GTI-Vortreffen: Bürgermeister verweigern Verordnung zum Alkohol-Verbot
Kärnten. Beamten-Idee lässt Gemeindechefs kalt. Sie fühlen sich nicht zuständig und fordern mehr Polizei.
GTIs promenieren durch Velden, Keutschach und entlang des Faaker Sees. Tausende Fans des Kultautos liegen am Straßenrand den aufgemotzten Wagen und den funkelnden, überdimensionalen Auspuffrohren zu „Füßen“. Der Sound mag Anrainern als Krach erscheinen – in FanOhren ist er Musik. Und sie stoßen an auf ihr Heiligtum, allerdings erstmals nur mit Fruchtsaft oder Sprudel – so sehen zumindest Beamte der Kärntner Landesregierung die Zukunft der Vor- und Nachtreffen rund um den Wörthersee. Die Bürgermeister, die das angedachte Alkoholverbot verordnen müssten, erteilen der Forderung hingegen eine klare Absage.
Unstrittig ist, dass die GTIs längst nicht mehr nur während der Hauptveranstaltung (sie findet heuer vom 9. bis 12. Mai in Reifnitz statt) das Bild der Landesstraßen prägen, sondern von Ap- ril bis September präsent sind. Und laut. Die Bürgerinitiative „Pro Selpritsch“aus Velden hat dies Schwarz auf Weiß. Im Mai 2017 ließ sie an zwei Messpunkten eine Lärmstudie erstellen, die Pegelspitzen bis zu 83 Dezibel ergab. Die Weltgesundheitsorganisation hält bereits einen Dauerschallpegel von 55 Dezibel für gesundheitsschädlich. Und von Dauerbeschallung kann man sprechen, wenn der Grenzwert – wie in einer Nacht gemessen – 25-mal pro Stunde überschritten wird.
Jedenfalls sahen sich Umweltreferent Rolf Holub (Grüne) und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) veranlasst, einen Runden Tisch mit Vertretern der Landesabteilungen 4 und 7
sowie der Bezirkshauptmannschaften einzuberufen. Es gilt, den „Ausnahmezustand“(Holub) zu beenden.
Auftrag an Behörde
Der Experten-Talk ergab laut Landesjurist Albert Kreiner, dass die Bürgermeister während der Vor- und Nachtreffen an öffentlichen Plätzen und auf Gehsteigen Alkoholverbote sowie Betriebsbeschränkungen an den Treff- punkten der Rabauken – den Tankstellen – erlassen sollten.
Konkret erwähnt wurde bereits Velden, wo Ferdinand Vouk (SPÖ) jedoch keinen Handlungsbedarf ortet. „Im Park und an der Promenade existieren sogar Alkoholverbote. Jetzt erfahre ich über Medien Beamtenvorschläge. Warum werde ich nicht eingebunden?“, fragt er. Und für Betriebsbeschränkungen bei Tankstellen sei er laut Auskunft seines Juristen gar nicht zuständig. Laut Kreiner schon: „Wir werden die Bürgermeister noch auf klären.“
Auch Karl Dovjak (SPÖ), Bürgermeister von Keutschach, bedarf dieser Auf klärung. „Wir veranstalten das Spektakel ja nicht, wieso soll ich einschreiten? Außerdem sprechen wir von erwachsenen Leuten, deren Alkoholkonsum wir stoppen sollen. Und: Die Verordnung wäre nie vollziehbar“, sagt er.
„Mehr Polizei“
Christian Poglitsch (ÖVP), Bürgermeister von Finkenstein, hält Alkoholverbote ebenfalls für „sinnlos. Der Konsument fährt in die nächste Gemeinde zum Billa, trinkt dort den Wodka.“ Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) fordert indes mehr Polizei-Präsenz. „Es gibt ein 0,5-Promille-Limit am Steuer, das ist zu überwachen. Das Problem ist nicht das Fehlen von weiteren Regeln, sondern allenfalls die fehlende Kontrolle“, sagt er.
Was in Velden definitiv installiert wird, sind permanente asphaltierte Bodenschwellen, die den tiefergelegten PS-Monstern den Garaus machen und die übrigen bremsen sollen. „Offen ist nur die Zahl der Schwellen und was das kosten“, erklärt Bernd Riepan, Bezirkshauptmann von Villach-Land.