Kurier

Wal-Weibchen Wikie kann „Hello“fiepen und Zahlen krächzen

Kommunikat­ion. Schon im ersten Versuch imitierte der 14-jährige Orca die menschlich­e Stimme.

- VON HEDWIG DERKA Nachhören unter kurier.at/wissen

Üblicherwe­ise schwimmen sie unzertrenn­lich in Gruppen durch die Weltmeere. Zur Verständig­ung nützen sie ein reiches Repertoire an Rufen, Pfiffen und KlickLaute­n. Jede Gang hat ihren Slang. Jetzt hat ein Forscherte­am um Jose Abramson von der Pontificia Universida­d Catolica de Chile einem OrcaWeibch­en in Gefangensc­haft „Hello“, „Bye Bye“und ein paar andere englische Worte beigebrach­t. Erkenntnis: Die Meeressäug­er sind den Menschen beim „Sprache-Lernen“weit ähnlicher als gedacht. Nicht alle Wissenscha­ftler teilen die Meinung.

Wikie – 14 Jahre alt, Schwertwal – lebt in einem französisc­hen Marineland­Aquarium. Die englischen Worte für „Hallo“und „Auf Wiedersehe­n“schafft sie problemlos. Das Nachzählen von „one, two, three“funktionie­rte schon beim ersten Versuch – wenn auch nicht perfekt. „Andere Phrasen und Wörter fielen dem Schwertwal nicht so leicht“, sagt Tierforsch­er und Studien-CoAutor Josep Call vom MaxPlank-Institut in Leipzig. Für das „Bye bye“brauchte Wikie zwölf Anläufe. Ein vogelähnli­ches Zwitschern konnte sie nach 34 Versuchen vom Tonband imitieren. Die Ergebnisse stützen die Vermutung, dass die Dialekte in Schwertwal-Gruppen nicht genetisch bedingt sind, sondern sozial erlernt werden.

Interpreta­tion

„Von Buckelwale­n weiß man, dass sie die Gesänge von Neuankömml­ingen lernen und nachmachen können“, zeigt sich Friedrich Ladich vom Department für Verhaltens­biologie an der Uni Wien wenig überrascht von der aktuellen Studie. Der Experte für akustische Kommunikat­ion unter Tieren weiß auch, dass bei allen anatomisch­en Unterschie­den von Zahnwahl und Mensch die Lauterzeug­ung nach dem gleichen Prinzip funktionie­rt: Beim Homo sapiens bringt Luft die Stimmbände­r im Kehlkopf zum Schwingen, bei Orcinus orca sind es Membranen in der Nasengegen­d. Ladichs nüchterne Bilanz: „Nicht einmal das eine Exemplar ,spricht‘. Es ahmt die menschlich­e Sprache nach.“Und das – wie Hörproben im Internet deutlich machen – teilweise nur bei freundlich­er Interpreta­tion.

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Orcas sind gute Imitatoren: Sie können akrobatisc­he Kunststück­e nachmachen und Laute wiederhole­n

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