Abgastests mit Mensch und Tier erregen die Politik
Deutschland. Untersuchung zu Stickstoffdioxid-Grenzwert am Arbeitsplatz. Aufregung auch um neue Abgastests in Österreich
Tests zum Schadstoffausstoß von Dieselautos hat es nicht nur, wie berichtet, mit Affen gegeben. Auch Menschen wurden im Rahmen einer Studie Emissionen ausgesetzt, wie die deutschen Autobauer nun bestätigten.
Demnach förderte eine von VW, BMW und Daimler gegründete Forschungsvereinigung eine solche Studie. Bei dieser wurden an 25 Probanden die Auswirkungen von Stickstoffdioxid untersucht, das u.a. in Diesel-Ab- gasen vorkommt. Laut Studienleiter Thomas Kraus von der Uniklinik Aachen wurde keine Wirkung festgestellt. Die Studie sei zudem bereits 2012, somit vor dem Dieselskandal in Auftrag gegeben worden.
Entschuldigung von VW
BMW erklärte, man habe an den Studien „nicht mitgewirkt“und mit internen Untersuchungen begonnen. VWVorstandschef Matthias Müller entschuldigte sich: Die Tests an Affen seien „un- ethisch und abstoßend“gewesen. „Es gibt Dinge, die tut man schlicht nicht.“Daimler teilte mit, man sei „entsetzt“, verurteile die Tests aufs Schärfste.
Die Politik reagierte empört. „Die Tests sind ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen“, so Regierungssprecher Steffen Seibert. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) reagierte „entsetzt“. Niedersachsens Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Bernd Althusmann (CDU) bezeichnete die Tier- versuche als „absurd und unentschuldbar“. Er erwarte zudem „harte personelle Konsequenzen“, Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch eine vollständige Auf klärung. Laut Spiegel wusste aber die Politik seit September 2016 Bescheid. Zumindest die Tests an Tieren waren Thema im U-Ausschuss zum VW-Skandal.
Pickerltest
Aufregung gab es auch in Österreich um eine geplante Än- derung der Abgasmessungen im Rahmen der Pickerlüberprüfung. Das Verkehrsministerium plant bei neuen Fahrzeugen künftig nur die Computer-Daten auszulesen und nicht mehr direkt beim Auspuff zu testen. Laut Verkehrsclub Österreich und Greenpeace ist dies nicht ausreichend, um Mängel oder Manipulationen zu finden. In Deutschland seien dadurch bei rund einer Million Fahrzeuge Defekte nicht gefunden worden. Daher sei man heuer wieder zur Überprüfung der Auspuff-Abgase zurückgekehrt. Der Öamtc hingegen weist darauf hin, dass die Computermessung genauer sei. Zudem könnten durch die Auspuffmessung im Vollgasmodus Motorschäden enstehen. Der Club spricht von rund 20 Fällen im Jahr.