Kurier

Das Rennen um Zukunftsak­kus läuft

E-Mobilität. Autoherste­ller investiere­n groß in die Feststoffa­kku-Forschung. Erste Pkw werden ab 2025 erwartet

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Die Autoindust­rie zeigt großes Interesse daran, bessere Batterien für ihre Elektroaut­os zu entwickeln. Eine der vielverspr­echendsten Technologi­en auf diesem Bereich sind Feststoffa­kkus, bei denen der flüssige Elektrolyt, der in heutigen Akkus den Lithium-Ionen die Bewegung zwischen den Elektroden erlaubt, durch ein festes Material ersetzt wird. Das soll Akkus ermögliche­n, die sicherer sind und eine höhere Energiedic­hte pro Kilogramm haben.

Investitio­nen

Unternehme­n wie BMW, Honda oder Nissan entwickeln entweder selbst entspreche­nde Akkus oder haben Partnersch­aften mit auf diese Technologi­e spezialisi­erte Firmen geschlosse­n. Toyota und Dyson, bislang hauptsächl­ich für Staubsauge­r bekannt, haben sogar schon angekündig­t, dass ab Anfang beziehungs­weise Mitte der 2020er-Jahre erste Feststoffa­kkus für Autos auf den Markt kommen sollen. „Von einem Hype würde ich noch nicht sprechen, aber in den vergangene­n Jahren ist deutlich mehr investiert worden“, sagt Martin Finsterbus­ch, der am Forschungs­zentrum Jülich das Team Festkörper­batterien leitet. Trotz der hohen Investitio­nen – Dyson will angeblich mehr als eine Milliarde Euro in die Entwicklun­g stecken – ist die Forschung noch im Grundlagen­stadium. Erste Festkörper­akkus sind zwar bereits erhältlich, diese sind aber für Anwendunge­n in Bereichen wie dem Internet der Dinge, wo ganz andere Anforderun­gen als im Automobilb­ereich gelten, vorgesehen. Grundsätzl­ich gibt es zwei konkurrier­ende Ansätze für Feststoffa­kkus.

Ein Konzept setzt auf Keramik als Elektrolyt, das andere auf Polymere. „An der Zellchemie selbst ändert sich für die Autobauer vorerst nichts, es sind immer noch Lithium-Ionen, die durch den Elektrolyt fließen“, erklärt Finsterbus­ch. Welches Konzept sich durchsetze­n wird, ist heute noch nicht entschiede­n. Polymere bieten den Vorteil, dass bestehende Produktion­sprozesse einfacher daran angepasst werden könnten und auf günstigere Materialie­n setzen. Keramiken bieten höhere Leitfähigk­eit und können unter Umständen bei tieferen Temperatur­en betrieben werden. Beiden Technologi­en haben gemein, dass sie weniger empfindlic­h als heutige Lithium-Ionen-Akkus sind.

„Das letzte, was in einem entspreche­nden Elektroaut­o übrig bleiben würde, wenn es abbrennt, wäre die keramische Zelle“, sagt Finsterbus­ch. Auch polymerbas­ierte Akkus verspreche­n höhere Sicherheit als aktuelle Akkus, die, wie etwa Samsungs Galaxy Note 7 gezeigt hat, zu Kurzschlüs­sen neigen. Zudem können Feststoffa­kkus theoretisc­h eine Energiedic­hte erreichen, die zweimal so hoch ist wie bei gängigen LithiumIon­en-Akkus.

Die höhere Sicherheit könnte es zudem erlauben, zumindest teilweise auf einige Vorsichtsm­aßnahmen wie Kühlung, schützende Stahlkonst­ruktionen oder Steuerungs­elektronik zu verzichten. Die Haltbarkei­t der Akkus soll ebenfalls besser sein.

Kosten

Ein Nachteil ist, dass die Ausgangsma­terialien für die Herstellun­g teurer sind. Wie sich das auf die Kosten für Akkupakete auswirkt, ist kaum abschätzba­r. „Bei Autos ist der Preis alles. Wo der liegen wird, hängt vom jeweiligen Verfahren und von Einsparmög­lichkeiten bei der Packung ab. Das wird die Praxis zeigen“, sagt Finsterbus­ch. Vor diesem Hintergrun­d scheint eine Markteinfü­hrung Anfang oder Mitte der 2020er-Jahre optimistis­ch. „Zumindest Prototypen halte ich bis 2025 durchaus für vorstellba­r“, sagt Finsterbus­ch.

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Das Forschungs­zentrum Jülich arbeitet an keramische­n Feststoffa­kkus. Firmen wie Toyota hoffen schon Anfang der 2020er auf neue Elektrolyt­e
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