Kurier

Laut Interpol 50 IS-Terroriste­n in Italien gelandet

Alarm in Europa. Angeblich wollen die Tunesier, die wahrschein­lich in Camps trainiert wurden, Anschläge verüben

- – WALTER FRIEDL

Stimmt der Bericht der britischen Zeitung The Guardian, dann könnte es in Europa demnächst wieder zu einem verheerend­en Anschlag mit islamistis­chem Hintergrun­d kommen. Denn angeblich hat Interpol eine Liste von 50 Personen erstellt, die kürzlich über das Mittelmeer nach Italien gekommen sind. Die Mission der Männer, allesamt tunesische Kämpfer der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS): Attacken auf die „Ungläubige­n“in europäisch­en Städten.

Auf der Liste, die dem Guardian angeblich vorliegt, seien auch konkrete Namen und Geburtsdat­en vermerkt. Vier der Verdächtig­en seien europäisch­en Geheimdien­st bereits vorher bekannt gewesen, schreibt das Blatt. Einer dieses Quartetts könnte bereits die Grenze zu Frankreich überquert haben.

Die mehreren Dutzend IS-Dschihadis­ten sollen zwischen Juli und Oktober 2017 auf Sizilien gelandet sein. Und zwar in Fischerboo­ten oder anderen kleinen Kähnen. Anders als bei den Migranten, die von Libyen aus mit weit gehend seeuntaugl­ichen Schiffen und unerfahren­en Skippern ablegen, soll es sich bei den aus Tunesien Startenden anders verhalten: Deren Boote seien in exzellente­m Zustand und würden von erfahrende­n Seeleuten gesteuert.

Lokale italienisc­he Stellen sprechen von so genannten „Geister-Anlandunge­n“. Diese passierten vorwiegend während der Nacht, und die Menschen tauchten anschließe­nd unter. Alleine seit Juli 2017 seien so mehr als 3000 Tunesier nach Italien gekommen.

Ganz Europa informiert

Interpol habe, so die britische Zeitung, die Liste jedenfalls am 29. November des Vorjahres dem italienisc­hen Innenminis­terium übermittel­t. Das dortige Amt soll die brisanten Informatio­nen dann an alle Anti-Terror-Behörden in ganz Europa weitergele­itet haben.

Tunesien ist einer jener Staaten, aus dem die meisten Dschihadis­ten stammen, die für den IS in Syrien und dem Irak ins Feld zogen. Die Vereinten Nationen schätzen, dass rund 5500 Männer aus dem nordafrika­nischen Land, in dem die Umbrüche in der arabischen Welt ihren Ausgang genommen hatten, für die Terrormili­z IS kämpften und dies teilweise immer noch tun. Allerdings, so wird in vielen Staatskanz­leien befürchtet, dürften sich viele Dschihadis­ten, die zuvor in speziellen Camps für Anschläge ausgebilde­t worden waren, abgesetzt und Richtung Europa auf den Weg gemacht haben – zumal das IS- „Kalifat“in Syrien und im Irak, zumindest territoria­l, weit gehend zerschlage­n ist.

Blutbad eines Tunesiers

In Erinnerung­en ist in diesem Zusammenha­ng der Anschlag auf den Weihnachts­markt in Berlin. Im Dezember 2016 lenkte der Tunesier Anis Amri einen Lkw in die Menschen- menge, zwölf Besucher starben, weitere 56 wurden verletzt. Fünf Jahre zuvor war der spätere Attentäter per Boot illegal von seiner Heimat auf der italienisc­hen Insel Lampedusa gelandet. Nach diversen Delikten verbrachte er mehrere Monate in Gefängniss­en, wo es sich radikalisi­erte.

 ??  ?? Der Tunesier Anis Amri lenkte 2016 einen Lkw auf einem Weihnachts­markt in die Menschenme­nge, zwölf Besucher starben
Der Tunesier Anis Amri lenkte 2016 einen Lkw auf einem Weihnachts­markt in die Menschenme­nge, zwölf Besucher starben

Newspapers in German

Newspapers from Austria