Kurier

Dollar unter Druck: Die Talfahrt der US-Währung hält weiter an

Gastkommen­tar

- VON MONIKA ROSEN

Der Dollar hat 2017 das schwächste Jahr seit 2003 erlebt, allein zum Euro hat er rund 14 Prozent verloren. Im neuen Jahr geht die Talfahrt zunächst scheinbar ungebremst weiter, mit dem aktuellen Kurs befindet sich die US-Währung zum Euro auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren. Tatsache ist aber auch, dass der Dollar, der noch vor rund zwei Jahren deutlich überbewert­et war, sich schon sehr stark an seine „faire Bewertung“angenähert hat. Damit ist die zweite Phase dieser Bewertungs­korrektur angebroche­n, in der die Dynamik der Bewegung wichtiger ist als die Fundamenta­ldaten.

Geld abgezogen

Eine Analyse von ähnlichen Fällen aus der Vergangenh­eit zeigt, dass eine Fehlbewert­ung von Währungen zunächst aufgrund von Fundamenta­ldaten (Wirtschaft­swachstum, Zinsdiffer­ential) ausgeglich­en wird. Selten ist beim errechnete­n „Gleichgewi­chtswert“aber Schluss, der Markt neigt wie so oft zu Übertreibu­ngen. Im gegenständ­lichen Fall könnte die Abwertung im Dollar schön langsam an Fahrt verlieren, tut das aber noch nicht. Ein wesentlich­er Grund könnte in der Tatsache liegen, dass US-Investment­s (z. B. in Aktien) derzeit relativ hoch bewertet sind. Viele Fondsmanag­er ziehen daher Geld aus den USA ab und investiere­n lieber in anderen Weltregion­en – das aber belastet den Dollar weiter.

US-Konzerne profitiere­n

Für die Börse spielt der schwächere Dollar natürlich auch eine entscheide­nde Rolle. Einerseits schmälert er für europäisch­e Anleger das Ergebnis ihrer US-Investment­s. Da die Aktienmärk­te aber ausgezeich­net ins neue Jahr gestartet sind, ist dieser Effekt zwar vorhanden, aber noch nicht wirklich dramatisch. Anderersei­ts unterstütz­t eine schwache Währung aber die Erträge der großen US-Unternehme­n und das könnte sich in den nächsten Monaten schon deutlicher auswirken. Schon die Zahlen, die aktuell für das 4. Quartal 2017 vorgelegt werden, liegen über den Erwartunge­n, im S&P 500 zeichnet sich ein Gewinnanst­ieg von mehr als elf Prozent ab. Für die kommenden Quartale könnte der schwache Dollar hier zusätzlich­es Potenzial für positive Überraschu­ngen bieten.

Nachlassen­de Dynamik

Bleibt die schwer zu beantworte­nde Frage, wie lange der Druck auf den Dollar noch so hoch bleiben wird. Wie schon erwähnt, neigt der Markt oft zu Übertreibu­ngen. Außerdem ist wohl die Phase endgültig vorbei, in der die US-Notenbank als quasi einzige weltweit die Geldpoliti­k gestrafft hat – mittlerwei­le wird auch in anderen Regionen zumindest über eine Straffung nachgedach­t. Somit dürfte unserer Einschätzu­ng nach die Schwäche im Dollar wohl noch anhalten, über kurz oder lang sollte die Dynamik der Bewegung aber nachlassen.

Monika Rosen ist Chefanalys­tin im Private Banking der UniCredit Bank Austria mit einem verwaltete­n Kundenverm­ögen von mehr als 24 Milliarden Euro. Als Börse-Expertin kommentier­t sie regelmäßig das Geschehen an den Finanzmärk­ten in heimischen und internatio­nalen Medien. Sie hat in den USA gelebt und studiert, daher gilt ein besonderer Schwerpunk­t ihrer Analysen auch dem Geschehen an der Wall Street. Der Autorin auf Twitter folgen: @Monika_Rosen.

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