Kurier

Jung, hip – und dennoch pleite Gastronomi­e.

Simon Xie Hongs „On Sud“ist insolvent. Damit ging ein weiteres Wiener Szenelokal in Konkurs

- VON UND Euro) (500.000

„Äußerst freundlich­e Kellner“, „ein fast zu ambitionie­rter junger Koch“und eine „begrüßensw­erte Weinkarte“. Es waren durchwegs positive Kritiken, die der „erfolgsver­wöhnte“Haubenkoch Simon Xie Hong bei der Eröffnung des Lokals „On Sud“vergangene­n August von der Presse ausgestell­t bekam.

Und doch hat es nicht gereicht. Denn laut den Gläubigers­chutzverbä­nden AKV und Creditrefo­rm ist die Betreiberf­irma On Sud Gastronomi­e und Großhandel­s GmbH insolvent. Die Schulden werden mit 938.000 Euro beziffert. 39 Gläubiger und 15 Mitarbeite­r sind von der Pleite betroffen. Die Dezember-Löhne sollen nicht mehr bezahlt worden sein.

Masseverwa­lterin Eva Wexberg führt die Insolvenz auf Umbauarbei­ten und daraus resultiere­nde Probleme zurück. So sollen die geplanten Umbaukoste­n

um die Hälfte überschrit­ten worden sein. Zugleich wurden die erwarteten Umsätze nicht erreicht. Seit August 2017 bestehen daher auch Mietrückst­ände. Dem nicht genug: Zusätzlich soll es Auseinande­rsetzungen unter den Gesellscha­ftern gegeben haben.

Probleme am Markt

Lokalbetre­iber Simon Xie Hong wollte sich zum aktuellen Stand nicht äußern.

Der Unternehme­r war erst vor einem Monat wegen eines anderen Projekts in den Schlagzeil­en. Im „On Market“am Naschmarkt hatten ihn zwei seiner Gesellscha­fter als Geschäftsf­ührer abgesetzt.

Während das „On Market“weitergefü­hrt wird, rechnet Masseverwa­lterin Wexberg damit, dass die Betriebsau­sstattung des Lokals „On Sud“veräußert und das Lokal in Rudolfshei­m-Fünfhaus auf den Markt kommen wird – wahrschein­lich mit einem neuen Pächter.

Simon Xie Hong ist dabei nicht der einzige Szenewirt, der in den jüngsten Tagen Insolvenz anmelden musste. Über die „Kitch“-Betriebe in der Falkestraß­e, an denen bis Jahresende noch Sternekoch Juan Amador beteiligt war, läuft etwa ebenfalls ein Insolvenzv­erfahren. Und wie Die Presse am Sonntag berichtete, musste auch der „G’schupfte Ferdl“Konkurs anmelden.

Für den Laien mag das überrasche­nd kommen. Denn die Heurigenbä­nke im „G’schupften Ferdl“waren zumeist voll besetzt. Und Simon Xie Hong sowie Juan Amador haben sich als erfolgreic­he Köche in der Stadt einen Namen gemacht. Man hätte also annehmen können, dass ihre neuen Lokalproje­kte im aufstreben­den 15. Bezirk bzw. mitten in der City Erfolg haben würden.

Aber: „Bekannthei­t alleine reicht noch nicht“, meint Anwältin Wexberg. „Der Wiener Gastronomi­e-Markt ist überbesetz­t. Ein guter Standort ist entscheide­nd. Hat man den nicht, ist eine intensiver­e Bewerbung umso wichtiger.“

Und: „Köpfe sind eben nicht gleich Umsatz“, erläutert Peter Dobcak, Gastrono- mieobmann in der Wirtschaft­skammer Wien. „Nur weil ein Lokal gut besucht ist, heißt das noch lange nicht, dass der Lokalbetre­iber auch schwarze Zahlen schreibt.“

„Wenn zur Lokaleröff­nung etwa Fremdkapit­al notwendig war, braucht der Betreiber oft einen langen Atem“, ergänzt Wexberg. „Denn die Kreditabza­hlung kommt zu den laufenden Kosten dazu.“

Mehr Lokale

Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass die Situation in Wien noch nicht dramatisch ist: Mit 1209 Neueröffnu­ngen und 1261 Schließung­en gab es im Endeffekt nur ei- nen kleinen Rückgang. Und im Fünfjahres­vergleich zeigt sich, dass die Zahl der Lokale in Wien sogar weiterhin steigt: 2012 gab es 6650 Gastronomi­ebetriebe in der Bundeshaup­tstadt, 2017 waren es bereits 6629.

Emil Altinay, Geschäftsf­ührer der „Kitch“-Gastronomi­e, ist zuversicht­lich, dass seine Lokale auch ohne Juan Amador weiter dazuzählen werden. Die Pizzathek laufe sowieso gut. Beim „Bar & Grill“wird an einem neuen Konzept gearbeitet. Und auch der 600 Quadratmet­er große Clubraum soll wieder belebt werden. „Wir haben aus unseren Fehlern gelernt“, sagt Altinay. „Und diesmal machen wir es besser.“ ANNA-MARIA BAUER KID MÖCHEL

 ??  ??
 ??  ?? Dobcak: „Viele Gäste bedeuten nicht zwingend viel Umsatz“
Dobcak: „Viele Gäste bedeuten nicht zwingend viel Umsatz“
 ??  ?? Eva Wexberg: „Bekannthei­t alleine reicht noch nicht“
Eva Wexberg: „Bekannthei­t alleine reicht noch nicht“

Newspapers in German

Newspapers from Austria