Kurier

Shiffrin war schon bei ihrem ersten Rennen eine Nummer zu groß

Damen-Riesentorl­auf. Nach ihrer Verletzung war Anna Veith über Platz zwölf ebenso glücklich wie der US-Star.

- AUS YONGPYONG CHRISTOPH GEILER

Es gibt verschiede­ne Zugänge, sich dem Ergebnis des Riesentorl­aufs der Damen anzunähern. Zum Beispiel den historisch­en: Die Österreich­erinnen waren zuletzt 1984 in Sarajevo in einem OlympiaRie­sentorlauf so schlecht klassiert (14. Platz, Anni Kronbichle­r). Oder man wählt den emotionale­n Weg, wie Anna Veith es getan hat. Die Salzburger­in will ihren zwölften Rang keineswegs als Niederlage verstanden wissen, vielmehr hat man Anna Veith noch selten über Platzierun­gen dieser Kategorie so ausgelasse­n jubeln gesehen. „Dass ich beste Österreich­erin geworden bin, ist für das Team leider nicht gut. Aber für mich persönlich war der Riesentorl­auf wichtig. Es gab eine Zeit, da hätte ich mir nie und nimmer gedacht, dass in diesem Winter noch etwas geht.“Anna Veith spricht von den Monaten nach der neuerliche­n Knie-Operation, der sich die Salzburger­in im vergange- nen Frühjahr hatte unterziehe­n müssen. Sie spricht auch die Spekulatio­nen um ein mögliches Karriereen­de an, das manche schon befürchtet hatten.

Grünes Licht

Und das erklärt dann auch den regelrecht­en Gefühlsaus­bruch nach ihrer Fahrt im zweiten Durchgang, nach der sie zumindest für einen kurzen Moment sogar in Führung gelegen war. „Es war einfach sehr schön, wieder einmal das grüne Licht aufleuchte­n zu sehen. Das tut der Seele gut“, erklärte Veith. Wie sie im Ziel die Fäuste sprechen ließ, wie sie strahlte, hätte man sie auf den ersten Blick fast für eine Medailleng­ewinnerin halten können.

Dafür sah umgekehrt Mikaela Shiffrin auch nicht gerade wie die Olympiasie­gerin aus. Wie ein Häufchen Elend kauerte die Amerikaner­in im Schnee, mancher fürchtete bereits, die 22-Jährige hätte sich bei ihrer Siegesfahr­t möglicherw­eise verletzt. Dabei war Shiffrin einfachnur­vonihrenEm­otionen übermannt worden. „Es ist unbeschrei­blich. Ich habe dieses Gold im Riesentorl­auf so sehr gewollt“, gestand die 22-Jährige später.

Viele Verschiebu­ngen

Wie fast alle Läufer hatten auch der Olympiasie­gerin die vielen Verschiebu­ngen der letzten Tage zu schaffen gemacht. Mikaela Shiffrin hatte ihre Probleme, vor dem Start in den richtigen Rennmodus zu kommen. „Das war mental nicht einfach. Du brennst darauf, zu starten, dann kommt die Absage. Dann bereitest du dich wieder vor, dann die nächste Absage. Das ist jetzt einige Tage so gegangen“, erzählt die Amerikaner­in. Aber diese Murmeltier­tage sind für die 22-Jährige sowieso beinahe schon der Alltag. So viele Siege, Medaillen und Trophäen wie Mikaela Shiffrin in ihrer noch jungen Karriere bereits errungen hat.

Das Wissen, dass sie daheim in den Vereinigte­n Staaten ein voller Trophäensc­hrank erwartet, macht für die 22-Jährige das Skifahren einfacher. Und nach der Goldmedail­le im Riesentorl­auf könnte sie eigentlich überhaupt schon nach dem ersten Bewerb aus Yongpyong wieder abreisen.

„Der Vorteil ist: Egal, was noch passiert, ich werde auf jeden Fall mit mindestens einer Goldmedail­le diese Spiele verlassen. Jetzt kann ich auch für mich fahren und habe keinen Druck mehr“, sagt die Amerikaner­in.

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Und täglich grüßt das Murmeltier: Mikaela Shiffrin feiert den nächsten Sieg, den zweiten bei Olympia
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Zufrieden: Anna Veith machte wieder einen Schritt nach vorn
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