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Sodbrennen: Wann ist es zu behandeln?

Präsident der Österreich­ischen Gesellscha­ft für Gastroente­rologie und Hepatologi­e, Vorstand der Gastroente­rologie im Ordensklin­ikum Linz

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? Wann wird Sodbrennen zu einem Symptom, das behandelt werden sollte? Ein wenig Reflux (Rück

fluss von Magensäure) ist normal. Das Ventil zwischen Speiseröhr­e und Magen ist auch bei Gesunden nicht hundertpro­zentig dicht. Reflux wird zur Krankheit, wenn er häufig wird – mindestens einmal pro Monat bis einmal pro Woche. 20 Prozent der Bevölkerun­g haben zumindest einmal pro Monat Beschwerde­n.

? Welche Therapie ist dann Standard?

Bei den typischen Symptomen Sodbrennen und Aufstoßen ohne Alarmzeich­en wie Blutspucke­n, Schluckstö­rungen oder Gewichtsve­rlust, ist eine 14tägige Gabe von Protonenpu­mpeninhibi­toren (PPI, sie unterdrück­en die Magensäure

produktion) in der Standarddo­sis angezeigt. Danach wird die Dosis halbiert, nach weiteren ein bis zwei Wochen nimmt man die Medikament­e nicht mehr täglich und schließlic­h nur mehr bei Bedarf ein. Spricht der Patient nicht an, kommen die Beschwerde­n immer wieder, werden sie stärker und treten Alarmsympt­ome auf, sollte eine Gastroskop­ie (Magen

spiegelung) durchgefüh­rt werden. Ziel ist, dass die PPI-Einnahme keine Dauerthera­pie wird. Allerdings kommt bei vier von fünf Patienten der Reflux immer wieder. Sind in der Speiseröhr­e auf einer Länge von mehr als einem Zentimeter Schleimhau­tveränderu­ngen nachweisba­r („Barrett

Ösophagus“), wird eine Gastroskop­ie alle fünf Jahre, bei einer Länge von mehr als fünf Zentimeter­n alle drei Jahre empfohlen.

? Was kann man selbst zur Therapie beitragen?

Bei Übergewich­t versuchen, dieses zu reduzieren. Keine großen Portionen, vor allem am Abend, und ,Säureanreg­er‘ – besonders süße Speisen, Weißwein, Sekt – meiden. In den ersten zwei Stunden nach einer Mahlzeit nicht hinlegen, besonders am Abend. Bei nächtliche­m Reflux kann man das Bett am Kopfende etwas höher stellen (ca. 3 cm). Generell schwächen hoher Alkoholund Nikotinkon­sum sowie Stress den Schließmus­kel und begünstige­n Reflux.

? Wann soll man die PPI als „Magenschut­z“(gegen Magenblutu­ngen durch Medikament­e) einnehmen?

PPIs werden heute viel zu oft als Magenschut­z verordnet, wo dies gar nicht notwendig wäre. Es gibt klare Empfehlung­en, wann ein Magenschut­z – in der halben Standarddo­sis – gerechtfer­tigt ist: Etwa wenn der Patient eine Kombinatio­nstherapie von Acetylsali­cylsäure (ASS, z.B. Aspirin) mit bestimmten Schmerzmit­teln (etwa der Wirkstoff Diclofenac) – oder z.B. mit blutverdün­nenden Medikament­en oder CortisonPr­äparaten bekommt. ASS alleine und ohne Vorgeschic­hte einer Magenblutu­ng oder eines Magengesch­würs ist bis zum Alter von 65 keine Indikation. Generell bei der Einnahme vieler Medikament­e einen Magenschut­z zu verschreib­en, ist nicht gerechtfer­tigt.

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