Shiffrin war schon bei ihrem ersten Rennen eine Nummer zu groß
Damen-Riesentorlauf. Nach ihrer Verletzung war Anna Veith über Platz zwölf ebenso glücklich wie der US-Star.
Es gibt verschiedene Zugänge, sich dem Ergebnis des Riesentorlaufs der Damen anzunähern. Zum Beispiel den historischen: Die Österreicherinnen waren zuletzt 1984 in Sarajevo in einem OlympiaRiesentorlauf so schlecht klassiert (14. Platz, Anni Kronbichler). Oder man wählt den emotionalen Weg, wie Anna Veith es getan hat. Die Salzburgerin will ihren zwölften Rang keineswegs als Niederlage verstanden wissen, vielmehr hat man Anna Veith noch selten über Platzierungen dieser Kategorie so ausgelassen jubeln gesehen. „Dass ich beste Österreicherin geworden bin, ist für das Team leider nicht gut. Aber für mich persönlich war der Riesentorlauf wichtig. Es gab eine Zeit, da hätte ich mir nie und nimmer gedacht, dass in diesem Winter noch etwas geht.“Anna Veith spricht von den Monaten nach der neuerlichen Knie-Operation, der sich die Salzburgerin im vergange- nen Frühjahr hatte unterziehen müssen. Sie spricht auch die Spekulationen um ein mögliches Karriereende an, das manche schon befürchtet hatten.
Grünes Licht
Und das erklärt dann auch den regelrechten Gefühlsausbruch nach ihrer Fahrt im zweiten Durchgang, nach der sie zumindest für einen kurzen Moment sogar in Führung gelegen war. „Es war einfach sehr schön, wieder einmal das grüne Licht aufleuchten zu sehen. Das tut der Seele gut“, erklärte Veith. Wie sie im Ziel die Fäuste sprechen ließ, wie sie strahlte, hätte man sie auf den ersten Blick fast für eine Medaillengewinnerin halten können.
Dafür sah umgekehrt Mikaela Shiffrin auch nicht gerade wie die Olympiasiegerin aus. Wie ein Häufchen Elend kauerte die Amerikanerin im Schnee, mancher fürchtete bereits, die 22-Jährige hätte sich bei ihrer Siegesfahrt möglicherweise verletzt. Dabei war Shiffrin einfachnurvonihrenEmotionen übermannt worden. „Es ist unbeschreiblich. Ich habe dieses Gold im Riesentorlauf so sehr gewollt“, gestand die 22-Jährige später.
Viele Verschiebungen
Wie fast alle Läufer hatten auch der Olympiasiegerin die vielen Verschiebungen der letzten Tage zu schaffen gemacht. Mikaela Shiffrin hatte ihre Probleme, vor dem Start in den richtigen Rennmodus zu kommen. „Das war mental nicht einfach. Du brennst darauf, zu starten, dann kommt die Absage. Dann bereitest du dich wieder vor, dann die nächste Absage. Das ist jetzt einige Tage so gegangen“, erzählt die Amerikanerin. Aber diese Murmeltiertage sind für die 22-Jährige sowieso beinahe schon der Alltag. So viele Siege, Medaillen und Trophäen wie Mikaela Shiffrin in ihrer noch jungen Karriere bereits errungen hat.
Das Wissen, dass sie daheim in den Vereinigten Staaten ein voller Trophäenschrank erwartet, macht für die 22-Jährige das Skifahren einfacher. Und nach der Goldmedaille im Riesentorlauf könnte sie eigentlich überhaupt schon nach dem ersten Bewerb aus Yongpyong wieder abreisen.
„Der Vorteil ist: Egal, was noch passiert, ich werde auf jeden Fall mit mindestens einer Goldmedaille diese Spiele verlassen. Jetzt kann ich auch für mich fahren und habe keinen Druck mehr“, sagt die Amerikanerin.