Resonanzen-Finale mit barocker Opulenz und Strahlkraft im Wiener Konzerthaus
Kritik. Eigentlich wäre es ganz einfach zu zeigen, dass manche Komponisten wie Jan Dismas Zelenka, der im Schatten Bachs stand, zu Unrecht in Vergessenheit gerieten. Es bedarf lediglich Präzision und Spielfreude, um sie in ihrer wahren Pracht zu zeigen. Der tschechische Dirigent Vaclav Luks und seine formidable Formation Collegium 1704 verfügen über beides ausreichend. Das wurde beim Abschlusskonzert des Festivals für Alte Musik „Resonanzen“erlebbar.
Die Klammer für Werke von Zelenka sowie der Italiener Leonardo Leo und Francesco Bartolomeo Conti gaben Hochzeiten und Krö- nungsfeierlichkeiten der Habsburger im 18. Jahrhundert. Das Programm löste mehr ein, als es zunächst versprach. Den Auftakt gab Zelenkas kurzweilige Sinfonia zum Singspiel „Sub olea pacis et palma virtutis“. Mit Verve setzte Luks auf barocke Opulenz. Die Faszination von Leonardo Leos sakralem Oratorium wurde vor allem durch den exzellenten Chor Collegium Vokale 1704 spürbar. Jede einzelne Stimme hat in diesem Ensemble Soloqualität, vor allem die weiblichen.
Weshalb man für Contis Tafelmusik für Orchester und eine Solostimme eine Sopranistin engagieren musste, erschloss Veronica Cangemi nicht. Die Argentinierin bewältige die ersten Koloraturen mit akrobatischer Bravour, hatte jedoch im zweiten Teil ihre Grenzen erreicht.
Zelenkas lauretanische Litanei „Consolatrix aff lictorum“geriet durch die herrlichen Stimmen des Chors zur fulminanten Anbetung der Gottesmutter. Innigkeit und Pomp brachte Luks ideal zum Verschmelzen. Konzertmeisterin Helena Zemenova leitete feinsinnig Hana Blazkovas wunderbares Sopransolo beim „Vater unser“ein. Der berechtige Jubel wurde mit Bachs Kantate „Friede über Israel“bedankt.