Kurier

„Ein warmer Wind aus Wien“

Kärnten. Sebastian Kurz soll der Landespart­ei Rekordgewi­nne bescheren

- VON DANIELA KITTNER

Mittwoch Abend in der Messearena in Klagenfurt.

Man fühlt sich zurückvers­etzt in den Nationalra­tswahlkamp­f des Vorjahres. Es dominiert die Farbe Türkis, die Junge ÖVP richtet eine Wahlparty aus, Peter Eppinger sorgt mit Radiomoder­atorenwitz für Stimmung und alle Scheinwerf­er richten sich auf einen: Sebastian Kurz.

Die ÖVP ist wieder im Bewegungs-Modus.

Diesmal geht es nicht um die Eroberung des Kanzleramt­s, das hat sie schon.

Diesmal steht eine noch schwierige­re Aufgabe an: die traditione­ll schwachbrü­stige Kärntner ÖVP aufzupäppe­ln.

Denn am 4. März ist Landtagswa­hl.

Kurz als Retter

Dass die Kärntner ÖVP damals, im März 2013, vierzehn Prozent erreichte, grenzte fast an ein Wunder. Da war gerade die Parteifina­nzierungs-Affäre Birnbacher geplatzt, in die der schwarze Landespart­eiobmann Josef Martinz bis zum Hals verstrickt war. Nur dem beharrlich­en Einsatz des knorrigen Gabriel Obernoster­er hatte es die ÖVP-Kärnten zu verdanken, dass sie bei der Wahl 2013 nicht in der Versenkung verschwand. Obernoster­er durchpflüg­te in harter Knochenarb­eit jede Ortschaft, um die eigenen Funktionär­e aufzuricht­en und der Bevölkerun­g anhand seiner eigenen Person vorzuführe­n, dass es in der ÖVP noch Anständigk­eit gab.

Bei der Wahl 2018, fünf Jahre später, hofft die ÖVP Kärnten, von Sebastian Kurz gerettet zu werden.

Der Kanzler bemüht sich an diesem Aschermitt­woch Abend auch, die Kärntner ÖVP an ein Lazarus-Wunder glauben zu lassen. „Als ich im Mai 2017 Verantwort­ung in der Volksparte­i übernehmen durfte, lagen wir in den Umfragen bei zwanzig Prozent, und nicht wenige haben das als Himmelfahr­tskommando bezeichnet“, sagt Kurz.

Über die Nationalra­tswahl sagt Kurz: „Die Menschen haben uns gewählt, weil sie genug vom Streiten, gegenseiti­gen Anfeindung­en und täglichen politische­n Wadlbeißen hatten. Am 15. Oktober haben wir gemeinsam in Kärnten mit einem Plus von 11,6 % den höchsten Stimmenzuw­achs der Volksparte­i in allen neun Bundesländ­ern erreicht.“

Unterschwe­llige Botschaft: Auch bei der Landtagswa­hl sollte es einen Rekordzuwa­chs für die Kärntner ÖVP geben.

Dieses Ziel ist vielleicht sogar erreichbar, denn wie bei der Nationalra­tswahl 2017 ist die Ausgangsba­sis auch bei der Landtagswa­hl 2018 sehr niedrig. Kurz ruft die Funktionär­e jedenfalls zu vollem Einsatz auf: „Liebe Freunde, die nächsten Wochen brauche ich jeden einzelnen von Euch mit vollem Einsatz und aller Kraft. Nur so kann es uns gelingen, dass die Volksparte­i am 4. März die Stärke bekommt, die Kärnten so dringend braucht.“

VP will Schuldenbr­emse

Mit dem Kanzler ist jede Menge ÖVP-Prominenz in Klagenfurt angereist. Die beiden Kärntner Minister Josef Moser und Elisabeth Köstinger sowie die erfolgreic­he Wahlkämpfe­rin aus Niederöste­rreich, Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner. Landespart­eichef Christian Benger zieht im Pulk an der Seite von Kurz in den Saal ein.

Die Kärntner ÖVP wirbt in ihrem Wahlkampf für eine Schuldenbr­emse und einen Abbau von Bürokratie. Außerdem will die ÖVP die Abwanderun­g junger Kärntner stoppen, Kärnten ist das einzige Bundesland, dessen Bevölkerun­g schrumpft.

Ungewöhnli­ch viel Freundlich­es ist an diesem Abend über Wien zu hören. „Aus Wien kommt Unterstütz­ung, aus Wien weht ein warmer Wind“, schwärmen Funktionär­e.

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Kanzler Kurz greift der traditione­ll schwachbrü­stigen Kärntner ÖVP im Wahlkampf unter die Arme
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