vor allem am Aufruf der Koalitions­Gegner liegen, die mit einer „Tritt ein-Sag Nein“-Kampagne werben. Juso-Chef Kevin Kühnert hat sich davon aber distanzier­t. Er will keine Leute kurzfristi­g in die Partei locken, damit sie gegen die Groko abstimmen, heißt es auf KURIER-Anfrage. Lieber wolle man neue Mitglieder langfristi­g an die Partei binden – „denn die Erneuerung der SPD ist mit einem Nein zur Groko nicht getan.“

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