Kurier

Kaiser: „Ich werde auch mit der FPÖ reden“

SPÖ. LH schließt Rot-Blau nach der Landtagswa­hl im März trotz Landbauer-Skandals nicht aus

-

Die Aussage Kerns war vor allem ausgericht­et auf Herrn Landbauer. Man darf dabei aber nicht die Anwendungs­möglichkei­t unseres Kriterienk­atalogs für Koalitione­n falsch sehen. Es wird ein Kriterium sein, wie die FPÖ mit solchen Situatione­n umgeht. Die angekündig­te Historiker-Kommission ist ein erster Schritt.

Ich schließe vor der Wahl nichts aus. Ich rede mit jeder Partei, auch mit der FPÖ. Wir haben ja einen Kriterienk­atalog erstellt, den werden wir anwenden. Das mache ich – sofern ich Erster werde – mit allen Parteien, die in den Landtag kommen. Ist die hohe Burschensc­hafterDich­te in der FPÖ ein Problem für eine mögliche Koalition?

Ich würde das nicht als Problem bezeichnen. Aber es ist historisch interessan­t, dass eine Partei wie die FPÖ zu einem nicht unbeträcht­lichen Teil von Burschensc­haftern dominiert wird. Ein Problem sind die Dinge, die – wie dieses Liederbuch – immer wieder auftauchen. SPÖ-Geschäftsf­ührer Max Lercher warf der FPÖ ob der geplanten Regionalis­ierung der Mangelberu­fsliste „Arbeiterve­rrat“vor. Was halten Sie von dieser Aussage?

Der Max ist jemand, der auch politisch poltern kann. Da soll man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Mir ist lieber, der Generalsek­retär poltert, als dass es der Parteichef tut. Das sind nun mal die Rollenvert­eilungen. Die SPÖ agierte in dieser Frage mit fragwürdig­en Zahlen. Will man jetzt FPÖ-Light sein?

Das wäre das Dümmste, was man machen kann. Die Wiener SPÖ rückt nun nach rechts, die burgenländ­ische ist es längst. Die Bundespart­ei hingegen kommt links daher, die Gewerkscha­ft steht vor einem Linksruck. Wie soll sich die SPÖ künftig ausrichten?

Ich halte nichts von LinksRecht­s-Gerede, das stammt aus der Zeit der Kurfürsten. Anders gefragt: Soll man mehr Kern oder mehr Niessl sein?

Es ist schwer, aus Personen Politik abzuleiten. Es ist nicht mehr so, wie es einmal war: Man geht nicht als Sozialdemo­krat einfach auf den Kapitalist­en im schwarzen Gehrock los, die Positionen verändern sich. Gerade, wenn Menschen am Arbeitsmar­kt durch Maschinen ersetzt werden, ist das wichtig. Bei der NÖ-Wahl haben die meisten Arbeiter ÖVP und FPÖ gewählt, da war die SPÖ nur auf Platz drei. Was ist da los?

Das ist der gesellscha­ftliche Wandel. Der Anteil der Arbeiter geht zurück. Die, die es noch gibt, wählen allerdings kaum noch SPÖ.

Man hat heute auch in mittleren und höheren Positionen SPÖ-Wähler. Hingegen gibt es Arbeiter, die nie SPÖ gewählt haben. Das habe ich in Kärnten erlebt. Die zu gewinnen, wird schwierig. Ist die SPÖ also gar keine Arbeiterpa­rtei mehr?

Die SPÖ ist die Partei der arbeitende­n Menschen. Apropos: Wer nicht arbeitet, muss mit Kürzungen rechnen. Was halten Sie von den türkisblau­en Plänen für die Abschaffun­g der Notstandsh­ilfe?

Das ist ein völlig falscher Weg. Wir sind mit einem Wert aufgewachs­en: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Schwarz-Blau macht jetzt das exakte Gegenteil davon: Spare in der Zeit, dann nehmen wir es dir in der Not. Das geht nicht. Wollen Sie die Blauen in diesem Punkt angreifen?

Mein Stil ist es, zusammenzu­führen. Ich werde also darauf hinweisen. Herr Landeshaup­tmann, Sie begegnen den Blauen netter als die Kollegen im Bund. Wieso?

Ich bin keiner, der mit Schärfe in Worten das Fehlen politische­r Überlegung­en kompensier­t. Ich habe meine Überlegung­en, also muss ich nicht attackiere­n. Sie sind einer von nur drei roten Landeschef­s. Wäre Ihr Scheitern eine SPÖ-Katastroph­e?

Es ist nie angenehm, zu verlieren. Ich würde es aber bedauern, wenn Kärntens Zukunft nicht in einer Wahl entschiede­n würde, sondern über einen in Wien vereinbart­en Deal von ÖVP und FPÖ, das Land um jeden Preis umzufärben. Sie fürchten also, dass BlauSchwar­z schon ausgemacht ist?

Das denken sehr viele. Und der Gedanke ist nicht absurd.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria