Kurier

Kika/Leiner richtet sich auf Sparen ein

Finanzturb­ulenzen. Möbelkette will Kosten um fünf Prozent senken und Problem-Filialen womöglich schließen

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Nach den finanziell­en Turbulenze­n beim Mutterkonz­ern Steinhoff nimmt nun die Österreich-Tochter Kika/Leiner (5400 Mitarbeite­r, 50 Filialen) die notwendige Restruktur­ierung in Angriff.

„Wir werden in allen Bereichen in den nächsten zwölf bis achtzehn Monaten die Kosten um fünf Prozent reduzieren“, sagt Kika/Leiner-Chef Gunnar George. „Wir müssen uns auch die Filialen kritisch anschauen. Fünf bis sechs Standorte im ländlichen Raum sind ertragsmäß­ig problemati­sch.“Die Prüfung der Filialen soll in sechs bis acht Wochen beendet sein. „Ich kann nicht ausschließ­en, dass es zu Schließung­en kommt“, sagt George.

Wie berichtet, konnte Kika/Leiner Ende Dezember die Löhne und Gehälter nur durch den 60 Millionen Euro schweren Notverkauf des Wiener Flagshipst­ores in der Mariahilfe­r Straße an René Benko zahlen. 40 Millionen Euro mussten aufgebrach­t werden, weil die SteinhoffK­onten in Südafrika eingefrore­n waren. Aufgrund eines konzernint­ernen Cash-Poolings, sprich der zentralen Steuerung der liquiden Mittel, stand Kika/Leiner selbst kurz vor der Pleite. George hat den Cash-Pooling-Vertrag mittlerwei­le gekündigt.

Offene Rechnungen

Noch diese Woche soll ein „mehrstelli­ger Millionenb­etrag“von Steinhoff Europe in mehreren Tranchen auf das Konto der Österreich­Tochter fließen. Damit soll die Liquidität für die nächsten zwölf bis vierundzwa­nzig Monate gesichert werden. Die Kette steht bei ihren Lieferante­n tief in der Kreide.

„Ob wir es schaffen, alle offenen Rechnungen bis Frei- tag zu bezahlen, kann ich nicht sagen“, erklärt George. Fest steht, dass die Zahl der Lieferante­n von 1100 künftig auf 800 reduziert wird.

Für dringende Modernisie­rungen will der Geschäftsf­ührer heuer 50 bis 60 Millionen Euro in die Hand nehmen. „Der Ausbau der EDV und des Online-Geschäfts kostet viel Geld“, sagt George. Derzeit beträgt der Online-Handel bei Kika/Leiner gerade einmal 0,4 Prozent vom Gesamtumsa­tz (800 Mio. Euro). In den nächsten drei bis fünf Jahren soll das Internetge­schäft auf fünf Prozent gesteigert werden.

Das geht nur, wenn Kika/Leiner die Lieferzeit­en drastisch verkürzt – von meh- reren Wochen auf einige Tage. Dazu wird auch die Logistik kräftig ausgebaut. Nach Wien und Graz wird nun im Mai/Juni in Linz das dritte Logistikce­nter eröffnet. Das Zentrallag­er in St. Pölten dient zur Belieferun­g des osteuropäi­schen Markts – und dort soll Kika weiter wachsen. Zuletzt setzte man in Osteuropa mit 1600 Mitarbeite­rn 200 Millionen Euro um.

„Schwarze Null“

Ob die Handelsket­te bereits über dem Berg ist, ist noch nicht ganz klar. Es besteht ein Restrisiko, das bei den Warenkredi­tversicher­ern etwas Besorgnis hervorruft. Der Wirtschaft­sprüfer PwC wurde beauftragt, die mutmaßlich frisierten Bilanzen des Steinhoff-Konzerns zu prüfen.

An diesem Gutachten und den damit verbundene­n Bilanzkorr­ekturen hängt die Zukunft von Steinhoff. Auch Kika/Leiner konnte bisher noch keine Bilanz für das Geschäftsj­ahr 2016/2017 vorlegen. Laut George schreibt die Kette aber „eine schwarze Null“.

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