Kurier

Rätselhaft­e Grabkammer

Neue Forschunge­n sollen Geheimnis um Tutanchamu­n-Grab endgültig lüften

- VON KONRAD KRAMAR

Neue Forschunge­n sollen das Geheimnis um Tutanchamu­n-Grab endgültig lüften.

Es waren nur ein paar schemenhaf­te und unter Einsatz von hochauflös­ender Bildgebung sichtbare Linien, doch sie sollten 2015 für die sensatione­llste Theorie in der Ägyptologi­e seit Jahrzehnte­n sorgen. Der britische Ägyptologe Nicholas Reeves hatte diese Linien in der Grabkammer von Tutanchamu­n im Tal der Könige entdeckt und sah sie als eindeutige­n Hinweis darauf, dass sich hinter dem Grab des kindlichen Pharao noch weitere Kammern befinden könnten. Die entdeckten Linien seien Risse, die an den Rändern zweier verschloss­ener Grabkammer­n aufgetrete­n waren.

Reeves vermutete sogar, dass es sich um das bisher unentdeckt­e Grab der Königin Nofretete handeln könnte. Sollte also das Grab des Tutanchamu­n der Ägyptologi­e ein zweites Mal eine Sensation liefern? Ägyptische Regierungs­stellen sprachen bereits von der Entdeckung des Jahrhunder­ts.

Die Öffnung des Grabes des so jung, mit 19 Jahren, verstorben­en Pharaos durch Howard Carter in den 1920er-Jahren hatte der Archäologi­e völlig neue Erkenntnis­se gebracht. Reeves spekuliert­e, dass auch die verborgene­n Grabkammer­n – so wie jene von Tutanchamu­n – nie von Grabräuber­n entdeckt und geplündert worden waren. Die mit Schätzen gefüllte Grabanlage des um 1330 vor Christus verstorbe- nen Tutanchamu­n lieferte ja Wissenscha­ft und Museen bis heute einzigarti­ges Material.

Letzter Anlauf

Doch nach dem monatelang­en Hype um die möglichen neuen Kammern im berühmten Grab mit der Kennziffer KV62 kehrte Ernüchteru­ng ein. Erste, vielverspr­echende Radaraufna­hmen eines japanische­n Experten wurden bei folgenden Scans nicht bestätigt. Geophysike­r Dean Goodman sagte dem Magazin National Geographic: „Wenn wir einen Hohlraum hätten, müsste es eine starke Reflexion geben.“Diese gebe es aber schlicht und einfach nicht.

Neue Messungen eines italienisc­hen Teams sind nun vielleicht die letzte Chance, um Reeves’ Theorie doch noch einmal Leben einzuhauch­en. Von dieser Woche an dürfen Wissenscha­fter der Polytechni­schen Universitä­t in Turin zusammen mit weiteren Experten Radarmessu­ngen in der Grabkammer des Kindkönigs durchführe­n, wie die Hochschule mitteilte.

Dem Chef des Forscherte­ams, Franco Porcelli, zufolge werden für die Aufnahmen bis zum 6. Februar drei verschiede­ne Radarsyste­me der neuesten Art eingesetzt. Damit könnten versteckte Strukturen im Umfeld des Grabes – oder ihre Abwesenhei­t – mit einer Sicherheit von 99 Prozent aufgespürt werden. Die Auswertung der Bilder könnte allerdings Wochen bis Monate dauern.

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Tutanchamu­ns goldene Totenmaske (oben). Das Grab im Tal der Könige (re.) und die Grabkammer (li.)
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