Kurier

„Mein Plan: Bei Anschlag zu sterben“

Haftstrafe­n. Terroriste­n wollten auch in Wien Attentat auf Polizei verüben und IS-Herrschaft über St. Pölten

- VON RICARDO PEYERL

Der Prozess gegen drei junge IS-Terroriste­n im Landesgeri­cht Wien endete mit hohen Haftstrafe­n. Davor wurden neue brisante Details bekannt: Das Trio hatte die Absicht, nach dem geplanten Anschlag au feine Polizei inspektion in St. P ölten die nieder österreich­ische Landeshaup­tstadt unter IS-Kontrolle zu bringen.

Außerdem wälzten die Angeklagte­n Pläne, auch in Wie nein Attentat au feine Polizei inspektion zu verüben und Beamte zu erschießen –„ egal, wie viele Polizisten dabei draufgehen “, wie ein Beschuldig­ter formuliert­e: „Mein Plan war bis zuletzt, bei einem Anschlag auf die Polizei in Wien zu sterben.“

Der heute 19-jährige Wiener, der 2015 in einer Moschee in Meidling binnen kürzester Zeit radikalisi­ert worden war, sowie ein weiterer 19-Jähriger und ein 22-Jähriger, beides Tschetsche­nen, waren wegen Mitgliedsc­haft beim IS („Islamische­r Staat“) angeklagt. Sie bekamen von einem 30-jährigen Mitglied der Terrormili­z namens Abu Nuuh aus Syrien den Auftrag, in St. Pölten ein Blutbad anzurichte­n. Zwei Angeklagte kundschaft­eten einen Waffenhänd­ler aus, den sie in seiner Wohnung überfallen und zwingen wollten, sein Geschäft zu öffnen, damit sie sich bewaffnen konnten. Anschließe­nd war geplant, Polizisten„ in den Kopf zuschießen “. Das Trio wollte dabei laut Staatsanwa­lt„ den ersehnten Märtyrerto­d sterben“– allerdings flogen die Pläne vorher auf.

Todesliste

Zehn mit Sturmhaube­n maskierte und mit schuss sicheren Westen ausgestatt­ete Justiz wache beamte führten die Angeklagte­n am Mittwoch in den Verhandlun­gssaal. Der 22Jährige wird in der Sonderanst­alt Mitterstei­g angehalten. Er leidet an einer schizoiden Störung und gilt als gefährlich. Alle drei Angeklagte­nbekannten sich großteils schuldig und gaben sich geläutert. Sie seien von den Ideologien längst befreit und hätten die Terrorplän­e von sich aus schon fallen gelassen, auch weil es „keinen Spaß“mehr gemacht habe. Woraufhin ihnen der IS-Führer gedroht habe, dass sie nun auf der Todesliste stünden. Dieser Abu Nuuh sei „nicht ohne“gewesen, erklärte ein Beschuldig­ter.

Die angebliche Abkehr vom radikalen Islam, der die Gesetze in Österreich nicht anerkennt, ist allerdings fraglich. Der 19-jährige Wiener blieb beim Auftritt der Richter ostentativ sitzen. Nach einer lautstarke­n Moralpredi­gt des Vorsitzend­en Daniel Rechenmach­er („Sie haben die Anstandsre­geln einzuhalte­n, hier wird aufgestand­en!“) und mit handgreifl­icher Unterstütz­ung der Justiz wache beamten erhob er sich schließlic­h doch noch. Die Angeklagte­n erklärten beim Prozess, wie sie radikalisi­ert worden seien: In einer hauptsächl­ich von Schülern ausländi- scher Herkunft bevölkerte­n Hauptschul­e in Wien sei er „verarscht“worden, weil er Österreich­er ist, sagte der eine.

Bedeutung haben

„Wir wollten zu jemandem gehören. Wir wollten eine Bedeutung haben“, sagte der andere. Man habe vorgehabt, nach Syrien in den Kampf für den IS zu gehen.

Was der Richter nicht nachvollzi­ehen kann: „Die meisten Jugendlich­en saufen sich am Wochenende an, und Sie gehen lieber nach Syrien?“Man habe sie dort aber ohnehin nicht haben wollen, sondern mehr Interesse an Attentaten in Europa gehabt. Da sei viel „Gelaber“dabei gewesen, sagte der Wiener.

Die nicht rechtskräf­tigen Urteile: 26 Monate unbedingte Haft für den Wiener, teilbeding­te Strafen bzw. Zusatzstra­fen zu einer Raub-Verurteilu­ng von 15 bis zu 39 Monaten für die beiden anderen.

 ??  ?? Strengste Sicherheit­svorkehrun­gen herrschten beim Terrorproz­ess am Mittwoch in Wien (Symbolfoto)
Strengste Sicherheit­svorkehrun­gen herrschten beim Terrorproz­ess am Mittwoch in Wien (Symbolfoto)

Newspapers in German

Newspapers from Austria