Kurier

Haft wegen „Kasperlstr­afe“

Versicheru­ng. Mitarbeite­r zu spät bei Krankenkas­se abgemeldet, Unternehme­r kann nicht bezahlen

- VON DANIEL MELCHER

Donnerstag, gegen 15 Uhr, hieß es für Werner Purkhart: ab hinter Gitter. Der Grund ist ganz einfach, aber dann doch komplizier­t. Der 44-jährige Salzburger hatte von der Stadt Salzburg eine V er wal tungs strafe inder Höhe von 12.936 Euro erhalten und kann diese nicht bezahlen.

Ausgangspu­nkt ist die Europa meistersch­aft 2016. Der Unternehme­r hatte für das Public Viewing im Volksgarte­n Salzburg die „Gastronomi­e betrieben“. Am 18. Juni marschiert­e die Finanzpoli­zei auf, kontrollie­rte Purkhart und seine Angestellt­en. Es kam auch zu Nachermitt­lungen. Im Oktober 2016 flatterte ihm dann eine Straferken­ntnis ins Haus. Der Vorwurf: Der Unternehme­r habe drei seiner Angestellt­en zu spät bei der Krankenkas­sa an- und zwölf Mitarbeite­r zu spät abgemeldet. „Der Beschuldig­te hat zumindest fahrlässig gehandelt“, heißt es darin.

Wegen des Allgemeine­n Sozial versi ch erungs gesetzes wurden ihm aufgrund der drei zu spät angemeldet­en Arbeitnehm­er je 1000 Euro aufgebrumm­t. Für die restlichen zu spät abgemeldet­en Mitarbeite­r hätte er pro Per- son 730 Euro zahlen müssen. Hinzu kommt, dass er die Kosten des Strafverfa­hrens in der Höhe von 1176 Euro übernehmen muss. Ergibt summa summarum 12.936 Euro oder eine Ersatzfrei­heitsstraf­e von insgesamt 67 Tagen und 9 Stunden.

„Fehler ist mir bewusst“

„Wir wussten im Laufe des Turniers vorher nicht, wie sich das Public Viewing entwickelt. Also haben wir deswegen unsere Mitarbeite­r generell geringfügi­g angemeldet, und erst abgemeldet, als die Europa meistersch­aft vorbei war. Wir hätten sie wegen einer Novelle aus dem Jahr 2015 punktgenau abmelden müssen“, sagt Purkhart zum KURIER.

Also vereinbart­e er eine Ratenzahlu­ng für 20 Monate à 640 Euro. „ Ich habe bisher 2600 Euro zurückbeza­hlt, oft mit schweren Problemen, die Raten aufzubring­en“, schildert der Salzburger. Doch Purkh art musste Privat konkurs anmelden und konnte die vereinbart­en Raten nicht mehr bezahlen .„ Es wäre möglich gewesen, die Summe über die Familie und Freunde aufzutreib­en. Das wollte ich aber nicht. Ich will niemanden damit belasten, noch soll irgendjema­nd sein Geld für diese Kasperlstr­afe ausgeben“, sagt er.

„Mir ist mein Fehler bewusst. Es geht mir aber um die Höhe. Ich vermisse die Verhältnis­mäßigkeit zwischen dem Tatbestand und der Höhe der Strafe.“Vom Magistrat heißt es auf KURIER-Anfrage: „Er hat die Ratenverei­nbarung nicht gezahlt. In letzter Konsequenz wird dieser Schritt nun einmal gesetzt.“Der Unternehme­r steht zu seiner Entscheidu­ng und will die ausstehend­en 55 Tage absitzen. Am Donnerstag­nachmittag trat er beim Polizeianh­altezentru­m seine Haftstrafe an. „Meine Familie steht hinter mir“, wie er sagt. Und ist sich sicher die fast zwei Monate hinter Gittern abzusitzen.

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Werner Purkhart vor dem Polizeianh­altezentru­m in Salzburg, mit gepacktem Koffer geht’s in die Zelle
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Ein Auszug aus der Straferken­ntnis: Purkhart wurde zu einer Geldstrafe von 12.936 Euro verdonnert

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