Kugelsicheres Katzenkostüm
Black Panther. Der erste schwarze Superheld, eingeklemmt zwischen Pathos und Politik
Superhelden sehen anders aus. Meist sind sie weiß und männlich. „Superwoman“war die erste weibliche SoloAusnahme im Reich der DC Comics, nun liefert die KonkurrenzbeiMarvelmit„Black Panther“den ersten schwarzen Superhelden. Dabei ist von Marvels anderen Avengers weit und breit keine Spur: Nur ein Verweis auf ein Ereignis in „Captain American: Civil War“und ein Bösewicht, der bereits in „Avengers:AgeofUltron“auftauchte, knüpfen zarte Bande zum restlichen Marvel-Universum. Ansonsten bildet „Black Panther“eine erfrischend eigenständige Welt für sich – in scharfem Kontrast zur üblichen Superhelden-Grauton-Tristesse.
So viele Farben hat man schon lange nicht mehr gesehen in der Comic-Welt: Zwischen Afro-Futurismus und Dritte-Welt-Folklore leuchtet ein mythisch buntes Reich namens Wakanda im Herzen Afrikas. Ähnlich der Schweiz, ist es Wakanda gelungen, sich im Gegensatz zu seinen Nachbarn reich und friedvoll zu erhalten – vor allem dank eines geheimen, kraftspendenden Metalls.
Regisseur Ryan Coogler versammelte ein Black-AllStar-Ensemble um sich und stellt von Anfang an akut politische Fragen: Sollen die Bewohner Wakandas ihren Reichtum nur für sich selbst absichern?Odersollensieihn mit anderen teilen und Flüchtlinge hereinlassen?
Mit diesen Entscheidungen quält sich vor allem T’Challa, der Sohn des verstorbenenKönigs,herumund ziehtdamitdenerstenAktseiner Heldenwerdung übermäßig in pathosschwere Länge. T’Challa soll die Herrschaft übernehmen und seine Linie festlegen. Zudem ist er mit übermenschlichen Kräften gesegnet, sobald er sein „kugelsicheres Katzenkostüm“anlegt – wie ein CIA-Agent bissig anmerkt.
James Bond
Immer wieder nimmt Coogler freudig Anleihen bei James Bond, begeistert sich an tollen Gadgets wie lautlosen Schuhen und scheucht seine Kämpfer actionlastig durch südkoreanische Casinos. Darüber vergisst er manchmal, dass er es eigentlich mit Superhelden zu tun hat. Zweikämpfe werden mit nackter Brust als WrestlingTurniere ausgetragen – sexy, aber nicht immer zum Vorteil von Black Panther.
Überhaupt bleibt Chadwick Boseman als Titelheld zwar einfühlsam zerrissen, dabei aber so bierernst, dass es an Langeweile grenzt. Im Vergleich zu ihm hat sein weißer Widersacher Ulysses Klaue – „Planet der Affen“Darsteller Andy Serkis – die Gaudi seines Leben und feuert aus seiner Armprothese.
Weiße („Hallo, Kolonisator!“) spielen insgesamt kaum eine Rolle im afrozentrischen Comic-Universum. Es ist ein innerfamiliärer Konflikt, der ausgefochten wird und an die Auseinandersetzungen zwischen Martin Luther King und Malcolm X erinnert: Wie lässt sich die Welt verändern? Mit Diplomatie oder mit Gewalt?
Vor allem der angriffige Michael P. Jordan, ein Stammschauspieler von Coogler, ist in seiner Rolle als Killmonger Black Panthers größter Gegner. Nicht nur, weil er die Gewalt sucht, sondern vor allem, weil er vielleicht den charismatischeren Superhelden abgegeben hätte.