Junge Dschihadisten auf der Anklagebank: Wollten sie Krieger für den IS rekrutieren?
Prozess. Würden sie nicht von mehreren vermummten Justizwachebeamten bewacht werden, könnte man meinen, die sieben Milchgesichter, die am Donnerstag den Schwurgerichtssaal betreten, haben sich bei einem Schulausflug im Landesgericht St. Pölten verlaufen. Dabei soll es sich bei den jungen Männern um Terror-Verdächtige handeln. Sie sollen geplant haben nach Syrien zu reisen, um dort für den Islamischen Staat (IS) zu kämpfen. Zuvor aber, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, hätten sie in Moscheen und im Gebetsraum des Universitätsklinikums St. Pölten aktiv für den IS geworben, um so weitere Mitstreiter und mögliche Kämpfer zu finden. Dem 20-jährigen Hauptangeklagten wird zusätzlich angelastet, dass er einen anonymen Zeugen zu einem Überfall auf ein Waffengeschäft in der Landeshauptstadt überreden wollte. Mit den erbeuteten Gewehren und Pistolen, erklärt der Staatsanwalt, wollte die Gruppe in den Krieg ziehen. Die Waffen hätten aber auch für „terroristische Zwecke“im Inland verwendet werden können, heißt es seitens der Anklage. Sogar sein Testament habe der 20-Jährige schon verfasst.
Bei einem groß angelegten Cobra-Einsatz am 6. März in St. Pölten konnten die Verdächtigen verhaftet werden. Der mysteriöse Zeuge hatte bei der Polizei geplaudert.
Die Verteidiger der Beschuldigten, darunter der prominente Rechtsanwalt Wolfgang Blaschitz, wiesen die erhobenen Vorwürfe zurück. Bei dem anonymen Zeugen würde es sich um einen „Wichtigtuer“handeln, die Pläne für einen Raubüberfall „dumme Äußerungen im Zuge eines Gesprächs“gewesen sein.
Nur einer der Angeklagten war am Donnerstag geständig. Der 23-Jährige wurde nicht rechtskräftig zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe, davon 16 Monate bedingt, verurteilt. Er wurde bereits enthaftet.