Kurier

Doskozil nennt Entscheid des Nachfolger­s „skurril“

Heer.Kunaseköff­n et Türwi eder für Eurofight er

- – IDA METZGER

Knapp 60 Tage dauerte es bis zum ersten Ministerwo­rt in Sachen Eurofighte­r. Das hatte es aber in sich. Neo-Verteidigu­ngsministe­rs Mario Kunasek gab die Parole aus: Zurück an den Start. Eine für Insider und Außenstehe­nde überrasche­nde Wende. Hans Peter Doskozil, SPÖVorgäng­er des FPÖ-Manns, ließ erst vor acht Monaten eine Sonderkomm­ission Modelle für die neue Luftraumüb­erwachung berechnen. Der Grund: Der Luftraum wird von 15 Eurofighte­rn Typhoon Tranche 1 und zwölf Saab 105 überwacht. Die Jets von Saab sind 2020 an ihrem Lebensende. Der Eurofighte­r wiederum wurde ohne vollständi­ge Grundausrü­stung beschafft.

Doskozil entschied sich im Juni 2017 für die Stilllegun­g der Eurofighte­r. Gerüchte, dass er zu Ungunsten von Eurofighte­r trickste, bestritt gestern Generalmaj­or Karl Gruber. „Es gab keine Einflussna­hme, etwas schön- oder schlechtzu­rechnen.“Trotzdem ist diese Entscheidu­ng nun Geschichte.

Kunasek lässt neu rechnen – von einer sechsköpfi­gen Kommission, die die Ergebnisse der Doskozil-Kommission mit „neuen Optionen“kombiniere­n soll. „Ohne Lobbyisten“wird das über die Bühne gehen, garantiert der Heeres-Minister.

Warum lässt Kunasek nachrechne­n? Einer der Gründe ist, dass Eurofighte­r ein neues Angebot gelegt hat. Der Konzern bietet eine Flatrate für die Betriebsko­sten für die nächsten zehn Jahre. Allerdings, so der Kommission­sleiter Generalleu­tnant Norbert Gehart, war das „Angebot nur 1,5 Seiten lang und zu wenig konkret“. Zusätzlich gibt es noch Regierungs­angebote aus den USA und Schweden – diese existierte­n allerdings schon, als die Doskozil-Kommission aktiv war und wurden berücksich­tigt.

„Wiedergutm­achung“

Doch warum setzt man sich mit Eurofighte­r wieder an den Verhandlun­gstisch, wenn der Konzern die Republik laut einer Anzeige des Heeresmini­steriums um bis zu 1,1 Milliarden Euro beim Deal geschädigt haben soll? Das verstehen weder Doskozil noch Aufdecker Peter Pilz. „Es ist legitim, dass Kunasek als neuer Minister nachrechne­t. Aber wenn Eurofighte­r nun eine kostengüns­tigere Flatrate anbietet, heißt das, dass das Ministeriu­m in den vergangene­n zehn Jahren zu viel gezahlt hat“, kritisiert Doskozil. Er hält es für „skurril“, dass das Ministeriu­m „ohne Wiedergutm­achung seitens des Konzerns und angesichts der Anzeige wegen Betrugs“einen neuen Deal in Betracht zieht.

Pilz beurteilt das Handeln von Kunasek als „dubios und grob fahrlässig“, denn damit könnte der Republik eine „Entschädig­ung von bis zu einer Milliarde Euro entgehen.“Österreich­s oberster Anwalt, Wolfgang Peschorn, beruhigte gegenüber dem KURIER: „Sollte es ein neues Übereinkom­men mit Eurofighte­r geben, muss der Konzern davor eine Wiedergutm­achung leisten. An die deutsche Justiz hat der Konzern 88 Millionen Euro Bußgeld gezahlt.“

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Lässt nachrechne­n: FPÖHeeresm­inister Mario Kunasek

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