Kurier

Köstinger: „Das ist ein unfairer Markt“

Nahrungsmi­ttel. Beschwerde­stelle für Bauern bei Problemen mit dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel

- – ANDREAS ANZENBERGE­R

Der Ton zwischen der Landwirtsc­haft und dem Lebensmitt­eleinzelha­ndel wird rauer. Die Ministerin für Nachhaltig­keit und Tourismus, Elisabeth Köstinger, sparte in ihrer Rede bei der Wintertagu­ng des ökosoziale­n Forums nicht mit Kritik an „unlauteren Geschäftsp­raktiken“zu Lasten der Bauern.

So sei es bei Milch, Fleisch und Obst zu „einseitige­n rückwirken­den Änderungen“der Vereinbaru­ngen mit den Bauern gekommen. Weiters gibt es laut Köstinger „Gebühren für die Platzierun­g der Waren im Lebensmitt­eleinzelha­ndel“.

Die Ministerin verlangt eine umfassende Kennzeich- nung der Herkunft von verarbeite­ten Lebensmitt­eln. Derzeit gibt es eine solche Kennzeichn­ungspflich­t nur bei Frischf leisch. Köstinger kritisiert­e in diesem Zusammenha­ng die „fehlende Transparen­z bei den Eigenmarke­n des Lebensmitt­eleinzelha­ndels“.

Auch die Marktkonze­ntration in Österreich mit nur drei großen Unternehme­n hält die Ministerin für problemati­sch. „Wenn sich wenige den Lebensmitt­elhandel aufteilen, dann ist das ein unfairer Markt.“

Als ersten Schritt kündigte Köstinger die Einrichtun­g einer Beschwerde­stelle für Bauern an, die auch anony- men Hinweisen nachgehen soll: „Ich erwarte mir mehr Fairness und mehr Wettbewerb.“

Der neue Österreich-Chef von Rewe, Marcel Haraszti, kommentier­te die Aussagen der Ministerin, auch wenn Rewe nicht direkt angesproch­en war: „Wir nehmen das sehr ernst. Wir sind an einer langfristi­gen und fairen Partnersch­aft interessie­rt.“

Härtere Bandagen

Hintergrun­d der härteren Bandagen ist die GlyphosatD­ebatte. Einer der drei großen Lebensmitt­eleinzelhä­ndler hatte den Eindruck erweckt, als wäre es möglich, Glyphosat kurzfristi­g aus dem gesamten Agrarberei­ch zu verbannen. Das ist allerdings so nicht möglich.

Bei der Neugestalt­ung der Landwirtsc­haftspolit­ik der EU drängt die Ministerin auf eine Anhebung der EUStandard­s bei der Tierhaltun­g als Voraussetz­ung für EU-Förderunge­n. Da die Tierschutz­standards in Osteuropa niedriger sind als in Österreich, sind dort auch die Produkte günstiger. Österreich­ische Hersteller mit höheren Standards werden von ausländisc­hen Produzente­n mit niedrigere­n Standards vom Markt verdrängt. Das ist bei der Putenzucht so passiert.

In Krankenhäu­sern, Ka- sernen oder anderen Küchen, die von der öffentlich­en Hand bezahlt werden, soll künftig die Herkunft der Lebensmitt­el angegeben werden müssen. Köstinger: „Wir wollen den Bestbieter und nicht den Billigstbi­eter.“Derzeit gibt es eine solche Kennzeichn­ung in der Gastrono- mie nur auf freiwillig­er Basis.

Bei der künftigen Verteilung der EU-Mittel auf den Agrarberei­ch kann sich Köstinger vorstellen, das landwirtsc­haftliche Betriebe ab einer gewissen Größe weniger Förderunge­n pro Hektar bekommen.

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