SPÖ-Politiker wegen Missbrauchs festgenommen
Mostviertel. Geschockte Reaktionen und wilde Gerüchte löste die vorwöchige Festnahme eines Lokalpolitikers und Vereinsfunktionärs in einer Mostviertelgemeinde aus. Der 56-Jährige, der in der Justizanstalt St. Pölten in Untersuchungshaft genommen wurde, wird vorrangig mit innerfamiliären Missbrauchsvorwürfen konfrontiert. Zudem wird auch noch in anderen brisanten Punkten gegen ihn ermittelt.
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Leopold Blien, bestätigte die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und die Untersuchungshaft des Beschuldigten. Aus Schutz der Privatsphäre der möglichen Opfer gbe es aber keine weiteren Auskünfte, erklärte Blien gegenüber dem KURIER. Der Verdächtige, der politisch seit Jahren für die SPÖ aktiv ist, wurde vergangenen Donnerstag in zu Hause aufgesucht und festgenommen.
Therapie
Dem Vernehmen nach sollen Kinder im Familienverband im Zuge einer therapeutischen Behandlung wegen einen tragischen Todesfalls im Bekanntenkreis die schlimmen Vorwürfe gegen den Großvater ins Rollen gebracht haben. Therapeuten schalteten die Polizei ein.
Im Zuge einer freiwilligen Nachschau im Wohnhaus des in seiner Heimatgemeinde geachteten Familien- und Großvaters seien noch andere Verdachtsmomente gegen den Mann aufgetaucht, bestätigte der Staatsanwalt weiters.
NS-Devotionalien
So wurden im Keller des Hauses NS-Devotionalien gefunden. Es sei zu klären, ob es sich um Sammlerleidenschaft oder um einen propagandistischen Vorsatz handle, meinte Blien. Letzteres würde dem Mann auch ein Verfahren wegen Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz bescheren.
Rechtfertigen muss sich der Verdächtige in jedem Fall auch für den Fund von mehreren teils historischen Faustfeuerwaffen und Schlagringen, sowie zwei Granaten, die laut Staatsanwalt Blien teilweise sehr gut versteckt gewesen sein sollen. Für die Waffen habe der Mann keine entsprechenden Dokumente vorweisen können, erklärte der Staatsanwalt.
Die SPÖ Niederösterreich hat nun angekündigt, den als Fraktionsführer im Gemeinderat aktiven Funktionär bei der heute, Dienstag, stattfindenden Sitzung des Landesparteivorstandes auszuschließen. In der betroffenen Gemeinde war die Gerüchteküche am Wahlsonntag richtig aufgekocht, als der Politiker nicht, wie sonst in der Vergangenheit, im Wahllokal anwesend war.