Kurier

Neue Hoffnung für „Rainbow Nation“

Machtwechs­el in Südafrika. Neue Präsident Ramaphosa muss für den ANC das Vertrauen der Bürger zurückgewi­nnen

- VON SARAH DORFSTÄTTE­R

Erst wenn der Regen nach Kapstadt zurückkehr­t, werde Zuma sein Amt niederlege­n – so lautete der Running Gag in Südafrika. Nun war es so weit: Der herbeigewü­nschte Regen kam – und mit ihm warf Zuma das Handtuch.

Neuer Präsident ist der bisherige Vize Cyril Ramaphosa, er wurde gestern vom Parlament vereidigt. Im Dezember war Ramaphosa zum Chef des regierende­n ANC (African National Congress) gewählt worden, seither wurde der erfolgreic­he Unternehme­r als Zumas Nachfolger gehandelt. Die „Rainbow Nation“, wie Südafrika wegen des angestrebt­en Miteinande­rs aller Menschen unterschie­dlicher Hautfarbe genannt wird, schöpft neue Hoffnung.

Im Gegensatz zu Zuma gilt Ramaphosa in Sachen Korruption als unbeschrie­benes Blatt. Nach der fast neun Jahre andauernde­n Ära Zumas, die von politische­m Chaos und Misswirtsc­haft gekennzeic­hnet war (siehe Zusatzberi­cht), soll er das angeschlag­ene Image des ANC aufpoliere­n. Die Gegner des Ex-Präsidente­n stecken nun alle Hoffnungen in Ramaphosa – viele sehen in ihm einen Erlöser, der Südafrika aus der Misere befreien soll.

Viele Baustellen

Diese Aufgabe wird aber schwierig: Neben dem Präsidente­namt erbt Ramaphosa einen gespaltene­n ANC und zahlreiche Missstände, die in Südafrika herrschen. Vorgezogen­e Neuwahlen, wie sie die Opposition fordert, kämen fürdenzerr­issenenANC­daher sehr ungelegen – weswegen man am Wahltermin 2019 festhalten möchte.

Zu den dringendst­en Aufgaben Ramaphosas zählen die Vermeidung einer Herabstufu­ng der Kreditwürd­igkeit Südafrikas – dazu muss der neue Präsident die Ratingagen­turen überzeugen, dass unter ihm ein neuer Wind weht – sowie die Konjunktur­belebung zur Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit.

Um das Vertrauen der Bevölkerun­g nach den Skandalen Zumas zurückzuge­winnen, muss außerdem die Korruption innerhalb des ANC bekämpft und die Spaltung der Partei überwinden. Dabei steht auch die Reform staatliche­r Betriebe im Fokus. Deren Führungsri­egen sollen von Zuma-Verbündete­n befreit und mit unbescholt­enen Personen besetzt werden.

Zugeständn­isse

Hier liegt die Schwierigk­eit für Ramaphosa: Wie gewinnt mandieZuve­rsichtderÖ­ffentlichk­eit, ohne eingesesse­ne Zuma-Alliierte zu vergraulen? Um das zu verhindern, bedarf es Zugeständn­isse – die werden ihm seine Anhänger übel nehmen. Denn die erwarten den Rausschmis­s korrupter Politiker und dass Zuma für seine Straftaten zur Rechenscha­ft gezogen wird.

In der Vergangenh­eit bewies Ramaphosa mehrmals Vermittlun­gsgeschick: Er war maßgeblich bei den Verhandlun­gen für ein demokratis­ches Südafrika beteiligt und saß derVerfass­ungsgebend­enVersamml­ung vor. Nicht umsonst wurde er von Mandela einst der Begabteste der „neuen Generation“genannt.

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Schweres Los: Neo-Präsident Ramaphosa muss die Spaltung in seiner Partei überwinden

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