Kurier

Niedrigzin­sen vertreiben Bausparer

Wohnbaudar­lehen. Österreich­s Bausparkas­sen verlieren Kleinspare­r, die Summe der Spareinlag­en steigt trotzdem

- VON THOMAS PRESSBERGE­R Kommentar

Die österreich­ischen Bausparkas­sen sind mit dem Jahr 2017 insgesamt zufrieden, an ein paar Stellen drückt aber trotzdem der Schuh .„ Wir sehen zwar einen Rückgang beim Abschluss neuer Bausparver­träge, gleichzeit­ig aber einen Anstieg beim Spareinlag­en bestand “, sagt M an fredUrl, Generaldir­ektor derRai ff eisen Bausparkas­se und Vorsitzend­er des Arbeitsfor­ums Österreich­ischer Bausparkas­sen.

Der Rückgang im Neugeschäf­t um 9,7 Prozent von 773.629 auf 698.571 Verträge liege daran, dass sich kleine Bausparver­träge mit weniger als 30 Euro Einzahlung­ssumme pro Monat wegen der Niedrigzin­sen nicht rechnen, so Url. Nach Abzug der Gebühren bleibe praktisch nichts übrig. Die Zahl der Bausparkon­ten sank um 3,7 Prozent von 4,728 auf 4,552 Millionen. Damit ist Österreich in Europa immer noch Bausparlan­d Nummer eins.

Da die durchschni­ttlichen E in zahlungs summen bei großen Bausparver­trägen gestiegen sind, wuchs der Bestand der gesamten Spareinlag­en der Bausparkas­sen von 20,4 auf 20,5 Milliarden Euro. Trotzdem hofft Url, dass die Niedrigzin­sphase bald zu Ende geht, für die Branche sei diese sehr „herausford­ernd“.

Bei der Finanzieru­ngsleistun­g, sprich der Summe, die 2017 für Bauvorhabe­n vergeben wurde, erreichten die vier heimischen Bausparkas­sen – die Raiffeisen Bausparkas­se, Start:Bausparkas­se, S Bausparkas­se und Wüstenrot – mit gut drei Milliarden Euro ein Fünf-JahresHoch. Die Summe aller vergebenen Wohnbaudar­lehen der Bausparkas­sen stieg leicht auf 18,8 Milliarden Euro. Das durchschni­ttliche Darlehensv­olumen liegt derzeit bei rund 140.000 Euro.

Intensiver Wettbewerb

Zu denken gibt Url die stärker werdende Konkurrenz. „Mittlerwei­le haben sämtliche österreich­ische Banken das Wohnbauseg­ment entdeckt, der Wettbewerb ist ein sehr intensiver.“Auch klagt Url darüber, dass sich das Bausparkas­sengesetz seit mehr als 20 Jahren nicht verändert habe, der Markt und die Rahmenbedi­ngungen aber schon. Regulierun­gen seitens der EU und Österreich­s hätten die Bausparkas­sen stärker als die Mitbewerbe­r eingeschrä­nkt, unter anderem was großvolumi­ge Darlehen betreffe. Man suche bei diesem Thema das Gespräch mit der Politik.

2018 werde sich für die Branche nicht viel ändern, „die Themen bleiben die gleichen“, sagt Url. Es werde weiterhin Bausparein­lagen viel Wohnraum in Ballungsze­ntren geschaffen, ob die Immobilien­preise weiter steigen oder sich stabilisie­ren werden, wagte er nicht zu prognostiz­ieren. „Jedenfalls fließt viel Geld aus dem In- und Ausland in dieses Segment.“Vorsorgewo­hnungen sieht er als gutes Vorsorgepr­odukt, vor allem, wenn man später selber darin wohne. Er rechnet, dass auch heuer die Nachfrage nach Wohnbaudar­lehen anhält. Das Neugeschäf­t sollte sich nach drei rückläufig­en Jahren wieder stabilisie­ren.

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