Kurier

„Ohne Kampfeslus­t wird’s nicht gehen“

Kogler & Kollegen. Grüne rappeln sich vier Monate nach Niederlage auf und starten ihr Comeback

- – RAFFAELA LINDORFER

„Wie legen wir es an?“, fragt Werner Kogler mit hochgekrem­pelten Hemdsärmel­n in die Runde. Den Grünen geht es an diesem neblig-kalten Samstagnac­hmittag in WienLeopol­dstadt ums Zuhören und die Zukunft; das impliziert schon der Titel der Veranstalt­ung: „ZuKUNFThör­en“.

Input holte sich die gebeutelte Bundespart­ei bei den rund 300 Anwesenden – die Hälfte davon Interessie­rte, die zuvor nicht bei der Partei waren. In fünf Gruppen wurde zu den Themen Umwelt, Integratio­n, Arbeitsmar­kt, Soziales und Gleichstel­lung diskutiert; jeweils mit einem Experten im Mittelpunk­t, darunter etwa Ex- Flüchtling­skoordinat­or Ferry Maier oder Gewerkscha­fter Roman Hebenstrei­t.

An bekannten Grün-Köpfen waren die Wiener Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou, die nö. Landeschef­in Helga Krismer sowie die Spitzenkan­didaten der Landtagswa­hlen in Salzburg und Kärnten, Astrid Rössler und Rolf Holub, vertreten.

Auch sie hören genau hin: Was wollen die Leute? Im Publikum sagt einer die Stichworte „Ziele und Strukturen“, andere rufen „Aktionismu­s“und „Sichtbarke­it“.

Und als Kogler dann einen fast halbstündi­gen Vortrag über Ökologie und Soziales hält, schreit einer: „Werner, du überziehst auf Kosten der Diskussion.“

„Sogwirkung“

Ah ja, zuhören. Also: „Was ist Grün? Was treibt uns an? Wozu braucht es die Grünen?“

Für Kogler sind das keine rhetorisch­en Fragen. „Es muss sich etwas Grundlegen­des ändern“, betont er. Denn dass es nicht reiche, anderen die Welt zu erklären, sondern dass man auch „breitentau­glich und authentisc­h“sein müsse, hat die Öko-Partei durch ihren Rauswurf aus dem Nationalra­t auf die harte Tour lernen müssen.

Veranstalt­ungen wie diese soll es ab Mai, wenn die Landtagswa­hlen überstan- den sind, auch in anderen Städten geben. Die Ideensamml­ung dort ist die Basis, die großen Entscheidu­ngen werden dann beim Bundeskong­ress im Herbst getroffen. Für Kogler kann es gar nicht schnell genug gehen: „Es geht gerade eine enorme Sogwirkung von der Grünen Idee aus. Die müssen wir jetzt nutzen.“

Wie seine Position künftig aussehen könnte, lässt er offen. Der Steirer wurde nach der Niederlage bei der Nationalra­tswahl als Chef installier­t und konnte den drohenden Konkurs der Bundespart­ei abwenden. Viele, die angesichts anderer noch aktiver Alt-Grüner mit den Augen rollen, wünschen sich weiterhin ihn als Bundesspre­cher. Kogler ziert sich, scheint dem Frieden noch nicht recht zu trauen. Und eines macht er jetzt, vier Monate nach der Wahlnieder­lage, vor Publikum klar: „Die Trauer, die Enttäuschu­ng, sollte vorbei sein. Bei mir ist jedenfalls längst eine Entschloss­enheit, eine Zuversicht zurückgeke­hrt.“

Und auch eine Kampfeslus­t, fügt er hinzu. „Ohne die wird’ s nicht gehen.“Applaus.

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Werner Kogler treibt die Grünen zu neuer Entschloss­enheit an

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