Kurier

Generation­enkonflikt in den Bergen

St. Josef am Berg. Harald Krassnitze­r spielt auf ORF2 einen selbstgefä­lligen Dorf kaiser

- VON MARCO WEISE

Die Wiesen sind saftig, die Berge leuchten und die Brettljaus­e duftet. Die optischen Rahmenbedi­ngungen des TV-Zweiteiler­s „St. Josef am Berg“, der heute, Freitag, um 20.15 Uhr auf ORF2 seinen Auftakt feiert, erinnern einen an den „Bergdoktor“oder „Klingendes Österreich“.

„Aber die Idylle täuscht“, sagt Harald Krassnitze­r im KURIER-Interview. Die schöne Landschaft werde zwar „immer wieder ins Bild gerückt, aber die Charaktere, die Figuren strahlen alles andere als Harmonie aus. Sie haben alle eine unterschie­dliche Haltung, es ist eine merkwürdig­e Mischung aus einer pflichtbew­ussten Aufrechter­haltung von Traditione­n und partikular­en Interessen. Dadurch entsteht eine Diskrepanz, entstehen Reibereien, die für humorvolle Mo- mente sorgen. Eine Bergdoktor-Romantik sehe ich da keine“, sagt Krassnitze­r, der einen gewissen Josef Pirnegger verkörpert. Einen HotelBesit­zer mit besten Kontakten zu Politik und Wirtschaft, der sich im Dorf die Welt richtet, wie er sie gerade braucht. Gemeint ist damit die österreich­ische Variante des Mauschelns, die Bevorzugun­g der eigenen Interessen, die hierzuland­e schon noch sehr ausgeprägt sei. „Mir wäre nicht entgangen, dass sich der ehemalige Finanzmini­ster Grasser im Rahmen des BUWOG-Prozesses verantwort­en muss; mir wäre nicht entgangen, dass der Steuerzahl­er in den vergangene­n Jahren zehn Milliarden Euro für den Bankenskan­dal um die Hypo Alpe-Adria ausgeben musste; mir wäre nicht entgangen, dass im Rahmen der Eurofighte­r-Affäre einige Sachen unter der Hand abgesproch­en wurden“, sagt Harald Krassnitze­r.

Vor einer malerische­n Kulisse – gedreht wurde im salzburger­ischen Rauris – geht es in „St. Josef am Berg“aber nicht nur um die Technik des Sich-Richtens, sondern auch um länderüber­greifende Konflikte, die eben auftre- ten, wenn norddeutsc­he Korrekthei­t auf österreich­ische „Schau-ma-moi“-Mentalität trifft.

Pief ke vs. Ösis

Auf den Konflikt zwischen Ösis und Piefkes wird aber nur dezent angespielt, viel mehr geht es „um Streitigke­iten und Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen den Generation­en“, sagt der gebürtige Grödiger Krassnitze­r, der bei den Dreharbeit­en aber keinen Heimvortei­l mehr genoss, da er schon lange nicht mehr in der Gegend lebt.

Da es sich vordergrün­dig um eine Produktion fürs deutsche Fernsehen (ARD) handelt, wurde der Pinzgauer Dialekt flachgebüg­elt – und damit auch die Story.

Den zweiten und vorzeitig auch letzten Teil von „St. Josef am Berg“gibt es am Samstag (20.15 Uhr, ORF2).

 ??  ?? Svea (Paula Kalenberg) mit Josef Pirnegger (Harald Krassnitze­r)
Svea (Paula Kalenberg) mit Josef Pirnegger (Harald Krassnitze­r)
 ??  ?? Im Trachtenja­nker und Dirndl: Krassnitze­r mit Petra Morzé
Im Trachtenja­nker und Dirndl: Krassnitze­r mit Petra Morzé

Newspapers in German

Newspapers from Austria