Kurier

Appell an Unfall-Gaffer

Rettung setzt auf Online-Aufruf, Feuerwehr schon auf Sichtschut­z.

- VON JOSEF GEBHARD UND STEFANIE RACHBAUER

Markus Wölbitsch über seine Rolle in der ÖVP Wien, parteiinte­rnen Widerstand gegen die Aufweichun­g des Rauchverbo­ts und Deutschkla­ssen.

KURIER: Michael Ludwig ist neuer SPÖ-Chef. Was erwarten Sie von ihm als Bürgermeis­ter?

Markus Wölbitsch: Momentan sind noch viele Fragen offen, die im Vorwahl-Prozess der SPÖ nicht gestellt wurden. Zum Thema Mindestsic­herung gab es ein paar Signale. Jetzt wäre die Chance, Klartext zu sprechen.

Sie sind seit Kurzem neuer ÖVPStadtra­t, Parteichef Gernot Blümel ist nun Minister. Wer hat in der Wiener ÖVP das Sagen: Sie oder Blümel?

Ganz klar Gernot Blümel. Er hat von Anfang an gesagt, dass er in Wien Obmann und Spitzenkan­didat bleibt. Ich habe die Möglichkei­t, im Gemeindera­t inhaltlich­e Schwerpunk­te zu setzen – die eng mit ihm abgestimmt sind.

Die Neos fordern eine Abschaffun­g der nichtamtsf­ührenden Stadträte in Wien. Ist das für Sie vorstellba­r?

Das ist eine Variante, wenn man sie in amtsführen­de Stadträte umwandelt und ihnen ein Ressort überträgt. Die Kontrollmö­glichkeite­n für die Opposition – wie ein Sitz im Stadtsenat – müssen erhalten bleiben.

Welches Ressort würden Sie am liebsten übernehmen?

Unternehme­rtum und Wirtschaft interessie­ren mich aufgrund meiner persönlich­en Biografie. Auch das Thema Stadtentwi­cklung ist für die Zukunft unserer Stadt wesentlich. ÖVP und FPÖ fuhren zuletzt massive Angriffe auf Wien. Werden Sie diesen Kurs fortsetzen? Es gab keine Angriffe auf Wien, sondern auf die Art und Weise, wie die Stadt regiert ist. Wir sind mit der Stadtregie­rung nicht zufrieden. Und die Bevölkerun­g auch nicht, wenn man sich Umfragen ansieht. Denn Rot-Grün glaubt nicht, dass es islamische Kindergärt­en gibt oder dass man die Mindestsic­herung reformiere­n muss. Dazu hat Gernot Blümel den Bürgermeis­terCheck gestartet: Wir verlangen von Ludwig Klartext auf diese Fragen.

Sie haben mehrmals die Mindestsic­herung erwähnt. Ludwig deutete an, dass für ihn eine Wartefrist für Zuziehende infrage kommt. Ist das ausreichen­d?

Nein. Die Zahl der Bezieher hat sich seit 2010 verdoppelt. Es gibt Prognosen, dass

wir bald eine Milliarde Euro für die Mindestsic­herung auf bringen müssen.

Zuletzt war die Zahl der Bezieher aber rückläufig. Wozu ist dann eine Reform nötig?

Den Peak haben wir überschrit­ten. Nichtsdest­otrotz ist eine Milliarde Euro ein riesiger Betrag. Es geht darum, dass eine gewisse Treffsiche­rheit herrscht. Wir müssen einen Deckel und mehr Sachleistu­ngen überlegen.

Türkis-Blau will eigene Deutschkla­ssen. Laut einer Pisa-Erhebung ist der gemeinsame Unterricht die beste Förderung. Gehen Sie in die falsche Richtung?

Es gibt unterschie­dliche Expertenme­inungen zu diesem Thema. Das vorliegend­e Konzept sieht eine starke Förderung in Deutschkla­ssen vor, aber auch eine Involvieru­ng in den Schulverba­nd.

Es braucht dafür mehr Lehrer und Räume – also letztlich mehr Geld. Wie wollen Sie die Ressourcen sicherstel­len?

Die Idee liegt jetzt auf dem Tisch, nun muss man überlegen, wie man sie bestmöglic­h in die Praxis umsetzt. Das wird nur funktionie­ren, wenn alle relevanten Spieler gut zusammenar­beiten. Ich hoffe sehr, dass auch die Stadtregie­rung an den Tisch kommt. Ein anderes umstritten­es Thema ist die Aufweichun­g des Rauchverbo­ts. Selbst aus Ihren eigenen Reihen, etwa von Bezirksche­fin Veronika Mickel, regt sich dagegen Widerstand. Auf welcher Seite stehen Sie?

Der jetzige Vorschlag ist nicht das, war sich die ÖVP gewünscht hat. Aber wenn man auf Augenhöhe in Koalitions­verhandlun­gen tritt, muss man Kompromiss­e schließen. Wenn es private Initiative­n gibt, um die Zahl der Nichtrauch­er-Lokale zu erhöhen, ist das begrüßensw­ert. Wo soll die Stadt noch einsparen, um Schulden abzubauen?

Mit einer Untersuchu­ngskommiss­ion zum Krankenhau­s Nord, Liegenscha­ftsverkäuf­en zu Marktpreis­en, weil das bisher nicht immer der Fall war, treffsiche­ren Sozialleis­tungen – Stichwort Gehaltsche­cks im Gemeindeba­u – oder einer Bürokratie­reform. Gefährden Gehaltsche­cks nicht die soziale Durchmisch­ung? Es geht nicht darum, dass Besserverd­iener ausziehen. Es kann andere Optionen geben, etwa eine Anpassung der Miete oder Kauf der Wohnung.

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In der ÖVP-Landespart­ei gibt nach wie vor Blümel den Ton an, sagt Stadtrat Wölbitsch

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