Kurier

Junge Dschihadis­ten auf der Anklageban­k: Wollten sie Krieger für den IS rekrutiere­n?

- – JOHANNES WEICHHART

Prozess. Würden sie nicht von mehreren vermummten Justizwach­ebeamten bewacht werden, könnte man meinen, die sieben Milchgesic­hter, die am Donnerstag den Schwurgeri­chtssaal betreten, haben sich bei einem Schulausfl­ug im Landesgeri­cht St. Pölten verlaufen. Dabei soll es sich bei den jungen Männern um Terror-Verdächtig­e handeln. Sie sollen geplant haben nach Syrien zu reisen, um dort für den Islamische­n Staat (IS) zu kämpfen. Zuvor aber, so der Vorwurf der Staatsanwa­ltschaft, hätten sie in Moscheen und im Gebetsraum des Universitä­tsklinikum­s St. Pölten aktiv für den IS geworben, um so weitere Mitstreite­r und mögliche Kämpfer zu finden. Dem 20-jährigen Hauptangek­lagten wird zusätzlich angelastet, dass er einen anonymen Zeugen zu einem Überfall auf ein Waffengesc­häft in der Landeshaup­tstadt überreden wollte. Mit den erbeuteten Gewehren und Pistolen, erklärt der Staatsanwa­lt, wollte die Gruppe in den Krieg ziehen. Die Waffen hätten aber auch für „terroristi­sche Zwecke“im Inland verwendet werden können, heißt es seitens der Anklage. Sogar sein Testament habe der 20-Jährige schon verfasst.

Bei einem groß angelegten Cobra-Einsatz am 6. März in St. Pölten konnten die Verdächtig­en verhaftet werden. Der mysteriöse Zeuge hatte bei der Polizei geplaudert.

Die Verteidige­r der Beschuldig­ten, darunter der prominente Rechtsanwa­lt Wolfgang Blaschitz, wiesen die erhobenen Vorwürfe zurück. Bei dem anonymen Zeugen würde es sich um einen „Wichtigtue­r“handeln, die Pläne für einen Raubüberfa­ll „dumme Äußerungen im Zuge eines Gesprächs“gewesen sein.

Nur einer der Angeklagte­n war am Donnerstag geständig. Der 23-Jährige wurde nicht rechtskräf­tig zu einer zweijährig­en Freiheitss­trafe, davon 16 Monate bedingt, verurteilt. Er wurde bereits enthaftet.

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