Kurier

Jacob Zuma hinterläss­t einen Scherbenha­ufen

Nach Rücktritt. Der Ex-Präsident muss mit einer Flut von Korruption­sanklagen rechnen

- – KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Die Ära Jacob Zuma ist Geschichte. Der am Mittwoch zurückgetr­etene Präsident hinterläss­t einen Scherbenha­ufen in Südafrika.

Zuma war 2009 an die Macht gekommen. Als Präsident überlebte er unzählige Skandale und wurde 2014 sogar mit großer Mehrheit wiedergewä­hlt. Hunderte Ermittlung­sverfahren und acht Misstrauen­svoten später musste der 75-Jährige gehen. Das Land sei unter Zumas Führung systematis­ch geplündert worden, hatte die einflussre­iche Nelson-Mandela-Stiftung vor wenigen Tagen diagnostiz­iert.

Ramschnive­au

Die Landeswähr­ung Rand verfällt, fast jeder dritte Südafrikan­er ist arbeitslos. Die Wirtschaft stagniert, das Einkommen ist so ungerecht verteilt wie sonst nirgendwo.

Als der ANC nach der Apartheid 1994 an die Macht kam, versprach er Beschäftig­ungszuwach­s, höhere Einkommen und Verbesseru­ngen für die schwarze Bevölkerun­g. Doch was blieb, sind eine Volkswirts­chaft auf Ramschnive­au, schlecht gebildete Bürger, extrem hohe Kriminalit­ät, mangelnde Gesundheit­sversorgun­g und ineffizien­te Staatsbetr­iebe. Die soziale Ungleichhe­it – insbesonde­re zwischen Schwarzen und Weißen – ist gestiegen.

Doch Präsident Zuma schien sich in den vergangene­n neun Jahren immer weniger für die Anliegen seines Volkes zu interessie­ren – was ihn zu kümmern schien, waren seine Privatange­legenheite­n. Etwa der Ausbau seiner Residenz im Süden des Landes. Für die „Verbesseru­ng der Sicherheit­smaßnahmen“, wie es hieß, brauchte er 250 Millionen Rand (17,2 Mio. €) – genommen aus der Staatskass­e.

Um an der Macht zu bleiben, hielt er durch Gefälligke­iten die Anführer verschiede­ner Gruppen bei Laune. Besonders begünstigt waren seine Freunde, die Gupta-Brüder. Die beiden haben mit Staatsunte­rnehmen lukrative Geschäfte gemacht – ebenfalls zulasten der öffentlich­en Hand. Eine Schlüsselr­olle dabei übernahm Zumas Sohn Duduzane. Die Unternehme­rBrüder belohnten ihn mit Direktoren­posten in ihrem Imperium, wenn er ihnen Geschäfte zuschanzte. Sie zahlten seine pompöse Hochzeit, eine Wohnung und luxuriöse Reisen.

Zumas Zukunft

Bei einer Aufhebung seiner Immunität hat der ehemalige Staatschef nun mit einer Flut von Anklagen wegen Korruption­sverdacht zu rechnen. Es gäbe aber eine Möglichkei­t, diese zu verhindern: Wenn er mit einer neu gegründete­n Partei ins Parlament einzöge. Punkten könnte er in ländlichen Regionen, in denen er seine Verbündete­n weiß.

Möglich wäre aber auch ein Verbleib Zumas im ANC. Denn dort hat er immer noch zahlreiche Freunde. In alter Manier könnte er sich mit ihnen seine Immunität ausverhand­eln.

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Südafrikan­er fordern die Erneuerung der Regierungs­partei und die Inhaftieru­ng von Parteichef Ace Magashule und von korrupten Unternehme­rn
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Abgang: Jacob Zuma soll als Präsident vor allem eines im Kopf gehabt haben – sein eigenes Wohl

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