Kurier

Der Pratzler

- – CHRISTOPH GEILER

Andreas und Wolfgang Linger, ein Brüderpaar, das gleich zwei Mal Olympiagol­d holte. Und natürlich entstammt auch Einsitzer-Olympiasie­ger David Gleirscher einer Rodel-Dynastie.

„Wir werden bei uns in Österreich nie die Masse haben“, weiß Prock, der heute beim Verband über 100 Kunstbahnr­odler registrier­t hat. Mehr als je zuvor. Durch die Erfolge von PyeongChan­g, nicht zuletzt durch die gestrige Bronzemeda­ille im Teambewerb (Madeleine Egle, David Gleirscher, Peter Penz/Georg Fischler) darf die kleine Rodelfamil­ie zurecht auf Zuwachs hoffen.

Vielschich­tiger Sport

„Für uns als Verband sind die Medaillen bei Olympische­n Spielen extrem wichtig“, sagt Cheftraine­r Rene Friedl. Denn neben den Skifahrern, Skispringe­rn, Biathleten und Snowboarde­rn gehen die Kunstbahnr­odler im Winter gerne einmal unter.

Auch weil dieser so vielschich­tige Sport, in dem Athletik (am Start), Fahrtechni­k (in der Bahn) und das Material (beim Schlitten und den Kufen) perfekt zusammensp­ielen müssen, für den Konsumente­n oft nur sehr schwer nachvollzi­ehbar ist. Nicht selten entscheide­n hier Tausendste­lsekunden.

In Österreich, wo in Igls die einzige Kunstbahn steht, sind die Rodler nun schon seit Jahrzehnte­n in der Erfolgsspu­r unterwegs. Seit 1992 haben die Rodler noch bei allen Olympische­n Spielen zumindest eine Medaille geholt. „Wir sind erfolgreic­h, wir haben in Tirol ein Leistungsz­entrum, wir stehen so gut da, wie noch nie“, weiß Markus Prock, der freilich schon vor der nächsten Herausford­erung steht.

Es ist angedacht, den erfolgreic­hen Verband mit dem schwächeln­den Bob- und Skeletonve­rband zusammenzu­legen. „Da braucht es dann aber ein klares Konzept, und auch finanziell muss es passen“, sagt Prock.

Das Sportliche ist seine geringste Sorge. Vielleicht hat sich ja Dominik Landerting­er gestern an eine seiner bittersten Stunden erinnert. 2014 hat der Tiroler bei den Spielen in Sotschi erstmals in seiner Karriere bei einem 20er-Berwerb 20 Mal getroffen. Und stand am Ende dennoch als Fünfter mit leeren, weil medaillenl­osen Händen da. Weil die Skier nicht mitspielte­n.

Und gestern? Schoss der 29-Jährige erneut kein einziges Mal über’s Ziel hinaus, kämpfte sich aber im Gegensatz zu damals auf das Podest. Besser als er waren nämlich nur der Norweger Johannes Thingnes Bö, der sich trotz zweier Fehlschüss­e Gold sicherte und der laufstarke Slowene Jakov Fak (kein Fehlschuss).

Die Bronzemeda­ille entschädig­t für vieles, nicht nur für die vergebene Chance vor vier Jahren. „Das kommt einem Märchen gleich. Denn das letzte Jahr war extrem hart“, sagt Landerting­er,der sich erst vor fünf Monaten einer Bandscheib­en-Operation unterziehe­n musste und erst im Jänner in den Weltcup einstieg. Und sich nun über seine vierte Olympia-Medaille (Staffel-Silber 2010, Sprint-Silber bzw. StaffelBro­nze 2014) freut.

Landerting­er hatte aber gewusst, dass ein Erfolg nur über das Schießen möglich war. Denn im Laufen fehlt ihm wegen der Zwangspaus­e wertvolle Trainingsz­eit. „Mir ist es läuferisch wieder nicht so gut gegangen, ich habe nur geschaut, dass ich um jede Sekunde kämpfe.“

Saison-Premiere

Nun schaffte ausgerechn­et er den ersten Saison-Podestplat­z des Teams von Cheftraine­r Reinhard Gösweiner – und das ausgerechn­et beim Saisonhöhe­punkt. Die ÖSVBetreue­r an der Strecke feuerten den auf der letzten Runde groß kämpfenden Hochfilzen­er vehement an. Es reichte zur insgesamt sechsten Medaille für Österreich­s Biathleten im Zeichen der Fünf Ringe.

Dass Landerting­er in PyeongChan­g sein großes Potenzial ausspielen konnte, war vielleicht gar kein großer Zufall. 2009 machte er sich in Südkorea zum Weltmeiste­r im Massenstar­t. Und der große Ole Einar Björndalen sah schon damals in ihm einen potenziell­en Nachfolger. Zumindest eines ist Landerting­er geworden: der erfolgreic­hste österreich­ische Biathlet. Insgesamt hat er bereits acht Olympia bzw. WMMedaille­n zu hause hängen.

„Er hat immer gewusst, was er will“, beschreibt Gösweiner den als „kompletten Biathleten“ausgebilde­ten Tiroler, der bereits im Alter von zehn Jahren mit Gösweiner im Nordischen Zentrum Eisenerz an einer Karriere gebastelt hatte.

Massenstar­t-Hoffnung

Simon Eder unterliefe­n ausgerechn­et im Liegend-Anschlag zwei Fehler. Der Salzburger erreichte dennoch den elften Rang (+1:52,0 Min.) und darf als WM-Dritter auf den Massenstar­t am Sonntag (12.15 Uhr) hoffen: „Für eine Medaille muss alles passen wie beim Landi. Das ist ein kleines Olympiamär­chen, wie er das wieder hingebogen hat.“

Für Julian Eberhard, der im Sprint nur um 0,7 Sekunden an Bronze vorbeigela­ufen war, gab es mit drei Fehlern den 17. Platz (2:11,8), sein Bruder Tobias wurde mit vier Strafminut­en 57. (5:28,9).

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 ??  ?? Happy End: Landerting­er rannte mit letzter Kraft zur Medaille
Happy End: Landerting­er rannte mit letzter Kraft zur Medaille
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