Kurier

Viele Unterstütz­er für KURIER-Medien-Appell

Politiker, Experten, PR-Profis verwehren sich gegen die FPÖ-Angriffe auf Medien wie den ORF

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND MICHAEL BACHNER

Die Resonanz war enorm. Nachdem der KURIER im Donnerstag-Blatt eine Lanze für den freien Journalism­us gebrochen und sich dagegen verwehrt hatte, dass Regierungs­mitglieder öffentlich gegen einzelne Journalist­en auftreten (Faksimile), meldeten sich Politiker, Wirtschaft­streibende und jede Menge KURIER-Leser, die der Redaktion gratuliert­en. Tenor: Kritik muss guter Journalism­us aushalten; nicht aber Rufmord-Kampagnen.

„Einen Journalist­en pauschal der Lüge zu bezichtige­n ist für einen ernsthafte­n Politiker ein No-Go, das geht nicht. Schon gar nicht, wenn man der auf die Republik vereidigte Vizekanzle­r ist“, sagt

„Einen Journalist­en pauschal der Lüge zu bezichtige­n ist für einen ernsthafte­n Politiker ein No-Go.“ Thomas Drozda stv. Klubchef SPÖ

„Die Angriffe der FPÖ auf den ORF und deren Duldung durch den Kanzler sind inakzeptab­el.“

etwa SPÖ-Vize-Klubchef Thomas Drozda zum KURIER. „Ich bin grundsätzl­ich jemand, der als moderat gilt, und will nicht von Orbanisier­ung des politische­n Diskurses sprechen. Aber in dem Fall sind prinzipiel­le Fragen berührt. Da geht es tatsächlic­h darum, dass das zivilisier­te Miteinande­rgefährdet­wird.“

Am Pranger

Drozda legt Wert darauf, dass er inhaltlich mit der FPÖ zum Teil sogar eines Sinnes ist („Ja, es gab Beiträge im öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, die handwerkli­ch nicht gut gemacht waren“). Wie die FPÖ Journalist­en aber an den Pranger stelle, sei indiskutab­el. Drozda: „Journalism­us kann und darf kritisiert werden. Aber man muss die Kritik dort deponieren, wo sie hingehört. Bei der Rundfunkbe­hörde, im ORF – aber nicht auf der Facebook-Seite, wo man Hunderttau­sende Follower gegen Einzelne auf bringt.“

DasArgumen­t,Strachehab­e die Kritik satirisch gemeint, lässt Drozda nicht gelten: „Strache ist kein Böhmermann. Satire ist ein Mittel, das Schwächere verwenden, um sich gegen Stärkere zu wehren. Der Vizekanzle­r der Republik, der im Palais Dietrichst­ein sitzt, sieht sich als schwach? Ernsthaft?“

Matthias Strolz Parteichef Neos

„Es braucht faire Berichters­tattung und kritikfähi­ge Politik. Alles andere schadet der Demokratie.“

Für Drozda ist Sebastian Kurz gefordert. „Der Kanzler sitzt im Kreisky-Zimmer, aber es ist unklar, was er dort tut. Zu sagen ,Wir sollten das ruhig diskutiere­n‘ ist zu wenig. Immerhin hat sein Koalitions­partner mit seinem Post ing einen Journalist­en zur Zielscheib­e gemacht.“

Ähnlich wie Drozda sehen auchNeos,AK, Gewerkscha­fter und auch Komm unikat ions profis wie Wolfgang Rosam den Konfliktz wischender FPÖ und einzelnen Medien, allen voran dem ORF. Rosam zum KURIER: „Als zutiefst überzeugte­r Demokrat leide ich derzeit körperlich. Wir müssen raschest möglich zur Normalität zurückfind­en. Es

Wolfgang Rosam Kommunikat­ionsexpert­e

braucht die Koexistenz zwischen fairer, korrekter Berichters­tattung und kritikfähi­ger Politik. Alles andere schadet der Demokratie und steht eigentlich nicht zur Debatte.“

„Die Angriffe einer Regierungs­partei auf den ORF und deren Duldung vonseiten des Kanzlers und des zuständige­n Ministers sind inakzeptab­el“, sagt auch NeosChef Matthias Strolz. „Wir treten vehement gegen Einschücht­erungsvers­uche auf.“

Auch für AK-Präsident Rudolf Kaske steht fest: „Die Freiheit der Medien ist eines unserer wertvollst­en Güter. Finger weg von der Pressefrei­heit, lasst die Journalist­en ihren Job machen!“

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Parlament: Zu den Grundfeste­n einer funktionie­renden Demokratie gehören die freie Meinungsäu­ßerung von Volksvertr­etern und freie Medien
 ??  ?? Der KURIER verzichtet­e am Donnerstag weitgehend auf Fotos und widmete die Seite 1 einem der wichtigste­n Themen in der Demokratie – der Aufgabe freier Medien
Der KURIER verzichtet­e am Donnerstag weitgehend auf Fotos und widmete die Seite 1 einem der wichtigste­n Themen in der Demokratie – der Aufgabe freier Medien
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