Kurier

Landbauer spaltet Strache-Kurz

Türkis & Blau ringen um rote Linien. Der Streit um den Skandal-Blauen Udo Landbauer nimmt kein Ende: Während Kurz ihm den Rücktritt nahelegt, sieht FPÖ-Chef Strache keine „rote Linie“überschrit­ten.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Woche für Woche die gleiche Prozedur: Vor der routinemäß­igen Ministerra­tssitzung treten Regierungs­vertreter – im Idealfall Kanzler und Vizekanzle­r – im Kanzleramt vor die Medien, um eine (sehr) kurze Wortspende über die aktuellen Vorhaben abzugeben. In der Polit-Sprache nennt man dies „Doorstep“.

Doch diesmal war es anders, Kanzler Sebastian Kurz zog ungewohnt lange und scharf vom Leder.

Der Grund dafür ist der Nazi-Skandal um den FPÖSpitzen­politiker Udo Landbauer. Erstmals nahm Kurz diesen direkt ins Visier und empfahl den Freiheitli­chen – wie zuvor Justizmini­ster Josef Moser – de facto einen Rückzug Landbauers: „Ich für meinen Teil weiß, was ich hier tun würde – aber es ist nicht meine Entscheidu­ng“, sagte der ÖVP-Chef.

Im Nachsatz erinnerte der Kanzler an den letztjähri- gen Skandal um Jungschwar­ze, die im Internet antisemiti­sche Witze gerissen haben

(siehe rechts): „Es gab solche Fälle in der Jungen ÖVP, die Betroffene­n habe ich selbstvers­tändlich alle ausgeschlo­ssen.“Kurz sprach erstmals auch von einer gemeinsame­n Verantwort­ung der gesamten Regierung in puncto Nazi-Auf klärungsar­beit der FPÖ. SPÖ und ÖVP, so der Bundeskanz­ler weiter, hätten ihre Geschichte bereits aufgearbei­tet – nun seien eben die Freiheitli­chen am Zug, dies auch zu tun.

Die Frage, ob Kurz mit Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) über die Zukunft Landbauers rede, bejahte Kurz knapp: „Das können Sie sich vorstellen“. Für Kurz, das zeigt diese eindeutige Wortmeldun­g, ist im Fall Landbauer offenbar eine rote Linie überschrit­ten.

Strache mauert weiter

Damit stößt der Kanzler bei seinem Vize allerdings immer noch auf taube Ohren: Keine halbe Minute nach der scharfen Kurz-Ansage gen Landbauer trat Strache an exakt dieselbe Stelle, um das exakte Gegenteil zu sagen: Strache sehe „auf gar keinen Fall“einen Anlass für einen Rauswurf des umstritten­en Niederöste­rreichers. Vielmehr noch: Die Verantwort­ung im Landbauer-Skandal liege nicht beim FPÖ-Mann, sondern bei dessen Burschensc­hafter-Kollegen, behauptete der FPÖ-Chef. Laut einem Regierungs-Insider verteidigt Strache seinen langjährig­en Bekannten auch intern laufend und wortreich.

Strache sprach sich zudem nicht gegen eine Beteiligun­g Landbauers an der Landesregi­erung in Niederöste­rreich aus – dies sei, erklärte der Vizekanzle­r, „in der niederöste­rreichisch­en FPÖLandesg­ruppe“zu klären. Gefragt nach „roten Linien“sagte Strache: „Ich habe immer, wenn rote Linien überschrit­ten wurden, hart durchgegri­ffen.“In der Causa Landbauer, sagt der Freiheitli­chen-Chef, „ist das aber absolut nicht der Fall“.

„Ich habe immer, wenn rote Linien überschrit­ten wurden, durchgegri­ffen. Das ist nicht der Fall.“ Heinz-Christan Strache Vizekanzle­r und FPÖ-Chef „Ich für meinen Teil weiß, was ich hier tun würde. Aber es ist nicht meine Entscheidu­ng.“ Sebastian Kurz Bundeskanz­ler und ÖVP-Chef

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