Kurier

„Politik kann die Masse nicht ignorieren“

Anti-Raucher-Volksbegeh­ren. Reger Zulauf schon am ersten Tag, immer mehr kritische ÖVP-Stimmen

- VON UND RAFFAELA LINDORFER BERNARDO VORTISCH

Derer st eTagd es Volks votumsz um Nichtrauch­erschutz begann mit einer Panne: Die Server waren auf einen derart großen Ansturm jener, die online ihre Unterstütz­ung erklären wollten, nicht gefasst, heißt es aus dem Innenminis­terium; parallel läuft ja noch das Frauen volksbegeh­ren.

Für die Initiatore­n ist die kurzfristi­ge Panne also durchaus ein erfreulich­es Zeichen – geht es in diesem Tempo weiter, dürfte die erste Hürde, 8401 Unterschri­ften binnen kürzester Zeit geknackt sein. So viele sind nötig, damit die eigentlich­e Eintragung­sphase für das Volksbegeh­ren beantragt werden kann. Die bis dahin gesammelte­n Stimmen zählen dazu, sagt Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres – „und wir haben schon viele“.

Druck auf Regierung

Die Wiener Ärztekamme­r und die Krebshilfe – in Person die Präsidente­n Szekeres und Paul Sevelda – wollen mit ihrem Volksvotum Druck auf die türkis-blaue Regierung machen. Deren Plan ist es ja, das Rauchverbo­t, das ab 1. Mai kommen sollte, vorher zu kippen. Das war eine Koalitions­bedingung der FPÖ an die ÖVP – und die Türkisen in der Regierung und im Nationalra­thalten brav am Pakt fest. In der ÖVP steigt der Unmut über dieses Zugeständn­is. Das zeigten zuletzt die kritischen Wortmeldun­gen der ÖVP-Landeshaup­tleute und jener, die an der türkis/schwarzen Basis arbeiten.

Einer davon ist Alfred Riedl, Präsident des Gemeindebu­nds. Er wird das Volksbegeh­ren nicht nur unterzeich­nen (siehe rechts). Er wird auch in den 2100 Gemeinden, deren Chef er ist, darauf hinweisen, sagt er im KURIER-Gespräch. „Gerade dieses kontrovers­e Thema eignet sich bestens für einen Volksentsc­heid“, sagt der Sprecher aller Bürgermeis­ter. Auf die Frage, welchen Einfluss das Plebiszit dann auf die Regierung haben sollte, meint Riedl: „Wenn ich die Bürgerbete­iligung so ernst nehme, wie es im Regierungs­programm steht, dann schlägt das die Vereinbaru­ng, das Rauchverbo­t abzuschaff­en.“

Formal braucht das Volksbegeh­ren 100.000 Unterschri­ften, um im Parlament behandelt zu werden. Die Politik ist an das Ergebnis aber nichtgebun­den.DieZahldür­fte laut Einschätzu­ng von OGM-Chef Wolfgang Bachmayer aber weit übertroffe­n werden – und das hätte eine enorme Symbolkraf­t. Das Potenzial an ausdrückli­chen Rauchgegne­rn schätzt der Meinungsfo­rscher auf rund ein Viertel der Österreich­er, „und wenn nur die Hälfte davon am Volksbegeh­ren teilnimmt, haben wir bei sechs Millionen Wahlberech­tigten eine Masse, die von Parlament und Regierung nicht ignoriert werden kann.“

Mehr noch: „Die Regierung wird nicht so dumm sein, dass sie den starken Zulauf zur Kenntnis nimmt, aber ihr Vorhaben trotzdem durchzieht.“Es sei also durchaus denkbar, dass noch vor Mai eingelenkt werde.

FPÖ: „Beugen uns nicht“

Ein Einlenken ist bei der FPÖ derzeitabe­rnichtinSi­cht.Die blaue Gesundheit­ssprecheri­n Dagmar Belakowits­ch führt den regen Zustrom beim Volksbegeh­ren auf „politische Agitation von SPÖ und Ärztekamme­r“zurück und meint gelassen: „Warum sollte man sich dem beugen?“Auch ihr Chef, Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, bleibt entspannt: Der Gesetzesen­twurf werde „zeitgerech­t“vorliegen. Er glaubt nicht, dass der Koalitions­partner ÖVP doch noch abspringt, das wäre ein „Bruch der Vereinbaru­ng und würde jede Zusammenar­beit gefährden“– was ein wenig wie eine Warnung klingt. Dass das Volksbegeh­ren ein Erfolg werden und zur verbindlic­hen Volksbefra­gung werden könnte – davor habe er „keine Angst“.

 ??  ?? Rund sechs Millionen Wahlberech­tigte können jetzt für das Rauchverbo­t stimmen. Die FPÖ will sich der „Agitation von Ärztekamme­r und SPÖ nicht beugen“
Rund sechs Millionen Wahlberech­tigte können jetzt für das Rauchverbo­t stimmen. Die FPÖ will sich der „Agitation von Ärztekamme­r und SPÖ nicht beugen“
 ?? APA / HANS PUNZ ?? Die Online-Petition „Don’t Smoke“war ein erstes starkes Sigal für das Rauchverbo­t, jetzt haben Szekeres und Sevelda ein Volksbegeh­ren in die Wege geleitet
APA / HANS PUNZ Die Online-Petition „Don’t Smoke“war ein erstes starkes Sigal für das Rauchverbo­t, jetzt haben Szekeres und Sevelda ein Volksbegeh­ren in die Wege geleitet

Newspapers in German

Newspapers from Austria