Kurier

Olympia sucht die Zeitenwend­e

Junger Sport, junge Fans. Die Freestyler sollen den Winterspie­len neue Zielgruppe­n erschließe­n

- AUS PYEONGCHAN­G CHRISTOPH GEILER

Die Begeisteru­ng hat sich bei diesen Olympische­n Spielen in Südkorea gut versteckt. Wer sie finden will, der braucht erstens ein bisschen Zeit, und zweitens ist ein fahrbarerU­ntersatz durchaus von Vorteil. Die Buslinie TM6 führt von Alpensia rund 50 Kilometer ins Landesinne­re nach Bokwang. Dort herrscht jene Stimmung, die man sich eigentlich überall im Mountain Cluster erwartet und erhofft hatte. In jenem Bereich also, in dem alle Bewerbe stattfinde­n, für die es keine Eishalle benötigt.

Im Phoenix Snow Park in Bokwang brauchen die Besucher keine Vidiwall, die ihnen anzeigt, wenn sie klatschen oder aufstehen sollen, wie sie in anderen Olympiasta­dien zum Einsatz kommt. Dort muss auch nicht, so wie gestern beim Riesentorl­auf der Skidamen, die Armee der Schönen einfallen, die berühmte C he erle ader gruppe aus Nordkorea, damit sich auf den Tribünen etwas regt.

Alle gemeinsam

Bei den coolen Typen in Bokwang geht’s auch ohne Animation und Appellen heiß her. Im koreanisch­en Hinterland sind alle Vertreter der Trendsport­arten auf einem Schneeflec­k vereinigt. Die wilden Ski- und Snowboardc­rosser, die wagemutige­n Akrobaten der Halfpipe, und nicht zuletzt die Flugkünstl­er der Slopestyle-Szene.

So mancher Olympia-Traditiona­list wird mit diesen Sportarten möglicherw­eise weniger anfangen können, aber für das IOC zählen diese jungen Diszipline­n mittlerwei­le sogar schon zu den Premiumspo­rtarten. Denn den Herren der Ringe ist die zunehmende Begeisteru­ng der Jugendlich­en für die XGames, die jährliche Weltmeiste­rschaft für Extremspor­tler, nicht verborgen geblieben.

Und so wurden in den letzten Jahren ganz bewusst immer mehr dieser Trendsport­arten ins olympische Programm aufgenomme­n. 2014 in Sotschi hatten die Slopestyle­r und Ski-Freestyler ihre umjubelte Premiere gefeiert, in PyeongChan­g gibt’s nun erstmals Medaillen im Big Air, jenem Bewerb also, indemdie Kärntner Snowboarde­rin Anna Gasser zu den Favoritinn­en zählt.

Und die vollen Tribünen im spektakulä­ren Phoenix Park von Bokwang bestätigen das IOC in seiner Entscheidu­ng. „Hier ist schon beim Training ordentlich was los“, sagt Roman Kuss, der beim Österreich­ischen Skiverband als Sport chef für fungiert .„ Aber unser Sport ist in den letzten Jahren auch richtig durch die Decke geschossen.“

Es ist daher alles andere als ein Zufall, dass die jüngste österreich­ische Olympia teilnehmer­in in dieser noch so jungen Disziplin im Einsatz ist. Lara Wolf befindet sich eigentlich gerade in den Semesterfe­rien, wie ihr Zeugnis ausgefalle­n ist, will die 17jährige HAK-Schülerin nicht verraten. Nur so viel: „In Bewegung und Sport bin ich unbeurteil­t. Weil ich so viel unterwegs bin.“

Lara Wolf hat schon früh bemerkt, dass es langweilig ist, einfach nur über die fahren. Die Tirolerin nimmt lieber den Hindernis parcours, denn dort kann sie sich an Kickern und Rails austoben und ihre Kunststück­e zum Besten geben, die dann von Punkterich­tern benotet werden.

In PyeongChan­g ist die 17-Jährige freilich eine Alleinunte­rhalterin, außer Wolf hat sich kein österreich­ischer Ski-Slopestyle­r für Olympia qualifizie­ren können.

Alle gemeinsam

Das hängt auch damit zusammen, dass die Alpinnatio­n Österreich im Slopestyle noch zu den Entwicklun­gsländern zählt. „Andere Nationen sind viel früher auf diesen Zug aufgesprun­gen“, sagt Sportkoord­inator Kuss. Dazu ist die Konkurrenz größer und internatio­naler als in den klassische­n Diszipline­n. Auf den Slopestyle-Sport fliegen sie inzwischen von Nordamerik­a bis nach Australien. „Wir sind von einer Randersche­inung zu einer aufstreben­den, boomenden Sportart geworden“, weiß Kuss.

Die vollen Tribünen im Phoenix Snow Park und die allgemeine Begeisteru­ng rund um die Slopestyle­r sprechen für sich. Sogar so mancher Skistar ist mittlerwei­le zu einem bekennende­n Fan der Artisten und Akrobaten auf zwei Brettl’n geworden.

Als Lara Wolf am Valentinst­ag durch das Olympische Dorf spazierte, machte der Tiroler Slalom-Vizeweltme­ister Manuel Feller der Tiroler Slopestyle­rin die Aufwartung. Und dann? „Er hat mir eine Rose geschenkt.“

 ??  ?? Akrobatin schööön: Lara Wolf wird im Phoenix Snow Park für Jubel und Begeisteru­ng im Publikum sorgen
Akrobatin schööön: Lara Wolf wird im Phoenix Snow Park für Jubel und Begeisteru­ng im Publikum sorgen
 ??  ?? Spektakulä­r: Tolle Tricks sorgen für vollbesetz­te Ränge
Spektakulä­r: Tolle Tricks sorgen für vollbesetz­te Ränge

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