Ein Gaudibursch schickt Liebesgrüße aus Stinatz
Kabarett-Kritik. Thomas Stipsits ist solo in Topform. Der Sympathler kocht auf: „Stinatzer Delikatessen“.
Sein „Quasi Best Of“hatte am Faschingsdienstag im Orpheum Premiere: CharmingBoy Thomas Stipsits, bekannt aus Film („Baumschlager“) und Fernsehen („Vorstadtweiber“u. a.) und auch weiterhin mit Manuel Rubey im Kleinkunst-Hit „Gott & Söhne“auf der Bühne, serviert solo „Stinatzer Delikatessen“.
Der Kabarettist aus Leoben mit Wurzeln im Südburgenland lästert über Autos wie den Datja („ein Renault mit Migrationshintergrund – super integriert“) und liebevollüberStinatz,„dasFlorenz von Österreich“, in dem es aber kein Freibad gibt. Wo aber neben Thujen und Zaun ums Haus Waschbetonplatten „optisch immer a Rosine“sind.
Er beneidet den Dorfpfarrer, der „immer im selben Haus das 2000 Jahre alte Programm spielt, mit Alkohol im Dienst und Standing Ovations bei jeder Vorstellung ...“Und wird zum bekifften Ex-Religionslehrer Joe, der auf der Suche nach Impulsausgleich sagt: „I kenn mi, oba i kaun mi ned ignorieren.“
Aus der Gitarre zaubert er einen steirischen Sirtaki, verblödelt als Parodist herrlich u. a. Hits der 80er- Jahre („Flinserl im Ohr“) und Kinder- und Weihnachtslieder. Er ist ein großartiger Reim-Erfinder und lustiger Comedian, stellt ein ganzes Arsenal von Typen dar und mutiert mühelos zum Kärntner oder zum Tiroler mit präzisem Dialektwechsel.
Er macht aus neutechnischen Ablenkungen beim Anbandeln eine Pointe: „Wenn die nur kein Handy hätt’, wären wir schon lang im Bett.“Und weil die Stimmung besser nicht sein könnte, Stegersbach eine Therme hat und Stinatz, wie gesagt, noch immer kein Freibad, singen alle – der Entertainer und seine Premierengäste – am Ende mit voller Kraft den Refrain: „Baut’s a Freibad in Stinatz!“
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