Der Pratzler
Andreas und Wolfgang Linger, ein Brüderpaar, das gleich zwei Mal Olympiagold holte. Und natürlich entstammt auch Einsitzer-Olympiasieger David Gleirscher einer Rodel-Dynastie.
„Wir werden bei uns in Österreich nie die Masse haben“, weiß Prock, der heute beim Verband über 100 Kunstbahnrodler registriert hat. Mehr als je zuvor. Durch die Erfolge von PyeongChang, nicht zuletzt durch die gestrige Bronzemedaille im Teambewerb (Madeleine Egle, David Gleirscher, Peter Penz/Georg Fischler) darf die kleine Rodelfamilie zurecht auf Zuwachs hoffen.
Vielschichtiger Sport
„Für uns als Verband sind die Medaillen bei Olympischen Spielen extrem wichtig“, sagt Cheftrainer Rene Friedl. Denn neben den Skifahrern, Skispringern, Biathleten und Snowboardern gehen die Kunstbahnrodler im Winter gerne einmal unter.
Auch weil dieser so vielschichtige Sport, in dem Athletik (am Start), Fahrtechnik (in der Bahn) und das Material (beim Schlitten und den Kufen) perfekt zusammenspielen müssen, für den Konsumenten oft nur sehr schwer nachvollziehbar ist. Nicht selten entscheiden hier Tausendstelsekunden.
In Österreich, wo in Igls die einzige Kunstbahn steht, sind die Rodler nun schon seit Jahrzehnten in der Erfolgsspur unterwegs. Seit 1992 haben die Rodler noch bei allen Olympischen Spielen zumindest eine Medaille geholt. „Wir sind erfolgreich, wir haben in Tirol ein Leistungszentrum, wir stehen so gut da, wie noch nie“, weiß Markus Prock, der freilich schon vor der nächsten Herausforderung steht.
Es ist angedacht, den erfolgreichen Verband mit dem schwächelnden Bob- und Skeletonverband zusammenzulegen. „Da braucht es dann aber ein klares Konzept, und auch finanziell muss es passen“, sagt Prock.
Das Sportliche ist seine geringste Sorge. Vielleicht hat sich ja Dominik Landertinger gestern an eine seiner bittersten Stunden erinnert. 2014 hat der Tiroler bei den Spielen in Sotschi erstmals in seiner Karriere bei einem 20er-Berwerb 20 Mal getroffen. Und stand am Ende dennoch als Fünfter mit leeren, weil medaillenlosen Händen da. Weil die Skier nicht mitspielten.
Und gestern? Schoss der 29-Jährige erneut kein einziges Mal über’s Ziel hinaus, kämpfte sich aber im Gegensatz zu damals auf das Podest. Besser als er waren nämlich nur der Norweger Johannes Thingnes Bö, der sich trotz zweier Fehlschüsse Gold sicherte und der laufstarke Slowene Jakov Fak (kein Fehlschuss).
Die Bronzemedaille entschädigt für vieles, nicht nur für die vergebene Chance vor vier Jahren. „Das kommt einem Märchen gleich. Denn das letzte Jahr war extrem hart“, sagt Landertinger,der sich erst vor fünf Monaten einer Bandscheiben-Operation unterziehen musste und erst im Jänner in den Weltcup einstieg. Und sich nun über seine vierte Olympia-Medaille (Staffel-Silber 2010, Sprint-Silber bzw. StaffelBronze 2014) freut.
Landertinger hatte aber gewusst, dass ein Erfolg nur über das Schießen möglich war. Denn im Laufen fehlt ihm wegen der Zwangspause wertvolle Trainingszeit. „Mir ist es läuferisch wieder nicht so gut gegangen, ich habe nur geschaut, dass ich um jede Sekunde kämpfe.“
Saison-Premiere
Nun schaffte ausgerechnet er den ersten Saison-Podestplatz des Teams von Cheftrainer Reinhard Gösweiner – und das ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt. Die ÖSVBetreuer an der Strecke feuerten den auf der letzten Runde groß kämpfenden Hochfilzener vehement an. Es reichte zur insgesamt sechsten Medaille für Österreichs Biathleten im Zeichen der Fünf Ringe.
Dass Landertinger in PyeongChang sein großes Potenzial ausspielen konnte, war vielleicht gar kein großer Zufall. 2009 machte er sich in Südkorea zum Weltmeister im Massenstart. Und der große Ole Einar Björndalen sah schon damals in ihm einen potenziellen Nachfolger. Zumindest eines ist Landertinger geworden: der erfolgreichste österreichische Biathlet. Insgesamt hat er bereits acht Olympia bzw. WMMedaillen zu hause hängen.
„Er hat immer gewusst, was er will“, beschreibt Gösweiner den als „kompletten Biathleten“ausgebildeten Tiroler, der bereits im Alter von zehn Jahren mit Gösweiner im Nordischen Zentrum Eisenerz an einer Karriere gebastelt hatte.
Massenstart-Hoffnung
Simon Eder unterliefen ausgerechnet im Liegend-Anschlag zwei Fehler. Der Salzburger erreichte dennoch den elften Rang (+1:52,0 Min.) und darf als WM-Dritter auf den Massenstart am Sonntag (12.15 Uhr) hoffen: „Für eine Medaille muss alles passen wie beim Landi. Das ist ein kleines Olympiamärchen, wie er das wieder hingebogen hat.“
Für Julian Eberhard, der im Sprint nur um 0,7 Sekunden an Bronze vorbeigelaufen war, gab es mit drei Fehlern den 17. Platz (2:11,8), sein Bruder Tobias wurde mit vier Strafminuten 57. (5:28,9).