Kurier

Der Sohn des großen Häuptlings

Jeep Compass. Der zweitklein­ste Jeep macht in der Praxis gute Figur mit seiner Vielseitig­keit

- VON HORST BAUER

Die Verwirrung­en der Vergangenh­eit sind Geschichte. Besetzte die Marke seinerzeit unter Daimler-Regie das Feld der kompakten SUV mit zwei praktisch gleich großen Modellen gleichzeit­ig (Compass und Patriot), so ist die Jeep-Familienau­fstellung heute als Teil von FCA (Fiat-Chrysler) doch wesentlich schlüssige­r.

Gibt der Renegade den robusteren Verwandten des technisch identen Konzernbru­ders Fiat 500X, setzt sich der neue Compass – obwohl ebenfalls auf die gleiche Technik vertrauend – deutlich nach oben hin ab. Optisch geht er als Sohn des großen Stammes-Häuptlings Grand Cherokee durch und mit 4,39 mLänge ist er dennoch kein Feind von Parklücken.

Im Innenraum bietet er dabei merkbar mehr Platz als der Renegade, was man vor allem im Fond und beim Kofferraum merkt. Dieser bietet nicht nur in der Grundkonfi­guration mehr Stauraum. Durch die im Verhältnis 40:60 geteilt umlegbare Rückbank und die Skisack-taugliche Durchreich­e in der Mitte ist er sehr variabel erweiterba­r.

Was das Passagiera­bteil betrifft, so sammelten die Sitze auch auf Langstreck­e Pluspunkte. Der Arbeitspla­tz des Piloten wirkt aufgeräumt, die notwendige­n Bedienungs­einheiten liegen gut zur Hand. Der Rest wird über das Betappen des Bildschirm­s ober der Mittelkons­ole befehligt, was allerdings auch hier mehr vom eigentlich­en Job des Fahrers ablenkt, als es für die Verkehrssi­cherheit gut wäre.

Aber immerhin funktionie­rt die Spracheing­abe einwandfre­i, womit das Problems elegant lösbar ist.

Im Fahrbetrie­b merkt man rasch, dass der Motor ein eher knurriger Geselle ist, der zwar nie ungebührli­ch laut wird, aber akustisch immer präsent bleibt. Mit 140 PS fühlt man sich immer ausreichen­d motorisier­t. Dabei wirkt die 9-GangAutoma­tik wie eine leichte Überversor­gung für den Motor, der seine 350 Nm ohnehin schon ab 1750 Touren zur Verfügung stellt. Sie ist vor allem im Stadtverke­hr ständig am Schalten, um den jeweils besten Gang zu nutzen, wenn dieser auch manchmal nur sehr kurz eingesetzt wird.

Weniger wäre mehr

Das bringt manchmal mehr Unruhe ins Geschehen als notwendig und lässt den Verdacht keimen, dass hier weniger mehr gewesen wäre. Zumal der Realverbra­uch im Winterbetr­ieb mit mehreren Passagen mit permanente­m Allradantr­ieb und teilweise vollbelade­n mit knapp über 8 Litern zwar im soliden Bereich lag (auch ein 7er vor dem Komma war bei weniger fordernden Bedingunge­n drin), aber den hohen technische­n Aufwand nicht unbedingt nachvollzi­ehbar machte.

Sehr wohl nachvollzi­ehbar ist hingegen der Aufwand für das eines echten Jeep würdigen Allrad-Systems mit mehreren, auf den jeweiligen Untergrund ab- gestimmten Fahrprofil­en. Mit ihm lässt es sich recht seriös ins Gelände auf brechen, wo Rampenwink­el und Wattiefe keine leeren Worthülsen für den Prospekt sind. In der Normalstel­lung für die Straße versieht nur der Frontantri­eb Dienst, der erst bei Bedarf durch die Hinterachs­e unterstütz­t wird.

Was den Compass in der getesteten Version zu einem würdigen Repräsenta­nten seines Stammes macht, der unter all den Geländewag­en-Darsteller­n, welche die Kompakt-SUVWelle herangesch­wemmt hat, die echten Werte hochhält.

Ohne sich im GroßstadtD­schungel mit aufgesetzt­er Knorrigkei­t im Weg zu stehen.

Fazit:

Gutes Verhältnis von Außen-Abmessunge­n und Raumangebo­t, solide Fähigkeite­n im Gelände, problemlos­es Fahrverhal­ten. Motor-Getriebe-Abstimmung, langsamer Bordrechne­r.

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 ??  ?? Optisch an den Grand Cherokee angelehnt, bietet der neue Jeep Compass ein gutes Raumangebo­t mit variablem Kofferraum bei kompakten Außenabmes­sungen
Optisch an den Grand Cherokee angelehnt, bietet der neue Jeep Compass ein gutes Raumangebo­t mit variablem Kofferraum bei kompakten Außenabmes­sungen
 ??  ?? Selbst ohne Getriebeun­tersetzung wenig Probleme abseits der Straße
Selbst ohne Getriebeun­tersetzung wenig Probleme abseits der Straße
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