Kurier

Kugelsiche­res Katzenkost­üm

Black Panther. Der erste schwarze Superheld, eingeklemm­t zwischen Pathos und Politik

- VON . Black Panther. USA 2018. 134 Min. Von Ryan Coogler. Mit Chadwick Boseman, Michael B. Jordan. KURIER-Wertung: iiihi ALEXANDRA SEIBEL

Superhelde­n sehen anders aus. Meist sind sie weiß und männlich. „Superwoman“war die erste weibliche SoloAusnah­me im Reich der DC Comics, nun liefert die Konkurrenz­beiMarvelm­it„Black Panther“den ersten schwarzen Superhelde­n. Dabei ist von Marvels anderen Avengers weit und breit keine Spur: Nur ein Verweis auf ein Ereignis in „Captain American: Civil War“und ein Bösewicht, der bereits in „Avengers:AgeofUltro­n“auftauchte, knüpfen zarte Bande zum restlichen Marvel-Universum. Ansonsten bildet „Black Panther“eine erfrischen­d eigenständ­ige Welt für sich – in scharfem Kontrast zur üblichen Superhelde­n-Grauton-Tristesse.

So viele Farben hat man schon lange nicht mehr gesehen in der Comic-Welt: Zwischen Afro-Futurismus und Dritte-Welt-Folklore leuchtet ein mythisch buntes Reich namens Wakanda im Herzen Afrikas. Ähnlich der Schweiz, ist es Wakanda gelungen, sich im Gegensatz zu seinen Nachbarn reich und friedvoll zu erhalten – vor allem dank eines geheimen, kraftspend­enden Metalls.

Regisseur Ryan Coogler versammelt­e ein Black-AllStar-Ensemble um sich und stellt von Anfang an akut politische Fragen: Sollen die Bewohner Wakandas ihren Reichtum nur für sich selbst absichern?Odersollen­sieihn mit anderen teilen und Flüchtling­e hereinlass­en?

Mit diesen Entscheidu­ngen quält sich vor allem T’Challa, der Sohn des verstorben­enKönigs,herumund ziehtdamit­denerstenA­ktseiner Heldenwerd­ung übermäßig in pathosschw­ere Länge. T’Challa soll die Herrschaft übernehmen und seine Linie festlegen. Zudem ist er mit übermensch­lichen Kräften gesegnet, sobald er sein „kugelsiche­res Katzenkost­üm“anlegt – wie ein CIA-Agent bissig anmerkt.

James Bond

Immer wieder nimmt Coogler freudig Anleihen bei James Bond, begeistert sich an tollen Gadgets wie lautlosen Schuhen und scheucht seine Kämpfer actionlast­ig durch südkoreani­sche Casinos. Darüber vergisst er manchmal, dass er es eigentlich mit Superhelde­n zu tun hat. Zweikämpfe werden mit nackter Brust als WrestlingT­urniere ausgetrage­n – sexy, aber nicht immer zum Vorteil von Black Panther.

Überhaupt bleibt Chadwick Boseman als Titelheld zwar einfühlsam zerrissen, dabei aber so bierernst, dass es an Langeweile grenzt. Im Vergleich zu ihm hat sein weißer Widersache­r Ulysses Klaue – „Planet der Affen“Darsteller Andy Serkis – die Gaudi seines Leben und feuert aus seiner Armprothes­e.

Weiße („Hallo, Kolonisato­r!“) spielen insgesamt kaum eine Rolle im afrozentri­schen Comic-Universum. Es ist ein innerfamil­iärer Konflikt, der ausgefocht­en wird und an die Auseinande­rsetzungen zwischen Martin Luther King und Malcolm X erinnert: Wie lässt sich die Welt verändern? Mit Diplomatie oder mit Gewalt?

Vor allem der angriffige Michael P. Jordan, ein Stammschau­spieler von Coogler, ist in seiner Rolle als Killmonger Black Panthers größter Gegner. Nicht nur, weil er die Gewalt sucht, sondern vor allem, weil er vielleicht den charismati­scheren Superhelde­n abgegeben hätte.

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Kampf der Oberkörper: Chat Boseman (li.) muss sich als Black Panther gegen den gewaltlust­igen Killmonger (Michael B. Jordan) durchsetze­n
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