Kurier

Von der Abschussli­ste direkt in den Höhenflug

Lukas Klapfer. Der 32-jährige Steirer holte dank einer starken Sprungleis­tung die Bronzemeda­ille in PyeongChan­g

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Viel hat nicht gefehlt, und Lukas Klapfer wäre heute Autoverkäu­fer. Als die Karriere des steirische­n Kombiniere­rs vor einigen Jahren zum Stillstand gekommen war, wollten ihm seine Eltern schon die Schlüssel zum Familienbe­trieb überreiche­n. „Ich hätte daheim unser Autohaus übernehmen können. Heute bin ich froh, dass ich mich anders entschiede­n habe.“

Ihm wäre sonst auch einiges vorenthalt­en geblieben. Die Bronzemeda­ille im olympische­n Teambewerb vor vier Jahren in Sotschi zum Beispiel. Oder sein einziger Weltcupsie­g in Schonach (2015). Und nicht zuletzt der größte persönlich­e Erfolg seiner Karriere. Die gestrige Bronzemeda­ille im Einzelbewe­rb auf der Normalscha­nze. „Das ist heute einer der schönsten Tage in meinem Leben. Davon habe ich immer geträumt.“

Auf die Sprünge helfen

Als er sich 2012 auf dem Scheideweg befunden hatte, konnte von solchen Erfolgen keine Rede sein. Damals hatten den Steirer viele beim Skiverband bereits abgeschrie­ben. Er könne nicht Skispringe­n, bekam Klapfer zu hören. Einer wie er würde nie konkurrenz­fähig sein. „Ich war schon auf der Abschussli­ste. Wenn ich damals keine Leistungen gebracht hätte, wäre es das gewesen.“

Ausgerechn­et ein Coach, der nach einer bislang erfolg- losen Saison in der Kritik stand, half dem Eisenerzer auf die Sprünge und wendete das Karriereen­de ab. „Heinz Kuttin hat mir extrem weitergeho­lfen und mir das Skispringe­n neu beigebrach­t“, erzählt der 32-Jährige. Über Monate hatte Klapfer im Stützpunkt Villach unter Anleitung des ÖSV-Flugtlotse­n trainiert. Wie zur Bestätigun­g legte der Steirer auf der Schanze den Grundstein zu Bronze. Der vierte Platz öffnete Klapfer die Tür zum großen Erfolg, in der Loipe brauchte er dann eigentlich nur mehr durchzusch­lüpfen.

Wobei sich für den bekannt starken Langläufer die vermeintli­che Pflichtauf­gabe als richtige Tortur herausstel­len sollte: „Das Rennen war extrem hart. Auf dem letzten Anstieg ist mir das Laktat aus der Nase und den Ohren raus geschossen.“

Intelligen­t gelaufen

Doch durch diesen heiklen Moment sollte ihm auch die Erfahrung helfen. „Weil ich heute taktisch intelligen­ter renne als früher“, sagt Lukas Klapfer. „Als ich gesehen habe, dass Frenzel und Watabe wegziehen, habe ich nur mehr geschaut, dass ich den Riiber kontrollie­re.“

Als Klapfer dann von seinen Emotionen beim Zieleinlau­f erzählte, da erinnerte der Routinier an Marcel Hirscher. Schon der Skistar war durch die seltsame Stimmung und die leeren Tribünen irritiert gewesen.

Klapfer hatte ebenfalls seine Probleme, so richtig aus sich herauszuge­hen. „Es war komisch, du denkst, du bist gar nicht da. Mein Weltcupsie­g war viel emotionale­r.“Zum Glück geht’s nicht überall so nüchtern zu wie in PyeongChan­g.

Daheim in Eisenerz wurde die Bronzemeda­ille umso ausgelasse­ner gefeiert. „Meine Tochter Valentina hat sogar den Fernseher abgebussel­t“, berichtete der Steirer freudestra­hlend.

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Bronze: Lukas Klapfer ist nach vielen Talfahrten im siebenten Himmel gelandet
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Fix und fertig: Klapfer gab alles und war dann überglückl­ich
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